Kreis Wesel. Kulturschaffende des Kreises Wesel haben sich auf Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider zur Onlinekonferenz getroffen.
Wie kann Kultur trotz der Pandemie überleben - und wie können es die Kulturschaffenden? Der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider aus Kamp-Lintfort hatte zur Videokonferenz geladen und die Teilnahme war lebhaft. "Mein persönliches Ziel heute ist, zu hören wo was klemmt und wo was anders muss", erklärte Schneider. Auch um Perspektiven sollte es gehen.
Bestraft wird, wer aktiv wird
Und ja: Es klemmt. Hilmar Schulz, der in Wesel eine Eventagentur betreibt, selbst Künstler ist, sich in der Initiative #Kultur erhalten engagiert und Geschäftsführer der Klanghelden ist, beschrieb die Lage als diffus. "Die staatlichen Hilfen sehen üppig aus, aber was kommt davon an?" Schulz berichtete, dass er für die Überbrückungshilfe eins und zwei nicht infrage kam, eine Strafe dafür, dass er aktiv gewesen sei. "Die Künstler sind seit dem 13. März 2020 im Lockdown" - weniger bekannte unter ihnen hätten auch im Sommer keine Auftritte gehabt.
Schulz sprach, wie andere Kulturschaffende, den Bürokratieaufwand und die Unsicherheit an. Er attestierte behördliches Versagen. "Viele in den Amtsstuben wissen nicht, was draußen in der Welt eigentlich los ist." Er vermisse eine Strategie, die diejenigen fördert, die sich auf den Weg machen, digital und hybrid - damit sind Veranstaltungen mit wenig Publikum gemeint, die auch gestreamt werden. Er wünsche sich eine Ermöglichungsstruktur. Doch: "Man wird zurückgehalten, Dinge kreativ umzusetzen."
Gemeinsame Streamingplattform, um die Kosten zu schultern
Wie das aussehen könnte, darüber gab es durchaus geteilte Meinungen. Konrad Göke aus Moers, der unter anderem die Konzerte in der Stadtkirche veranstaltet, geht davon aus, dass die Konzerte laufen können wie gewohnt. Das Neujahrskonzert laufe als Sommerkonzert am 21. August mit 1200 Gästen, weitere Konzerte seien geplant. Er schlug eine gemeinsame Streamingplattform der Kulturschaffenden am Niederrhein vor, um das finanzielle Risiko auf mehr Schultern zu verteilen. Denn: Es ist nicht leicht, die Menschen dazu zu bewegen, für Internetangebote auch zu bezahlen.
Eva Marxen, Moerser Kulturbüro, sieht riesige kreative Potenziale und alle möglichen neuen Formate: virtuelle Ausstellungen mit 360-Grad-Kameras, virtuelle offene Ateliers. Für manche Künstler seien das die ersten digitalen Auftritte gewesen, nun seien sie komplett online zu finden.
Im Sommer seien auch Konzerte im Freien möglich gewesen - mit Abstand und Kontaktverfolgungsmöglichkeiten. Die Fördertopf für die freie Szene sei sehr klein. Sie wünscht sich Unterstützung, damit Künstler ihre Honorare bekommen, egal ob die Zuschauer zahlen wollen oder nicht. Die Angebote im Netz müssten anders sein, interaktiv, das Publikum müsse involviert sein. Dafür sei es auch bereit zu zahlen.
Jede Kommune agiert anders
"Saxophonator" Lars Wockenfuss nervt, dass die Ordnungsämter in jeder Stadt etwas anderes vorschreiben. Was in Moers möglich sei, sei in Kamp-Lintfort verboten. Es fehle eine Rechtsgrundlage. Bei den Förderungen sei immer die Unsicherheit, dass man das Geld zurückzahlen müsse. Zu bürokratisch und unsicher, so der Tenor der Beiträge über die Unterstützung, die zudem nicht passgenau sei. Analoge und digitale Formate seien angesagt vertraten einige Kulturschaffende, Experimentierfreude gefragt. Dennoch ist der Blick in die Zukunft bang.