An Rhein und Ruhr. 155 Femizide hat es 2023 deutschlandweit gegeben. Auch in NRW nimmt die Gewalt gegen Frauen zu. Warum dabei auch der Begriff entscheidend ist.

Täglich versucht ein Mann in Deutschland, seine (Ex-)Frau zu töten. An jedem dritten Tag gelingt es. Mehr als 150 Frauen mussten im vergangenen Jahr durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners sterben. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Begriffe wie „Beziehungstat“ oder „Ehedrama“ verharmlosen dabei oftmals das Ausmaß einer solchen Tat und sind falsch gewählt. Sie suggerieren eine Mitschuld der Frau.

Bei einem Femizid geht es nämlich nicht um Beziehungsprobleme oder Ehekrisen. Es geht stattdessen um tief verankerte Ungerechtigkeit, ein übermäßiges Machtgefühl, Besitzansprüche – und die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts. Ein strukturelles Problem. Mit einem „Drama“ hat das also nur wenig gemeinsam. Das Wording muss sich dringend ändern.

Häusliche Gewalt in NRW: Es braucht mehr Sichtbarkeit!

Gleichzeitig muss das Problem an der Wurzel gepackt werden: Denn auch die Fälle häuslicher Gewalt steigen in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich an. Klar, nicht jeder Fall von häuslicher Gewalt endet in einem Femizid. Häufig aber geht einem Femizid häusliche Gewalt voraus. Das Problem: Unterfinanzierte Frauenberatungsstellen, oftmals belegte Frauenhäuser.

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Wenn sich eine Frau traut, häusliche Gewalt zur Anzeige zu bringen, sollte sie sich niemals schutzlos, hilflos, ausgeliefert fühlen. Sie sollte stattdessen einen rechtlichen Anspruch auf Hilfe haben – und diese auch sofort bekommen. Das geplante Gewalthilfegesetz der Bundesregierung ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Doch es sollte sich auch gesellschaftlich einiges tun: Kein Mann sollte sich im Recht fühlen, wenn er seine Hand gegenüber einer Frau erhebt – und kein Mann sollte eine Frau jemals als seinen „Besitz“ ansehen dürfen.

Und es braucht mehr Sichtbarkeit: Der Begriff Femizid wird derzeit im Gesetz weder benannt noch definiert. Das muss sich ändern, Taten dieser Art sollten härter als bisher bestraft werden. Denn Fälle wie die der 33-jährigen Marathon-Läuferin Rebecca Cheptegei spielen sich eben nicht nur im weit entfernten Kenia ab, manchmal lauert das Unvorstellbare auch vor der eigenen Haustür, wie etliche Fälle aus der Vergangenheit zeigen.