Hünxe. Im Mai wurde im Otto-Pankok-Museum in Drevenack ein neues Bistro-Café eröffnet. Wie wird das Café angenommen und wie geht es weiter?
Ein Bistro-Café gehört einfach zu einem Museum. Diese Meinung vertritt der Betreiber Wladimir Asbel, der von Beruf Bauingenieur und Tourismuskaufmann ist und daher mit der Gastronomie beruflich noch nicht in Berührung gekommen ist. Aber: „Ich habe eine besondere Beziehung zu diesem Ort“, erzählt der Marienthaler. Eine Radtour im Jahr 2013 habe ihn zufällig dorthin geführt und eine besondere Faszination in ihm ausgelöst. Denn Wladimir Asbel wurde in St. Petersburg geboren, ist Jude und vor vielen Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland gezogen. Otto Pankok wiederum engagierte sich gegen den Nationalsozialismus. Auch Asbels Familie habe während des Zweiten Weltkriegs tragische Erfahrungen mit dem NS-Regime gemacht. „Dieser Ort – das Museum – das hat mich emotional sehr bewegt“, sagte Asbel.
Als Bauingenieur habe er schon bei der ersten Begegnung mit dem Museum an einen Umbau gedacht, ohne zu ahnen, dass dies nur wenige Jahre später tatsächlich geschehen würde. Im vergangenen Jahr lernte er die Museumsleiterin Dagmar Schmengler kennen und kam mit ihr ins Gespräch über die geplante Einrichtung eines Bistro-Cafés im Museum. „Die Idee, hier etwas aufzubauen, einen Ort entstehen zu lassen, an dem Menschen ungezwungen mit dem Museum in Kontakt treten können, fand ich gut“, sagt Dagmar Schmengler. Denn es sei ihr ein Anliegen, „das Otto-Pankok-Museum den Menschen hier im Ort und in der näheren Umgebung näherzubringen“.
Das Café Ehra setzt auf gute Qualität
Sie habe festgestellt, dass viele Menschen das Museum gar nicht kennen. Die Museumsleiterin betont: „Die Menschen sollen den Ort entdecken und lieben lernen“. Dabei kam ihr der Wunsch von Wladimir Asbel entgegen, sich nach seiner Erziehungszeit beruflich zu engagieren. Als erste Maßnahme nach seiner Ausbildung zum Barista schaffte er eine Siebträgermaschine an. „Die Besucherinnen und Besucher des Cafés sollen hier einen qualitativ hochwertigen Kaffee trinken können“, lautet seine Maxime.
„Die Menschen sollen den Ort entdecken und lieben lernen“
Mit der Eröffnung der Museumssaison im April wurde das Bistro Café mit Außenbereich eingerichtet und erfreut sich seither großer Beliebtheit. Auch ein Name für das Café war schnell gefunden: „Café Ehra“. Dagmar Schmengler erklärt: „Ehra oder Kind mit Ball“ ist ein Kunstwerk von Otto Pankok und sein populärstes Mahnmal gegen die Deportationen.“
Seit den 1930er Jahren beschäftigte sich der Künstler intensiv mit dem Thema Sinti und Roma – er schuf zahlreiche Bilder von Sinti- und Romakindern. Eines seiner Modelle war das Mädchen Ehra, das er 1941 kennenlernte. Das Kind wurde in ein Konzentrationslager deportiert und überlebte. Ein Abguss der 1955 von Pankok geschaffenen Bronzefigur dient als Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma und wurde am Düsseldorfer Rheinufer aufgestellt. Zurück zum Bistro Café: Ende Oktober ging die Saison zu Ende, die Radtouristen wurden weniger und damit auch das Leben im Café. Dem will der Betreiber mit verschiedenen Sonderveranstaltungen entgegenwirken.
Veranstaltungen im Ehra in Hünxe-Drevenack
So wird es zum Beispiel jeden ersten Freitag im Monat einen Antipasti-Abend im Museum geben. Ab 19 Uhr sind die Gäste eingeladen, einen entspannten Abend mit frisch zubereiteten Antipasti und erlesenen Weinen im Bistro Café zu genießen. Abgerundet wird die Veranstaltung durch ein 20-minütiges Kulturprogramm. Diese Abende sind für den 6. Dezember, 3. Januar, 7. Februar und 7. März geplant. An jedem ersten Sonntag im Monat lockt das Bistro Café außerdem ab 9.30 Uhr zu einem leckeren Frühstück. Wer mag, kann anschließend ab 11.30 Uhr an einer Führung mit Dagmar Schmengler durch die aktuelle Ausstellung teilnehmen. Diese Events finden am 5. Januar, 2. Februar und 2. März statt. Anfragen und Reservierungen können unter cafeehra@gmail.com vorgenommen werden.