Wesel. Die Schützenvereine ziehen sich aus der Organisation des Weseler Oktoberfestes zurück. Festwirt übernimmt und plant Veränderungen.
Brezn, Bier und bayrisches Flair: Seit 2012 hat Wesel ein eigenes Oktoberfest, alljährlich veranstaltet von den drei Schützenvereinen „Vor‘m Clever Tor“, „Vor‘m Brüner Tor“ und „Bürger-Schützen-Verein zu Wesel“. Doch nun hat es sich ausgezapft, die Vereine ziehen sich aus der Oktoberfest-Organisation zurück. Das bedeutet allerdings nicht das Aus für die Bayern-Gaudi: Detlef Westerhoff, der zuletzt als Festwirt der Veranstaltung aufgetreten war, soll die Orga jetzt ganz übernehmen.
„Der Hintergrund ist im Grunde ganz einfach“, erläutert Wilhelm Wegner, der das Fest einst gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen Ernst Berning aus der Taufe gehoben hatte und erst im Dezember dafür mit dem Ehrenamtspreis der Stadt bedacht worden war. Zum einen war das Oktoberfest in den vergangenen zwei Veranstaltungsjahren nicht mehr rentabel, zum anderen wird es alters- und berufsbedingt perspektivisch schwierig, die nötige Man-Power aufzubringen.
„Zwei Jahre in der Aue – das war nichts“
War man 2019 noch mit einem „guten finanziellen Polster“ aus dem Fest gegangen, musste es 2020 und 2021 wegen Corona ausfallen. 2022 und 2023 haben die Veranstalter dann „erhebliche finanzielle Verluste“ hinnehmen müssen, wie Wegner erläutert. In diesen beiden Jahren war das Fest nicht an seinem angestammten Platz am Rhein gefeiert worden, sondern musste wegen der Bauarbeiten an der Festwiese in die Aue umziehen. „Die zwei Jahre in der Aue – das war nichts“, hält Wegner fest, der zugleich relativiert: „Es lohnt sich nicht, im Nachhinein irgendwelche kritischen Anmerkungen zu machen.“
Zugleich wurden die Köpfe hinter dem Fest immer älter, Wilhelm Wegner selbst zum Beispiel ist mittlerweile 80 Jahre alt. Es galt also auch eine neue Perspektive zu finden, um das Fest als etablierte Veranstaltung in der Hansestadt nicht zu verlieren, angestrebt werde ein „wohlmeinender Übergang“, erklärt Wegner. So seien dann „zielführende Gespräche“ mit Festwirt Westerhoff geführt worden: „Wir sind sehr froh, dass er das Weseler Oktoberfest weiterführen wird“, so Wegner weiter. Die drei Schützenvereine indes, die Gesellschafter der eigens dafür gegründeten Weseler Oktoberfest GbR, werden sich „zum Ende des Jahres aus den operativen Angelegenheiten zurückziehen.“
Detlef Westerhoff, der schon jetzt die Organisation übernommen hat, gibt sich für die Zukunft des Weseler Oktoberfestes optimistisch. Kein Wunder – er veranstaltet weitere Schützenfeste in der Region, unter anderem in Rees, Emmerich und Bergerfurth, und sie alle laufen gut. Westerhoff: „Warum sollte es in Wesel anders sein?“ Profitieren könnte das Weseler Oktoberfest außerdem davon, dass das große Oktoberfest in Xanten, das zu Spitzenzeiten mehr als 50.000 Besucher anlockte, in diesem Jahr ausfällt.
Oktoberfest nur noch Samstag und mit anderer Band
Erste kleine Veränderungen, die unter der neuen Federführung umgesetzt werden, werden versierte Oktoberfestbesucher sicher schon bemerkt haben: Im Vorverkauf, der seit gut einem Monat läuft, gibt es bislang nur Karten für einen Abend (28. September) im Festzelt am Rhein, im vergangenen Jahr lief das Event noch über drei (bzw. dann zwei) Tage. „Wir machen jetzt erstmal den Samstag“, bestätigt Westerhoff, in der Überlegung sei zudem auch den Freitagabend zu öffnen, dann mit etwas mehr Partymusik für eine tendenziell jüngere Zielgruppe, doch das steht noch nicht fest.
Und auch der Samstagabend wird unter Westerhoffs Leitung ein etwas anderes Flair bekommen: „Wir sind am Niederrhein und wir Niederrheiner sind ein Partyvolk“, so Westerhoff. „Wir wollen nicht den ganzen Abend Blasmusik hören.“ Den typischen Bayern-Sound wird es zwar auch geben, doch die gebuchte Band, die „Hüttenräuber“, weiß auch mit Partymusik zu überzeugen.
Verköstigt werden die Oktoberfest-Besucher standesgemäß mit Bier, genauer gesagt Benediktiner, wahlweise im halben oder ganzen Masskrug. Die Preise sollen dabei die gleichen sein wie schon im Vorjahr, verspricht Westerhoff. Zu Essen gibt es neben den bayrischen Gaumenfreuden wie Leberkäs, Schweinshaxe und Sauerkraut auch Imbissklassiker wie Currywurst. Diesmal aber nicht im Wagen vor dem Zelt, sondern im Zelt.
Kartenvorverkauf läuft schon
Der Einlass zum Weseler Oktoberfest am Samstag, 28. September, beginnt um 18 Uhr, das Festprogramm um 20 Uhr. Karten gibt es für 19,50 Euro im Vorverkauf unter www.weseler-oktoberfest.de. Bislang sind rund 200 Karten verkauft, ins Zelt passen 1200 Gäste. Wer im Vorfeld keine Karten bekommt, sondern sich spontan entschließt, das Spektakel zu besuchen, kann aber auch auf die Abendkasse vertrauen.