Hamminkeln. Der Personalrat der Stadt Hamminkeln ärgert sich über die Politik, die einen Stellenabbau thematisiert. Das führt zu einer allgemeinen Verunsicherung.

Der Personalrat der Stadtverwaltung Hamminkeln ist entsetzt über die Sparvorschläge verschiedenster Fraktionen, die im Rahmen der Haushaltberatungen einen Abbau von 25 Stellen im Rathaus ins Gespräch gebracht hatten. Stefan Seesing, Vorsitzender des Personalrats, wehrte sich am Dienstagmorgen im Kreise der Mitglieder des Personalrats, gegen die Pläne und stellte sich schützend vor die Mitarbeiter der Verwaltung. „Die Sparvorschläge finden wir Mitarbeiter der Stadt Hamminkeln sehr befremdlich.“ Aus Sicht der Personalvertretung nähmen die Diskussionen um einen derart massiven Stellenabbau – knapp zehn Prozent des gesamten Personals der Stadt – zu. Diese massiven Einschnitte seien für die Verwaltung und Mitarbeitern „so nicht hinnehmbar.“

Denn die in den Sitzungen, also in der Öffentlichkeit gemachten Aussagen, hätten zur Folge, dass gerade in der Wahrnehmung für die Bürger „derzeit 25 Personen scheinbar überflüssig bei der Stadt Hamminkeln beschäftigt sind und auch in Zukunft nicht mehr gebraucht werden.“ Auch die Aussagen, dass Kolleginnen und Kollegen mehr Engagement an den Tag legen sollten, sei „ein Schlag ins Gesicht für jeden engagierten Mitarbeiter.“ Dabei seien die Personalaufwendungen laut dem Kreis Wesel nachvollziehbar geplant und „keineswegs mit 25 Luxusstellen garniert.“ Mehr noch: So stocke der Kreis Wesel seinen Stellenplan sogar noch um über 100 Stellen auf.

Die Stadt Hamminkeln hat im Jahr 2023 bereits 2,2 Stellen und im Jahr 2024 sogar 4,4 Stellen abgebaut, brauche bei der derzeitigen Arbeitsbelastungen eigentlich mehr statt weniger Personal. „Dieser Abbau ist als Ergebnis von Konsolidierungsbemühungen zu werten“, so Personalchef Seesing. Die harte Realität sei vielmehr, dass sich die Stadt bei der Personalgewinnung in einem harten Konkurrenzkampf mit anderen Kommunen im Umkreis befände. Nachbesetzungen gestalteten sich auch ohne die Aussagen zu Sparplänen beim Personal schon als äußerst schwierig. Durch die öffentlichen Forderungen gerate die Stadt Hamminkeln zusätzlich in einen Wettbewerbsnachteil bei der Stellenbesetzung. „Wer will schon einen sicheren Hafen verlassen, wenn er hier zu einem Arbeitgeber käme, bei dem in Zukunft eventuell weitere Stellen eingespart werden“, fragt Stefan Seesing. Zudem würden auch einige Kandidaten zur Kreisverwaltung abwandern, die ein höheres Entgelt zahlen könnte. „Das ist schon ein harter Konkurrenzkampf“, so Seesing, „und die Wechselbereitschaft deshalb auch höher geworden.“

Mit stetig wachsenden Aufgaben wachse auch die Arbeitsbelastung für jeden Mitarbeiter. Aufgrund der jetzt schon schwierigen Nachbesetzungen und dadurch teilweise monatelanger Doppelbelastung verdichtet sich die Arbeitsbelastung so sehr, dass Erkrankungen die Folge wären. „Diese Negativ-Spirale muss unterbrochen und nicht noch weiter gefördert werden“, fordert Stefan Seesing.

Mitarbeiter werden persönlich angegangen

Auch die Forderung, erst nach drei bis sechs Monaten nach dem Ausscheiden auch nachzubesetzen, habe negative Konsequenzen. „Mit dieser Marschroute geht teilweise über Jahrzehnte erworbenes Fachwissen unwiderruflich verloren und es kann keine Einarbeitung mehr stattfinden“, so Seesing. „Die neuen Kollegen werden dann ins kalte Wasser geworfen.“ Ob die Bürger dann mit den Konsequenzen leben mögen, sei dahingestellt. In den vergangenen Rats- und Ausschusssitzungen seien zudem vermehrt Fachdienstleitungen „persönlich angegangen und in die Ecke gedrängt worden. Dies ist nicht zu rechtfertigen und sollte keine Praxis zwischen Politik und Verwaltung werden.“ Auch der bevorstehende Wahlkampf rechtfertige nicht den Mangel an Respekt gegenüber den Mitarbeitern.

In einer externen Untersuchung in Teilbereichen der Stadtverwaltung sei zudem festgestellt worden, dass dort eher Stellen fehlen und noch weitere aufgrund des Aufgabengebietes geschaffen werden müssten. Für eine Gesamtuntersuchung der Organisation auf Vorschlag der Verwaltung seien seitens der Politik keine Mittel bewilligt worden – wobei unparteiisch geprüft werden könnte, ob wirklich ein Stellenüberhang vorliege.

Abschließend erklärte der Personalrat: „Wir fordern für alle Kolleginnen und Kollegen einen zukunfts- und planungssicheren Arbeitsplatz – mit der nötigen Wertschätzung für die geleistete Arbeit.“ Gerade auch die zehn Mitarbeiter in den Bereichen der freiwilligen Leistungen, wie Schulsozialarbeit, Klimaschutz, Bäder und Bücherei, seien derzeit stark verunsichert. „Wir sprechen hier gerade über einen Stellenabbau in Höhe von zehn Prozent – das ist schon eine Hausnummer“, ärgerte sich auch Sven Reinartz vom Sachgebiet Schulen. „Ich halte das für sehr bedenklich, auch vor dem Hintergrund einer Qualitätssicherung für die Bürger.“ Und auch Silke Steinbach vom Sozialamt berichtet „von einer enormen Verdichtung“ der Arbeit. Auch der Bauhof könne, wie Matthias Krusdzik erklärte, „durchaus noch weitere Mitarbeiter gebrauchen.“

Vor allem ist der Personalrat auch enttäuscht darüber, „alles aus der Presse erfahren zu haben“, wie Stefan Seesing betont. Stattdessen hätten sich die Fraktionen auch mal zu einem persönlichen Gespräch melden können. Auch vor diesem Hintergrund war die Stellungnahme „für uns als Personalrat wichtig und eine Herzensangelegenheit.“ In Zukunft erhoffe man sich von der Politik „mehr Sensibilität“ für das Thema. „Denn wir sprechen hier über Arbeitsplätze, über Menschen und ihre Sorgen“, so Sven Reinartz. Für ein Gespräch zum Thema sei die Politik jederzeit willkommen.