Wesel. Koggen und Wappen schmücken das umstrittene Stahlgerüst auf dem Großen Markt – wieder streiten sich in Wesel die Geister: Schön oder hässlich?
Der Weseler Lichterbaum 2021 war noch nicht ansatzweise geschmückt, schon startete die Diskussion in den sozialen Medien durch: Jahr für Jahr geht das nun schon so. Auch auf der Straße wird diskutiert: „Kriegt Wesel wieder den schönsten Baum Deutschlands?“ ruft eine Frau im Vorbeigehen. Und, wird es der schönste?
Max Trapp von der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Domviertel, Thomas Brocker (Wesel Marketing) und Ludwig Maritzen von der Hansegilde stellten die Idee hinter dem Baumschmuck vor. Im Wechsel kümmern sich jährlich Männer und Frauen um die kreative Seite, und die Männer haben sich in diesem Jahr die Hansegilde zur Unterstützung genommen.
Jedes Wappen steht für die alten Handelsverbindungen
„Hansekaufleute waren puristisch, ganz ohne Glanz und Glamour“, erläutert Ludwig Maritzen, so ist der Baum auf dem Großen Markt eher schlicht geschmückt. Zwölf stilisierte Koggen zieren ihn im oberen Bereich, das europaweite Zeichen der Hanse. Sie sind aus Holz, Eva-Maria Borgmann-Gertzen hat sie Stück für Stück in der heimischen Garage angestrichen. Weiterer Baumschmuck sind sechs Wappen, jedes von ihnen zweimal vertreten. Da wären die vier Städte der Rheinischen Hanse, Neuss, Wesel, Kalkar und Emmerich. Hinzu kommt das Wappen der Hansegilde mit der alten Kogge und das Wappen mit der Spindel, das für das Herzogtum Kleve steht.
Jedes Jahr sieht der Weseler Lichterbaum anders aus, aber eines ist immer gleich: Die Spitze des Stahlgerüstes ziert ein goldener Herrnhuter Stern, ein Trost für die Traditionalisten unter den Weihnachtsbaumfreunden.
In diesem Jahr gab es Fördermittel vom Land NRW
Die ISG Domviertel lässt es sich Jahr für Jahr rund 6000 Euro kosten, den Baum aufzubauen und zu schmücken, außerdem die großen farbigen Kugeln in der Dimmer- und der Brückstraße in die Bäume hängen zu lassen. Max Trapp erläuterte, dass das Geld üblicherweise aus Mitgliederbeiträgen und Spenden kommt. In diesem Jahr aber gab es 1000 Euro Zuschuss aus dem Landesprogramm „2000 x 1000 Euro für das Engagement“, das Ehrenamt unterstützt.
Bis zum 6. Januar können die Weseler nun diskutieren. Und nicht nur sie: „Manche reisen jedes Jahr an um sich neu aufzuregen“, sagt Thomas Brocker. Soviel Diskussion und Aufmerksamkeit – das gehört inzwischen zur Vorweihnachtszeit in Wesel. Die Leuchten auf dem Großen Markt werden in diesem Jahr nicht geschmückt. Als Grund nennt Max Trapp, dass sie derzeit ersetzt werden.