Wesel. Das „Weseler Veranstaltungszelt“ wird während der kommenden Karnevals-Session nicht am Rhein stehen. Denn dort steht schon ein anderes.
Seitdem die Niederrheinhalle nicht mehr zur Verfügung steht, hat sich das „Weseler Veranstaltungszelt“ für viele Feste und Events, besonders während der Karnevals-Zeit, als gangbare Alternative etabliert. Das Zelt, das unter diesem Namen von dem Gastronomen-Paar und amtierenden Stadt-Prinzenpaar Heinz und Diana Müller betrieben wird, bot beispielsweise in der vergangenen Session Platz für die Prunksitzung der Kolpingsfamilie, die große Kindersitzung des Förderkreises Kinderkarneval, die Prinzenproklamation des CAW und auch für die Eselorden-Verleihung, die Stadt Wesel und Wesel Marketing gemeinsam veranstalten. Seit 2022 war das Zelt für jeweils einige Wochen am PSV-Gelände in Lackhausen aufgebaut, sollte nun auf den Festplatz an die Rheinpromenade ziehen. Doch dort wird es nicht stehen können, wie jetzt durch einen Antrag der CDU-Fraktion bekannt geworden ist.
Den bisherigen Betreibern sei der Festplatz am Rhein verwehrt worden, weil sich „die Stadt Wesel für einen anderen Veranstalter und Festwirt entschieden hat“, bemängeln die Christdemokraten darin. Dabei sei dem bisherigen Veranstalter „schon vor Jahren die zukünftige Nutzung des Festplatzes in Aussicht gestellt worden und dieser hat bereits entsprechende Vorplanungen und auch Investitionen vorgenommen.“ Und auch unter Weseler Vereinen würde dieser Betreiberwechsel nun zu Verunsicherung führen, denn auch sie hätten bereits Planungen angestellt und Absprachen getroffen.
Hintergründe zum Betreiberwechsel nicht-öffentlich
Die CDU wollte nun die Hintergründe zu diesem Betreiberwechsel erfahren. Besprochen wurden sie jedoch im nicht-öffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag, also hinter verschlossenen Türen. Bereits im Vorhinein hatte die NRZ allerdings bei der Stadtverwaltung nachgefragt und zumindest auf das „Warum?“ eine Antwort bekommen: Im Nachgang an vorherige Veranstaltungen habe es Beschwerden gegeben und es sei sich nicht an Absprachen gehalten worden. Außerdem sei die Stadt „nicht an einen Pächter gebunden.“
Dennoch sind die Umstände, unter denen es zu dem Wechsel kam, es wert, hinterfragt zu werden. Denn die Eselordenverleihung, immerhin die einzige städtisch organisierte Karnevalsveranstaltung, wird definitiv beim neuen Festwirt im Zelt am Rhein gefeiert werden. Doch hätte diese Entscheidung nicht auch durch das 2020 neu beschlossene Planungskomitee gehen müssen, das sich mit Fragen rund um die Verleihungsveranstaltung befassen sollte und in das jede Fraktion Mitglieder entsenden sollte?
Neuer Festwirt ist kein Unbekannter
Nein, sagt Ulla Hornemann, Präsidentin des Närrischen Parlaments, das die Auszeichnung alljährlich vergibt: „Das ist eine Sache, die entscheidet Wesel Marketing.“ Überdies sei das besagte Komitee zwar 2020 beschlossen worden, jedoch wurde der Eselorden in den darauffolgenden Jahren 2021 und 2022 gar nicht verliehen – wegen Corona. Und um das Komitee habe sich dann auch niemand mehr gekümmert. Erst jetzt sei es wieder in Erinnerung gerufen worden und mittlerweile steht auch fest: Jede Fraktion soll ein Mitglied entsenden, die erste Sitzung soll in der kommenden Woche abgehalten werden. Einfluss auf die Festwirt-Frage habe das Gremium aber nicht.
Somit steht nun fest: Festwirt für das neue Zelt am Rhein ist Andreas Neuenhoff. Er könnte Weselern und Weselanern zum Beispiel vom Obrighovener Schützenfest bekannt sein, auch beim Weseler Schützentag und dem Musikfestival „Eselrock“ war er zuletzt zuständig. Darüber, erklärt Wesel-Marketing-Chefin Dagmar van der Linden, sei auch der Kontakt zustande gekommen, man habe im Vorfeld mehrere Gespräche mit ihm als potenziellem Eselorden-Ausrichter geführt. Welche Veranstaltungen er außerdem im Zelt am Rhein unterbringen will und wie lange das Zelt dort überhaupt stehen wird, ist bislang nicht bekannt. Telefonisch war Festwirt Neuenhoff bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
„Weseler Veranstaltungszelt“ will auf andere Fläche
Aber was ist jetzt mit den Betreibern des „Weseler Veranstaltungszeltes“? Gegenüber der NRZ hatten diese angekündigt, sich, wenn überhaupt, schriftlich äußern zu wollen. Das ist bislang nicht geschehen. Laut NRZ-Informationen wollen sie ihr Zelt aber wohl an anderer Stelle aufbauen. Demnach seien als mögliche Flächen die Wiese an der Niederrheinhalle sowie der Parkplatz an der Rundsporthalle im Gespräch gewesen. Gegen beide hätte allerdings die Politik im Haupt- und Finanzausschuss Einwände gehabt: Auf dem Parkplatz sei wegen der Baustelle kein Platz, und auf der Wiese sei die Lärmbelästigung für die Anwohner zu laut. Nun soll die Wiese in der Aue, auf die das Weseler Oktoberfestzelt während der Bauarbeiten am Retentionsraum ausgewichen war, im Gespräch sein. Diese ist allerdings keine städtische Fläche, sondern in Privatbesitz.