Eibergen. Teilerfolg für langjährige Bewohner eines niederländischen Campingplatzes. Doch sie protestieren weiter gegen geplanten Luxus-Umbau.
Der Campingplatz liegt düster und verlassen hinter einer Schranke im Winternebel. Sträucher und Bäume sind gerodet, die meisten Wohnwagen und Hütten verschwunden. Nur vereinzelt herumstehende Gartenstühle und Blumentöpfe erinnern an frühere Mieter. Endzeitstimmung in einem ehemaligen Naturparadies.
Die wenigen letzten Verbliebenen hätten bis Jahresende gehen sollen – so forderte es der Investor, der den an einem von Wald umgebenen See zwischen Winterswijk und Enschede gelegenen Platz „De Fontein“ zu einem Luxusresort umgestalten will. Doch einen Tag vor Heiligabend flatterte Post in die Briefkästen der Camper: Der rebellische Haufen kann erstmal bleiben – bis Ende 2025. Aufschub kurz vor der Zwangsräumung.
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Luxus-Unterkünfte statt Campingplatz
Die Handvoll Camper sind erleichtert. Cristi Kluivers und Leo Schilderinck, beide 71, gute Freunde seit Kindertagen und Anführer des Protests, verbrachten die Feiertage gemeinsam auf dem Platz und stießen an auf den Teilerfolg. „Wir haben ein köstliches Weihnachtsessen zubereitet: Wildbouillon, Rehkeule, gedünstete Birnen, Rotkohl und Apfelmus. Dazu ein gutes Glas Rotwein. Zum Nachtisch gab es Käse und Limoncello“, berichtet Kluivers.
Der gemeinsame Kampf niederländischer und deutscher Camper gegen ihre Vertreibung hat sich rund um das Städtchen Eibergen zu einem Politikum ausgewachsen. Nach dem ersten NRZ-Bericht im November griff die niederländische Lokalpresse das Thema auf, der Stadtrat hat die Vorgänge auf „De Fontein“ im Januar auf die Tagesordnung gehoben.
Druck auf Camping-Investor nimmt zu
Warum der Investor, die Metanoia-Gruppe aus Lelystad in der weit entfernten Provinz Flevoland, seine Pläne geändert hat, ist nicht ganz klar. „Wir glauben, dass die Metanoia ihre Felle schwimmen sieht, da sich von allen Seiten mittlerweile Widerstand gegen das Projekt formiert“, vermutet Manfred Gnip, Ex-Bergmann aus Herten und einer derer, die sich weigern, zu gehen.
Die Metanoia-Gruppe ließ eine Anfrage dieser Redaktion zunächst unbeantwortet. In dem Brief an die Camper, der der NRZ vorliegt, spricht der Investor von einem neuen Konzept: „Anstelle der Vermietung fester Jahresstellplätze wird sich der Betrieb darauf konzentrieren, Aufenthaltsunterkünfte in Eigenregie an wöchentlich/täglich wechselnde Gäste zu vermieten.“
Dauercamper sind aus Sicht des Betreibers wenig lukrativ
Keine Überraschung für Thomas Reimann, Sprecher des ADAC-Campingportals Pincamp. In den Niederlanden, aber auch in Deutschland kündigten immer mehr Betreiber den Dauermietern, denn Urlauber seien die lukrativere Klientel. „Die meisten Dauercamper zahlen für ihren Stellplatz 800 bis 1500 Euro pro Jahr. Vermieten die Betreiber einen Standplatz an Urlauber, nehmen sie dafür in der Hauptsaison 20 bis 100 Euro pro Tag“, so Reimann. „Deshalb werden die Dauercamper verdrängt.“
Die Metanoia-Gruppe bietet den Campern zwar eine Entschädigung an. Doch die ist aus Sicht der Betroffenen lächerlich niedrig. 1920 Euro soll Ex-Bergmann Gnip bekommen, falls er sein Mobilheim bis Ende 2025 räumt. Nach eigenen Angaben hat er jedoch fast 7000 Euro investiert. Cristi Kluivers, die als Fotokünstlerin arbeitet und auf dem Platz ein Atelier betreibt, hat sogar mehr als 90.000 Euro ausgegeben. „Wir haben diesen Ort seit 20 Jahren aufgebaut“, sagt sie. Kluivers und die anderen wollen bleiben, und zwar über 2025 hinaus: „Wir kämpfen weiter.“