Bochum/Schermbeck/Hünxe. Das Gahlener Bürgerforum hofft, dass nach diesem Verfahren dann auch nach Jahren endlich die Umweltdelikte von der Justiz geahndet werden.
Ein ehemaliger Entsorgungsmakler, der als Hauptangeklagter im Prozess um den Umweltskandal am Gahlener Mühlenberg gilt, steht seit Dienstag erneut vor Gericht. Der Bundesgerichtshof hatte die Verurteilung des 58-Jährigen am Landgericht Bochum teilweise zurückverwiesen, nun beschäftigt sich dort eine andere Kammer mit den Anschuldigungen.
Jedoch geht es in dem Revisionsverfahren nicht in erster Linie um die Umweltdelikte, sondern um Betrug und Untreue, womit er Millionengewinne gemacht haben soll. Dabei ist eine Frage entscheidend: War er nun eher selbstständiger Makler oder Prokurist für die Hünxer Firma Nottenkämper – oder beides zugleich?
Nottenkämper-Gesellschafter als Zeugen
Dazu wurden am ersten Verhandlungstag zwei Nottenkämper-Gesellschafter als Zeugen zu der Rolle des Beschuldigten befragt. Der Angeklagte äußerte sich zum Prozessauftakt erstmal nicht.
Wie mehrfach berichtet, wurden jahrelang vermutlich mindestens 35.000 Tonnen hochgiftige Ölpellets – vermischt mit anderem Material – in die ehemalige Tongrube in Gahlen verfüllt. Bis Oktober sind noch zehn weitere Verhandlungstage angesetzt.
Hoffnung des Gahlener Bürgerforums
„Wir hoffen, dass nun endlich auch die Verantwortlichen der Umweltdelikte zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Stefan Steinkühler vom Gahlener Bürgerforum. Nach Ende des Revisionsverfahrens wolle das Gericht die Umweltdelikte aufgreifen. Die Beseitigung der Folgen dürften seht kostspielig werden: Im Raum steht dabei die unfassbare Kostenschätzung von 52.502.000 Euro - laut Gutachten könnte das die Summe sein für „Maximalmaßnahmen“ zur Gefahrenabwehr, die vom Mühlenberg in Schermbeck ausgehen.
Spektakuläre Flucht
Der Hauptangeklagte war zunächst spektakulär abgetaucht: Durch durch einen „Abschiedsbrief“ versuchte er den Eindruck zu erwecken, er habe sich umgebracht. Daran gab es schnell Zweifel.
Es dauerte aber Monate, ehe Zielfahnder des Bundeskriminalamtes ihn in Namibia im südlichen Afrika aufspürten. Ein Haftbefehl warf ihm eine schwere Umweltstraftat, Betrug sowie Untreue vor.