Bochum. In der Bochumer Jahrhunderthalle zeigen junge Skater in einer Performance, was bei ihrem Sport alles möglich ist. Sonst aber erfährt man wenig.

Ein schmales Brett mit vier Rollen darunter: Das Skateboard fasziniert die Menschen schon seit den 50er Jahren. Bei der Ruhrtriennale verwandelt die dänische Choreographin Mette Ingvartsen die Bochumer Jahrhunderthalle jetzt in einen „Skatepark“, der erahnen lässt, wie viel Kraft, Schweiß und Ausdauer es braucht, um diesem Sport die nötige Eleganz zu schenken.

Schade nur, dass die Performance über eine fröhliche Leistungsschau talentierter junger Skateboarder nicht hinaus geht.

Zu Beginn gehört die Bühne dem Nachwuchs. Jugendliche aus der regionalen Skaterszene säumen die in sanften Brauntönen gehaltene Szenerie aus Rampen, Kanten und kleineren Hindernissen. Sie rollen entspannt über die Fläche, wirbeln mit ihren Boards durch die Luft – ehe langsam die Profis das Kommando übernehmen. Eine junge Frau wirft ihr Skateboard auf den Boden, springt athletisch hinterher und dreht anmutig ein paar Runden. Wer einmal selbst auf so einem kippeligen Ding gestanden hat, der weiß, wieviel dazugehört, damit es so cool aussieht wie bei ihr.

„Skatepark“ ist ein fein choreographiertes Durcheinander

Rund ein Dutzend junger Skater in Jeans, Jogging- und Latzhosen säumen schließlich in einem fein choreographierten Durcheinander die Bühne. Ihren geschickten Moves und waghalsigen Manövern zuzusehen, ist ein Vergnügen. Zu pulsierenden Techno- und Metalklängen, teils auch selbst gesungen und gespielt, stacheln sie sich zu immer neuen Leistungen an: Mal stapeln sie ihre Boards zu Hindernissen, die es zu überwinden gilt, mal messen sie sich im Handstand. Wer schafft den längsten?

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Die unbekümmerte Heiterkeit, mit der das Ensemble in kurzweiligen 70 Minuten zu Werke geht, wirkt durchaus ansteckend, obwohl längst nicht alles glatt läuft. Wenn ein nach einem Sprung verunglücktes Board nur um wenige Zentimeter am Kopf des Nebenmanns vorbeischießt, stockt den Zuschauern (und wohl auch den Skatern) kurz der Atem. Manchmal stehen sie völlig entkräftet am Bühnenrand und nehmen einen Schluck aus der Wasserflasche. Den vergossenen Schweiß glaubt man am Ende im Saal fast zu riechen.

Am Ende gab es in Bochum großen Jubel für die junge Crew

Dabei geht es Mette Ingvartsen weniger um das Vorführen und Abfeiern von Akrobatik und Virtuosität, sondern mehr um das schlichte Zusammensein einer Gruppe „ganz normaler“ junger Leute. Doch leider erfährt man an diesem Abend kaum etwas über sie: nichts über ihren Zusammenhalt, nichts über ihre Hoffnungen und Sehnsüchte, gar nichts über ihre Träume. In den wenigen, etwas ruhigeren Passagen wandern sie mit Masken durch den Saal und bleiben den Zuschauern dabei ebenso fremd.

So hat man an diesem Abend eine Menge übers Skateboarden erfahren, über seine Tricks und die Gefahren. Seine Seele hat man nicht entdeckt. Großer Jubel für die sympathische junge Crew.