Ameland. In dieser Woche feiert die niederländische Insel Ameland wieder „Sunneklaas“. Eine bizarre Machtdemonstration, die aufhören muss. Ein Kommentar.

Keine harmlose Folklore, sondern bizarre Machtdemonstration: Das Sunneklaas-Fest auf Ameland ist – genau wie der in Verruf geratene Klaasohm-Brauch auf der Insel Borkum – Ausdruck eines frauenfeindlichen Weltbildes. Erschreckend ist auch hier, wie viele Inselbewohner – und vor allem Bewohnerinnen – diesen Brauch verteidigen, als sei er unantastbares Kulturgut.

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Statt sich kritisch damit auseinanderzusetzen, betonen die Insulaner öffentlichkeitswirksam, die Tradition gehöre fest zu Ameland. Aus Angst, man könne ihnen ihren Inselbrauch wegnehmen. Wenn Frauen zwei Tage lang indirekt gezwungen sind, ihr Haus nicht zu verlassen, weil ihnen sonst Gewalt droht, während Männer die Straßen kontrollieren und sich als mutige Geistervertreiber geben, ist das schlichtweg frauenverachtend.

Sunneklaas auf Ameland: „Die Jagd auf Frauen ist keine Tradition“

Fragen wie „Warum bleibt sie nicht einfach zu Hause, wenn sie nicht mitmachen will?“ sind in diesem Fall völlig fehl am Platz. Vielmehr stellt sich die Frage, warum die beteiligten Männer solch einen Gefallen daran finden, Frauen zu schlagen.

Die Antwort ist bitter: Es geht um Macht, Kontrolle und das Festhalten an patriarchalen Vorstellungen. Doch die Jagd auf Frauen ist keine Tradition. Viel weniger noch sollte es die Gewalt an Frauen sein. Nicht auf Ameland – und auch nicht auf Borkum.