Kreis Wesel/Köln. „Auf Trallafitti“ oder „auf Schöcklebömm“ gehen: Ein neues Portal des LVR zeigt die Feinheiten der Sprache - im Kreis Wesel und im Rheinland

Das Rheinland gilt als eine der buntesten Sprachregionen Deutschlands mit vielen Dialekten, Regiolekten und Geheimsprachen. Die meisten Menschen verwenden hier im Alltag eine Umgangssprache, die von vielen regionalen Ausdrücken beeinflusst und zugleich ein wichtiges Identifikationsmerkmal ist. Schon der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer betonte zum Rheinland einst: „Nehmen Se de Menschen wie se sind. Andere jibt et nich.“ Dies könnte gewissermaßen auch das Motto des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) sein, als er in dieser Woche anlässlich des internationalen Tags der Muttersprache ein neues Portal zu den rheinischen Dialekten freischaltete - das auch Einblicke in die Sprachwelt des Kreises Wesel erlaubt.

Die Kreis Weseler gehen auf den Söller, Moerser nehmen lieber den Speicher

„Dat Portal“ weist schon mit seiner plattdeutschen Namensfärbung darauf hin, dass es sich auf vielfältige Art und Weise mit den vielen Dialekten im Rheinland zwischen Emmerich und Bonn beschäftigt. Und anhand von Wortkarten zeigt sich: In den 13 Kommunen des Kreises Wesel gibt es eine bunte Sprachvielfalt, die mitunter zum Schmunzeln einlädt. So geht man in Voerde „auf Trallafitti“, in Rheinberg dagegen „auf Schöcklebömm“- ebenso in Sonsbeck, Xanten und Wesel. Während Dinslakener Kinder über ihre Hausaufgaben oder Schulaufgaben stöhnen, mühen sich Neukirchen-Vluyner mit den Hausarbeiten oder Hausaufgaben ab. Im rechtsrheinischen Kreis Wesel schlindert man auf zugefrorenen Pfützen, in Xanten und mitunter in Neukirchen-Vluyn schliddert man dagegen. Und: Fast alle Kreis-Weseler gehen auf den Söller, wenn sie den Dachboden meinen - nur die Moerser nicht, die nehmen den Speicher. Und in Dinslaken hat man sowohl Söller und Speicher als auch Dachböden.

4500 Begriffe aus den rheinischen Dialekten bilden das Herzstück

Herzstück von „Dat Portal“ ist ein Online-Wörterbuch mit mehr als 4500 Begriffen aus allen rheinischen Dialekten. Es basiert auf dem 2007 von Peter Honnen initiierten Mitmachwörterbuch, welches bis 2019 den alltäglichen Wortschatz des Rheinlandes umfangreich dokumentierte. Darüber hinaus stellen mehr als 140 vielfarbige Wort- und Grammatikkarten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Sprache im Rheinland vor.

Diese drei Frauen haben „Dat Portal“ geschaffen: Charlotte Rein, Verena Kohlmann, Sarah Puckert (von links).
Diese drei Frauen haben „Dat Portal“ geschaffen: Charlotte Rein, Verena Kohlmann, Sarah Puckert (von links). © Unbekannt | LVR

Hier fließen die Ergebnisse aus vielen Fragebogenerhebungen ein, die in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem von Dr. Georg Cornelissen durchgeführt wurden. Auch die Dialekte aus dem Kreis Wesel sind fester Bestandteil des umfangreichen Portals. Neben den unterschiedlich gebräuchlichen Begriffen können Leserinnen und Leser zum Beispiel auf vielfältige Weise feststellen, dass Dialekte rund um Schermbeck aufgrund der Grenzsituation eher westfälisch geprägt sind, während solche in Sonsbeck viele Einflüsse aus den Niederlanden haben.

Das Team um Charlotte Rhein, Regina Kohlmann und Sarah Puckert wird zudem regelmäßig in Artikeln über neue Erkenntnisse und interessante Aspekte der rheinischen Sprache informieren. Bereits jetzt sind Wörter wie „ussellig“, „Fisematenten“ oder „Hickeschlick“ anschaulich mit vielen bunten Karten und einer Definition erklärt.

Woher stammen die typisch rheinischen Vor- und Familiennamen?

Auch die Herkunft typischer rheinischer Vor- und Familiennamen wie Schmitz oder Kremers sind ebenso wie Straßen- und Ortsbezeichnungen ein weiteres Thema des neuen Portals. In der Rubrik „Wort der Woche“ wird zudem ein kurioses, beliebtes oder witziges Wort prominent auf der Startseite vorgestellt.

Ziel sei es, mit diesem Portal auch jüngere Leute für Dialekte und Regiolekte zu begeistern und die Sprache anschaulich und leicht erklärbar darzustellen, so Sarah Puckert. Dr. Helmut Rönz, Leiter des Instituts für Landeskunde beim LVR, betonte dass die rheinische Sprache ein wichtiger Teil der Agenda des LVR und die Freischaltung des neuen Portals ein besonderer Tag sei. Auch in Zukunft plant der LVR Projekte, um Dialekte und Regiolekte zu fördern. Mehr Informationen unter: dat-portal.lvr.de