An Rhein und Ruhr. Branche fürchtet, dass der Windkraft-Ausbau in NRW durch geplante Abstandsregel zum Erliegen kommt. 2020 war das zweitschwächste Jahr.

75 Windkraft-Unternehmen haben in einem offenen Brief Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) davor gewarnt, dass der Windenergie-Ausbau in Nordrhein-Westfalen praktisch zum Erliegen kommen könnte. In dem Schreiben vom 25. Januar 2021 wird der schwarz-gelben Landesregierung eine "Politik der Verunsicherung und Verhinderung" vorgehalten.

Jüngstes Beispiel: die bei Windkraftprojekten in NRW geplante 1000-Meter-Abstandsvorgabe selbst bei Kleinsiedlungen ab zehn Wohngebäuden. Kein anderes Bundesland handhabe den Abstand derart restriktiv, klagen die Firmen in dem Brief. In der Folge schrumpfe das Flächenpotenzial  für Windräder in NRW dramatisch - auf nur 0,5% der Landesfläche. Auch das fällige Repowering, also das Ersetzen von Altanlagen durch leistungsstarke neue, werde massiv beschränkt. De Facto drohe sogar ein Rückbau, warnen die Unternehmen.

Investitionen von einer halben Milliarde Euro jährlich in Gefahr

"Unter den Vorzeichen der pauschalen Abstandsauslegung wird Windenergie als wichtige Treiberin der Energiewende völlig unverständlicherweise ausgebremst", klagt Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE). Der offene Brief an Ministerpräsident Laschet ist unterzeichnet von Firmen wie Enercon, Naturwerk oder WestfalenWind. Die Betriebe halten der NRW-Regierung vor, Investitionen von jährlich einer halben Milliarde Euro zu gefährden - und das mitten in der Wirtschaftskrise.

Schon 2020 war beim Windkraftausbau für NRW das bisher zweitschwächste Jahr. Zwar gingen 92 neue Anlagen ans Netz, weil aber zugleich auch 32 stillgelegt wurden, lag der Nettozubau bei lediglich 60 Windrädern mit einer Gesamtleistung von 281,8 Megawatt. "Vor dem Hintergrund, dass NRW beim Kohleausstieg vorangeht und in diesem Jahr mindestens 3.740 Megawatt Kohleleistung abschaltet, fragt sich, wie die Energiewende in Zukunft funktionieren soll", sagte eine LEE-Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion.

Zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft gefordert

Der zum Erreichen der Klimaziele benötigte Ausbau liege allein in NRW bei jährlich 1.160 Megawatt: "Das entspricht etwa 210 modernen 4,5 Megawatt-Anlagen", rechnete die Branchensprecherin vor. Windräder benötigen Platz. "Damit NRW seinen notwendigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele im Bund leisten kann, müssten mindestens zwei Prozent der Landesfläche für den Ausbau der Windenergie zur Verfügung gestellt werden", heißt es in dem offenen Brief an den Ministerpräsidenten.

Nachbarbundesländer orientierten sich bei Bereitstellung von Flächen an eben jener Zwei-Prozent-Marke, heißt es weiter. Versprechen, zumindest die in Wäldern durch Trockenheit und Borkenkäfer entstandenen Schadensflächen für Windenergie vorrangig freizugeben, seien von der NRW-Landesregierung immer noch nicht eingelöst worden.

SPD und Grüne unterstützen den Brandbrief

Unterstützung kommt von der Opposition im Düsseldorfer Landtag: "Die geplante Abstandsregel gefährdet massiv Arbeitsplätze in der Zukunftsbranche Windkraft", warnte SPD-Fraktionsvize André Stinka. Die Landesregierung müsse von der Abstandsregel abzurücken. So sieht es auch Wibke Brems von den Grünen. "Der Brandbrief der Windkraftunternehmen ist ein Hilferuf. Es wäre fatal, wenn dieser bei der Landesregierung kein Gehör fände", mahnte die Energie-Expertin gegenüber der Redaktion.