Oudorp. Kelly Kuijper traute ihren Augen nicht, als sie von Seattle nach Holland kam. Ihr Sohn hatte am Telefon vom Märchenland vorgeschwärmt.
Das Klischee ist komplett: Eine historische Mühle mitten im Grünen, vor dem Eingang stehen Klompen bereit, hinten auf dem Deich wird geradelt, und am Wasser wartet das kleine Bötchen schon auf die Ausfahrt. Die Ambachtsmolen in Oudorp, drei Kilometer vom historischen Zentrum Alkmaars entfernt, ist typisch Holland.
Hier hat sich Han Kuijper ein kleines Paradies aufgebaut. 1998 schloss er seine Müllerausbildung ab und begann im Jahr 2000, die 1632 erbaute Windmühle zu restaurieren. Dann kam Kelly aus Seattle...
Kelly, wie hat es dich nach Holland verschlagen?
Kelly Kuijper: Mein Sohn ist vor einigen Jahren nach Europa geflogen und wollte den alten Kontinent entdecken. In Holland hat es ihm am besten gefallen. Als er in Amsterdam und Alkmaar war, hat er mich angerufen: „Mama, es ist so schön hier, du musst kommen und dir das selber ansehen.“ Von Alkmaar hatte ich noch nie gehört, ich war ja noch nie in Europa, sondern kannte nur Städte wie Paris, London, Rom, Athen oder Berlin vom Namen.
Von Seattle nach Oudorp, das muss ein Kulturschock für dich gewesen sein...
So war es auch, aber wunderschön. Ich habe mich sofort in die Gegend verliebt – und Han hat auch ein bisschen dazu beigetragen (lacht). Ihn habe ich in Alkmaar getroffen, dann hat er mir hier draußen seine Windmühle gezeigt. Ich dachte, ich wäre im Märchenland – und Han ist mein Prinz.
Du hast also in den USA alles hinter dir gelassen und bist in dieses kleine Land in Europa gezogen?
Genau so war es! Nach der Trennung von meinem Ex-Mann war ich allein und für eine Veränderung offen. Ich habe also in Seattle alles aufgelöst, bin wieder nach Amsterdam geflogen und bei Han in die Mühle in Oudorp eingezogen. Vor drei Jahren haben wir geheiratet.
Was war die größte Umstellung?
Die USA sind ein sehr großes Land, die Entfernungen sind viel weiter, alles wird mit dem Auto erledigt, selbst die kürzesten Wege zum Supermarkt oder so. Hier ist es viel kleiner, gemütlicher. Wir fahren mit dem Rad oder dem Boot, das kannte ich vorher nicht, macht mir aber Riesenspaß. Es ist eine schöne Art, das Leben zu genießen, nicht so schnelllebig und hektisch.
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Vermisst du trotzdem die Heimat?
Natürlich, wenn man sein Land verlässt, in dem man großgeworden ist und seine Familie hat, vermisst man das immer. Wenn ich in die USA fliege und in Seattle Freunde treffe, dann bin ich immer sehr aufgewühlt. Trotzdem komme ich dann immer gerne wieder in die Niederlande zurück und fühle mich hier wohl.
Kommt deine Familie zu Besuch nach Oudorp, dein Sohn, dem du dein neues Leben in Holland irgendwie zu verdanken hast?
Ja, meine Kinder kommen einmal im Jahr. Sie wohnen dann in unserem Hausboot, das lieben sie. Meine Söhne leben in San Francisco, dort ist es sehr geschäftig. Hier ist es entspannt, sie lieben es, dass man von hier aus mit dem Fahrrad zum Meer fahren kann oder sich schöne Städte wie Alkmaar oder Amsterdam ansehen kann.
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Wie verbringst du den Tag?
Ich helfe Han in unserem Ferienhaus und mit dem Hausboot. Außerdem arbeite ich als Coach, berate online Frauen, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Da hier alle Leute Englisch sprechen, ist das kein Problem, ich kann aber auch schon ein bisschen Niederländisch.
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Haus und Hausboot
Bei Han und Kelly Kuijper von der Ambachtsmolen gibt es zwei Übernachtungsmöglichkeiten: ein Holzhaus, in dem auch die Einrichtung authentisch ist, sowie ein Hausboot („Liefke“). Das niederländisch-US-amerikanische Paar bietet seinen Gästen auch Fahrräder und ein Boot für schöne Freizeittouren an.
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