Wesel. Die Soroptimisten haben zum ersten Mal im Zuge einer UN-Kampagne eine Aktion gegen die Gewalt an Frauen in Wesel organisiert. Was gefordert wird.
Ein Schild mit der Aufschrift „Man(n) tötet nicht aus Liebe“ ragt in die Luft. Fünf Grad und Nieselregen. Wind weht über den Platz am Willibrordi-Dom. Trotz allem lassen sich rund 50 Weselerinnen nicht stoppen: Mit Trillerpfeifen und gebastelten Schildern stellen sie sich gegen die Gewalt an Frauen.
Der Soroptimist International Club Wesel hat zum ersten Mal im Zuge der UN-Kampagne „Orange the World“ eine Aktion gegen die zunehmende Gewalt an Frauen in Wesel organisiert. Die Kampagne startet jedes Jahr am Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, dem 25. November, und endet am 10. Dezember.
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„Wir wollen Aufmerksamkeit. Denn die steigenden Zahlen sind beängstigend.“ Damit bezieht sich die Präsidentin des Clubs in Wesel, Sabine Runte-Zacharias, auf das kürzlich von der Bundesregierung veröffentlichte Lagebild, das geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten benennt. Sie sieht dabei nicht nur die Politik im Mittelpunkt des Handelns: „Klar, Politik bildet den Rahmen, aber die Gesellschaft muss wach bleiben.“
Gewalt ist nicht nur körperlich, auch psychische Gewalt wird jeden Tag verübt. Das sollen die „Orange-Days“ in Wesel auch zeigen: Gerade junge Frauen müssen sensibilisiert werden, wachsam zu bleiben. Die sozialen Netzwerke bieten massive Angriffsfläche für psychische Gewaltausübung: „Wo fängt denn Gewalt an? Wo wird meine Persönlichkeit schon bedroht?“, bemerkt Runte-Zacharias rhetorisch. Nämlich da, wo Angst im Spiel sei und wo ein Nein ignoriert werde.
Teilnehmerinnen stellen klare Forderungen an Politik
Zwei Teilnehmerinnen in orangefarbenen Warnwesten zeigen sich engagiert und fordern: „Wir wollen mehr Beratungsstellen und vor allem brauchen wir ein Frauenhaus in Wesel.“ Eine der beiden Damen ist im sozialen Bereich tätig und berichtet, dass die Folgen nach Gewaltakten ein Leben lang sichtbar seien. „Das ist keine Kleinigkeit, die sich auflöst. Die Angst bleibt.“
Auch auf Bundesebene wünschen sich die beiden Veränderung: „Wir brauchen endlich das Gewalthilfegesetz.“ Dieses ist bereits seit Ende November von der Bundesregierung beschlossen. Damit soll bundesweit der Zugang zu Schutz- und Beratungseinrichtungen erleichtert werden. Dabei spielt es keine Rolle, aus welcher Kommune oder welchem Bundesland Betroffene kommen. Auch Frauenhäuser sollen besser ausgestattet werden.