Hamminkeln/Rees. Die Wasserwerke Wittenhorst sollen den Ferienpark am Reeser Meer erschließen. Am Wie scheiden sich die Geister. Jetzt reagiert die Stadt Rees.

In der Nachbarkommune am Reeser Meer entsteht ein riesiger Ferienpark. Da die Angelegenheit jenseits der Stadt- und auch der Kreisgrenze stattfindet, hat das Mega-Projekt erst einmal wenig Wellen in Hamminkeln geschlagen. Doch die hiesigen Grünen machen nun einen ersten Aufschlag. Es geht um die Erschließung der Anlage mit Frischwasser, die die Wasserwerke Wittenhorst abwickeln sollen. Und hier kommt Hamminkeln ins Spiel, denn die Stadt ist neben Isselburg, Rees, Schermbeck, Bocholt und Wesel ein Eigentümer des Zweckverbands der Wasserwerke. Und die Hamminkelner Grünen in Wasserwerksgremien kritisieren genau diese Erschließung.

In Rees konkretisieren sich die Ausbaupläne des Ferienparks mit dem Namen Marissa Lake Village: Etwa 500 Ferienhäuser sollen dort um die ehemalige Auskiesung entstehen, die Vermarktung Ostern 2025 beginnen. Die Menschen, die dort wohnen werden, brauchen Wasser. Deshalb planen die Wasserwerke eine neue Trinkwasserleitung und ein Verteilnetz. Im Anschluss erheben sie einen entsprechenden Anschlussbeitrag für die Häuser. So ist es normalerweise. Doch am Reeser Meer soll es etwas anders laufen – deshalb ist jetzt ein Streit entbrannt.

„Bei einer Veranlagung des Anschlussbeitrags nach der gesamten Grundstücksfläche würden dem Grundstückseigentümer Kosten entstehen, welche die Wirtschaftlichkeit des Projekts infrage stellen. Bei einer Veranschlagung nach den tatsächlichen bebaubaren Flächen würde der zu entrichtende Anschlussbeitrag hingegen nicht zur Deckung der tatsächlichen Entschließungskosten ausreichen“, schreiben die Wasserwerke in einer Sitzungsvorlage für ihren Betriebsausschuss, der genau wegen dieser Angelegenheit am 8. Januar noch einmal zu einer Sondersitzung zusammen kommt. Der Vorschlag der Wasserwerksleitung: Der Grundstückseigentümer bezahlt die Kosten für die Erschließung des Ferienparks. Im Gegenzug verzichten die Wasserwerke auf die Erhebung eines Anschlussbeitrags.

Hamminkelner Grüne wehren sich gegen Vorschlag

Hier treten die Hamminkelner Grünen auf den Plan, die diesen Vorschlag sehr kritisch sehen. „Wir sehen nicht ein, warum hier auf erhebliche Einnahmen des Zweckverbands verzichtet werden soll, zu Lasten aller anderen Anschlussnehmer und Kunden des Wasserversorgungsverbands Wittenhorst. Wenn hier Wirtschaftsförderung betrieben werden soll, dann bitte auf Rechnung der Stadt Rees, nicht zu Lasten des Zweckverbands“, schreibt der Hamminkelner Fraktionsvorsitzende Johannes Flaswinkel.

Erik Winther ist das Gesicht für das Investorenteam Marissa, hier mit einem Plan für die Ferienanlage am Reeser Meer.
Erik Winther ist das Gesicht für das Investorenteam Marissa, hier mit einem Plan für die Ferienanlage am Reeser Meer. © NRZ | remy

Die Grünen schlagen vor, dass dem Investor des Ferienparks ein Angebot zur Erschließung nach der gültigen Satzung zu machen, das heißt, das Grundstück ist zu veranlagen. „Ja, auch wir wissen, dass es sich bei dem Grundstück teilweise um eine große Wasserfläche handelt. Aber gerade diese Wasserfläche ist ja die Geschäftsgrundlage des Investors. Ohne diese Wasserfläche gäbe es überhaupt keine Planungen für einen so riesigen Ferienpark. Die Erschließung nach Satzung schafft Gleichheit und Gerechtigkeit und keine bedenkliche Einzelfalllösung und dient der wirtschaftlichen Entwicklung der Wasserwerke Wittenhorst“, findet Flaswinkel.

Großkundentarif für den Freizeitpark?

Auch der Reeser Bürgermeister Sebastian Hense bekommt sein Fett von den Grünen weg. Er habe noch in der letzten Sitzung im Dezember von 500 Neukunden gesprochen. Doch nun sei es nur ein Großabnehmer, von dem gesprochen werde. Diesem solle dann auch noch ein Großabnehmertarif gewährt werden, „womit alle Feriengästen ihr Wasser unter Umständen noch preiswerter beziehen könnten als andere anderen Bürger und Bürgerinnen im Versorgungsgebiet. Eine sicher nicht nur für uns kaum nachvollziehbare Vorgehensweise“, monieren die Grünen. Am Mittwoch, 8. Januar, wird man sehen, ob auch die anderen Mitglieder der Zweckverbandsversammlung diese Meinung teilen.

Unterdessen hat Sebastian Hense auf NRZ-Anfrage Stellung zum plötzlich von den Hamminkelner Grünen aufgebrachten Thema bezogen. „Fest steht, dass der Ferienpark Lake Village am Reeser Meer ein Gewinn für die gesamte Region ist“, betonte der Bürgermeister aus Rees. Die Versorgung mit Trinkwasser durch die Wasserwerke Wittenhorst sei auch für den Wasserversorgungsverband Wittenhorst wirtschaftlich interessant. „Wir haben im Sinne aller Städte und Gemeinden des Verbandsgebiets bislang immer gute Lösungen gefunden und ich gehe fest davon aus, dass uns das auch für den Ferienpark am Reeser Meer gelingen wird“, so Hense.

Marissa-Ferienpark Reeser Meer

Marissa Lake Village Rees soll die Ferienanlage am Reeser Meer heißen, die von dem Investorenteam rund um den Projektentwickler Erik Winther (Marissa Ferienpark Reeser Meer) als zweiter Ferienpark nach dem ersten am Dümmer See in Niedersachsen errichtet wird. Hier sollen an der ehemaligen Auskiesung im Endausbau bis zu 500 Ferienhäuser entstehen, die in weiten Teilen direkt an der Wasserfront gebaut werden sollen. Dazu kommen ein öffentliches Strandbad, zentrale Einrichtungen für Gastronomie, wassersportorientierter Handel, Wassersportanlagen wie Segeln, Kanu, Rudern, Tauchen, Wohnmobilstellplätze und Besucher-Parkplätze