Wesel. Für Familien ist ein Besuch in der Döner- oder Pommesbude kein Schnäppchen mehr. Zwei Imbissbetreiber aus Wesel erklären die hohen Preise.
- Für einen Döner zahlt man in Wesel mittlerweile zwischen sieben und acht Euro.
- Auch Pommes, Currywurst und andere Imbiss-Klassiker sind teurer geworden.
- Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sind die Preise zum Teil doppelt so hoch.
- Vor allem Familien leiden darunter und können sich einen Pommesbuden-Besuch oft nicht mehr leisten.
Gut zweieinhalb Jahre ist es her, als ein Preisruck die Imbissbranche erschütterte: Infolge des Kriegs in der Ukraine war im Frühjahr 2022 plötzlich das Öl sowohl teurer als auch knapper geworden, zudem stiegen schon damals die Lebensmittelpreise spürbar an. Die Folge: Die typischen und eigentlich kostengünstigen Imbissgerichte wurden teurer. Jörg Müller von „Müllers Grill-Ecke“ in der Feldmark musste in dieser Zeit den Preis für die Portion Pommes von 2,20 auf 2,40 Euro anheben, ein Schritt, mit dem er lange gehadert hatte. „Jetzt sind wir schon bei 3,10 Euro“, erklärt er heute.
Zwar sei die Ölkrise mittlerweile überwunden, so Müller, „exorbitant gestiegen sind aber die Mindestlöhne, exorbitant gestiegen sind auch die Lebensmittelpreise.“ Rund 20 Prozent mache das insgesamt aus, da folge der Großhandel ähnlichen Strukturen wie der Einzelhandel. Spitzenreiter bei den Verteuerungen: das Fleisch.
Imbissbesitzer aus Wesel: „Da ist auch eine Pommesbude Luxus“
Es sind Kosten, die Müller auf die Kundschaft umlegen muss. Und die reagiert darauf, dass zum Beispiel für den Pommesbuden-Klassiker – „Currywurst-Pommes“ – statt 5,50 nun 6,80 Euro berechnet werden. Dabei ist das noch verhältnismäßig günstig, manch ein Mitbewerber rufe sieben oder sogar acht Euro auf. Das bedeutet, eine vierköpfige Familie zahlt, wenn alle Currywurst mit Pommes essen, mehr als 25 Euro dafür. „Da ist auch eine Pommesbude Luxus“, hält Müller fest, entsprechend kommen auch Stammkunden seltener. Zum Vergleich: Bei seiner Eröffnung im Jahr 2015 (damals noch in Blumenkamp) hatte Müller die Kombination für 3,50 Euro im Angebot. Der Preis, selbst als Sonderangebot, ist heute undenkbar.
Auch interessant
Ähnlich deutlich, vielleicht sogar noch auffälliger, ist die Preisentwicklung beim Döner. Jahrelang war der in Wesel zu Preisen um die 4,50 Euro zu haben. Natürlich war auch der Döner schleichend teurer geworden und ein paar Ausreißer nach oben gab es sicherlich früher schon. Doch im Jahr 2022 war es mit dem kostengünstigen Sattmacher vorbei: Fast alle Dönerbuden mussten über die unsichtbare, aber dennoch wichtige Fünf-Euro-Grenze springen. Schon damals hatten Dönerbudenbetreiber sich gesorgt, dass deswegen die Kundschaft ausbleiben würde.
7 bis 8 Euro für einen Döner: „Das passt eigentlich gar nicht in einen Imbiss“
Heute liegt der Standardpreis zwischen sieben und acht Euro und die Sorge von vor zwei Jahren hat sich bestätigt. „Was sehr auffällt, sind Familien“, berichtet Mehmet Yesil, der in der Fußgängerzone „Memos Döner und Pizza“ betreibt. „Das macht mich sehr traurig.“ Denn während der Döner – auch zum höheren Preis – für Singles nach wie vor eine gute Option sei, weil er satt macht und selbst zu kochen für einen Ein-Personen-Haushalt ähnlich teuer wäre, kämen nun viele Familien nicht mehr, weil sie es sich schlicht nicht mehr leisten können. „Früher hat eine Familie 25 Euro bezahlt, jetzt 40“, rechnet der Imbissbetreiber vor. „Das passt eigentlich gar nicht in einen Imbiss.“
Doch auch die Kunden, die es sich noch erlauben können, ächzen unter den Preisen: „Die zählen ihr letztes Kleingeld“, beschreibt Mehmet Yesil eine immer häufigere Situation an der Imbisskasse, besonders zum Monatsende. „Am Anfang habe ich immer noch gesagt: Es tut mir leid“, erklärt er. Doch wie alle gastronomischen Betriebe stehe er unter dem Druck durch gestiegene Preise im Einkauf. Diese führten, trotz des deutlich höheren Verkaufspreises, zu weniger Gewinn in der Kasse. Hätte er seine Preise nicht angepasst, würde er Verlust machen – und dann würde sich auch irgendwann das Finanzamt wundern. Yesil ist bei weitem nicht der einzige, dem es so geht: Von einigen Betrieben in Wesel wisse er sogar, dass das Geschäft mittlerweile zum „Überlebenskampf“ geworden sei.
Preistreiber, auch beim Döner, ist vor allem das Fleisch, sagt Yesil. Sein Dönerspieß schlage nun mit 40 Prozent mehr zu Buche als noch vor ein paar Jahren. „Und die Händler wissen, dass ich nicht wechseln kann.“ Etwas günstiger könne man einen Döner zwar auch produzieren, dann hat der Spieß aber eine schlechtere Qualität, die er seinen Kunden nicht anbieten will. Allerdings sei eben auch alles andere teurer geworden: Salat, Gemüse und selbst für die Getränkedosen zahlt er mittlerweile doppelt so viel, wie noch vor zwei Jahren.