Kreis Wesel/Kreis Kleve. Über Jahre gab es für junge Forstwirte beim Land keine Perspektiven. Jetzt gehen die Babyboomer und den Kreisen Wesel und Kleve fehlen Förster.
Personalmangel und Überlastung in den Wäldern durch die Auswirkungen des Klimawandels – auf diese Probleme hat die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) dieser Tage hingewiesen und mehr Forstleute gefordert. Julian Mauerhof, Leiter des Regionalforstamts Niederrhein, stimmt dem im Prinzip zu. „Unser Problem ist es aber aktuell nicht, mehr Stellen zu bekommen. Wir haben Schwierigkeiten, vorhandene Stellen zu besetzen, die die Babyboomer jetzt und in den kommenden Jahren frei machen werden.“ Das Regionalforstamt, zuständig für den Wald zwischen der niederländischen Grenze und Schermbeck sowie zwischen Dormagen und Elten sucht händeringend nach Fachpersonal, um die Aufgaben der Zukunft stemmen zu können. Und die werden durch den Klimawandel eher mehr.
Während es bei den studierten Förstern bereits sehr eng wird, bildet das Regionalforstamt noch Forstwirte über Bedarf aus. „Wir bilden an drei Standorten aus: in der Leucht in Alpen, im Dämmerwald in Schermbeck und im Reichswald Kleve“, erläutert Mauerhof. Im Schnitt sind beim Regionalforstamt 26 bis 29 Forstwirte beschäftigt. Sie sägen, pflanzen, pflegen die Kulturen, sind unverzichtbare Fachkräfte in den heimischen Wäldern. Nicht alle kann der Landesbetrieb Wald und Holz übernehmen, doch viele wollen auch nicht bleiben und die Nachfrage geht bereits spürbar zurück. „Für viele junge Leute ist es nicht interessant, beim Landesbetrieb zu arbeiten. Die Perspektiven sind häufig eingeschränkt“, sagt Mauerhof. So wählt manche und mancher nach der Ausbildung den Schritt in die freie Wirtschaft.
Fehlende Perspektiven in der Vergangenheit und schwindende Attraktivität
Drängender ist allerdings der fehlende Försternachwuchs. In jüngster Zeit gab es bereits mehrfach Wechsel bei den Revierförstern der Region, in den kommenden Jahren stehen aber viele weitere Abgänge an. Teils hat das hausgemachte Ursachen, Generationen fehlen. „Ich war 2013 der erste in NRW nach 19 Jahren, der eine Festanstellung in den Höheren Dienst bekommen hat“, erinnert sich Julian Mauerhof. Heißt: Lange Jahre hat der Landesbetrieb seinem Nachwuchs keine Perspektiven geboten. Das lag an Umstrukturierungen und Personaleinsparungen. Zudem leide die Attraktivität des Berufs: Förster bewegen sich immer weniger im Wald, verbringen rund die Hälfte ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch.
War es früher beinahe unmöglich mit einem Forstwirtschaftsstudium Karriere zu machen, gibt es heute die besten Chancen für den Nachwuchs. „Landesweit stehen viele Reviere bereits leer“, sagt Mauerhof. Das also hat sich geändert. Aber noch etwas ist neu: „Viele junge Leute wollen familiennah arbeiten. Heute in die Eiffel versetzt werden, in ein paar Jahren ins Münsterland, das macht kaum noch jemand mit,“ erklärt der Forstamtschef. „Ich freue mich über junge Leute vom Niederrhein, die auch am Niederrhein bleiben wollen.“ Es sei schwierig, Nachwuchs von außerhalb für die Region zu gewinnen, musste er feststellen.
Die Herausforderungen wachsen stetig - Klimawandel schafft Mehrarbeit
Und – hier gibt der Fachmann der Gewerkschaft recht: Der Klimawandel führt zu neuen Aufgaben und Mehrarbeit. Monokulturen abschaffen, neue Waldbestände aufbauen die auch Bestand haben, Kahlflächen wieder bepflanzen: All das verlangt Fachpersonal. Aber mit dem Personal sei es wie mit der Fläche für Wald: „Derzeit geht es darum, den Bestand zu halten, bevor wir über mehr nachdenken können.“