Essen. Bei Thyssenkrupp ist mit der Klarheit zur Staatsförderung für den Stahl ein Problem gelöst – doch viele Herausforderungen stehen noch an.

In vielerlei Hinsicht gibt es nun endlich mehr Klarheit für Thyssenkrupp: Der Aufbau einer Grünstahl-Produktion in Duisburg kann beginnen. Es eröffnet sich eine Perspektive für Europas größten Stahlstandort. Mit dem Ende der Hochöfen kann etwas Neues beginnen.

Für kaum ein anderes Unternehmen in Deutschland ist Wasserstoff von so entscheidender Bedeutung wie für Thyssenkrupp: Vor wenigen Tagen hat der Essener Industriekonzern erfolgreich seine Dortmunder Hoffnungsträger-Firma Nucera an die Börse gebracht, die Anlagen für die Wasserstoff-Wirtschaft nahezu in aller Welt entwickelt. In der Stahlstadt Duisburg wiederum wird aller Voraussicht nach schon in wenigen Jahren Wasserstoff in schier unglaublichen Mengen benötigt. Ab 2029 will Thyssenkrupp jährlich rund 143.000 Tonnen Wasserstoff verbrauchen. Das entspricht alle zwei Stunden der Füllmenge des Gasometers Oberhausen.

Allein dieses Detail zeigt, dass längst nicht alle Probleme gelöst sind. Ein entscheidender Punkt ist: Möglichst schnell muss möglichst viel Wasserstoff in Deutschland bereitstehen – und das im besten Fall auch noch auf Basis einer klimaneutralen Herstellung und vor allem zu bezahlbaren Preisen. So weit ist Deutschland noch lange nicht.

Bei aller Euphorie: Die Grünstahl-Produktion ist leider zunächst ein Zuschussgeschäft. Das kann sich erst dann ändern, wenn ein Pipeline- und Importsystem für Wasserstoff steht. Sollten die Kosten für Rohstoffe und Energie in Deutschland aus dem Ruder laufen, gibt es ein Problem – nicht nur bei Thyssenkrupp.

Die ersten Milliarden helfen nur für den Umbau eines Teils der Produktion

Mit den zwei Milliarden Euro aus der Staatskasse, von denen Thyssenkrupp profitieren soll, lässt sich außerdem nur einer der Hochöfen in Duisburg ersetzen – also lediglich ein Teil der Produktion. Für die anderen klimaschädlichen Aggregate in der Stadt, auch beim Tochterkonzern HKM, muss eine Lösung noch gefunden werden, und zwar möglichst schnell.

Mit dem Bau der ersten sogenannten Direktreduktionsanlage in Duisburg ist ein Anfang gemacht. Es ist ein wichtiger Anfang. Naiv wäre aber der Glaube, nun sei alles gut bei Thyssenkrupp. Dafür sind die Herausforderungen zu groß und die weiterhin offenen Fragen zu vielfältig.