Wesel. In der Corona-Zeit fiel der obligatorische Schwimmunterricht in den Grundschulen aus. Extra-Kurse werden nun von zwei Rotary Clubs finanziert.
Ein Blick in das Bislich-Bad liefert den besten Beweis. Hier sind bereits Schwimm-Helden unterwegs. Für die meisten Kinder gibt es nichts Schöneres, als sich im Wasser austoben zu können. Dennoch fiel in der Corona-Zeit der obligatorische Schwimmunterricht aus, so dass es nun um so wichtiger ist, außerschulischen Schwimmunterricht anzubieten. Da kam die finanzielle Spritze der beiden Rotary-Clubs Wesel-Dinslaken und Lippe-Issel gerade recht.
Die Städtischen Bäder Wesel und die DLRG Wesel bieten seit langem Förderkurse für Kindergarten-, Grundschul- und Schulkindern aus Wesel an, aktuell im Bislich-Bad. Neu sind jetzt die Projektkurse „Schwimm-Helden“, für die Klassen 3 und 4, damit jedes Kind die Grundschulzeit mit einem erfolgreich absolvierten „Seepferdchen“-Abzeichen beenden kann.
Differenziertes Training in kleinen Gruppen
Auch beim regulären Schwimmunterricht im Klassenverbund ist es für die Lehrkräfte oft im Schulalltag sehr schwer, den Kindern mit Förderbedarf die für sie notwendige Zeit und Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Das machten sowohl Imke Hagemann, Schulleiterin der Quadenweg-Schule, als auch Ralph List von der DLRG Wesel deutlich. Große Klassen und die sehr weit auseinanderliegenden Schwimmfertigkeiten machen ein differenziertes Training für die Kinder mit keinen oder sehr geringen Wassererfahrungen kaum möglich. Genau hier greift der Projektansatz der Schwimm-Helden. Durch eine extra Schwimmzeit haben die Anfänger Zeit in kleinen Gruppen mit Kindern, die auf dem gleichen Lernstand sind, zu trainieren und ihre Schwimmfähigkeiten weiter auszubauen.
Jetzt gibt es einen offiziellen Schwimmpass
Ralph List hält pünktlich zum Start des Schwimm-Helden-Projektes eine Neuheit in Händen. Die Grundschüler werden jetzt nämlich die ersten sein, die einen neuen Schwimmpass erhalten können, den das Schulministerium NRW gerade eingeführt hat. Dabei müssen sie vier Schwimmlernstufen erklimmen. Zuerst geht es an die Wassergewöhnung: die Kinder sollen keine Angst bekommen, wenn sie Wasser ins Gesicht bekommen oder kurz untertauchen. Dann gilt es die Grundfertigkeiten zu erlernen, dann die Basisstufe und schließlich sicheres Schwimmen. Jede Stufe wird mit einem Aufkleber honoriert.
Zehn Kursstunden mit DLRG-Trainern
Der Pilotkurs ist bereits mit Teilnehmern der Grundschule Hamminkeln und Quadenweg in Bislich gestartet. Zehn Mädchen und Jungen üben in zehn Kursstunden mit den DLRG-Trainern die Grundfertigkeiten fürs Schwimmenlernen. Wenn die Reparaturarbeiten im Lehrschwimmbecken im Heubergbad abgeschlossen sind, folgen weitere Förderkurse, die dann dienstags von 15 bis 15.45 und 16 bis 16.45 Uhr angeboten werden.
Da besonders die Grundschule Innenstadt viele Kinder hat, die noch nicht schwimmen gelernt haben, wird diese Schule ebenfalls ab Januar 2022 in das Projekt einsteigen. Zu einem symbolischen Preis von einem Euro pro Stunde können Kinder, die von ihrer Schule „nominiert“ werden, daran teil nehmen. Bei sozialen Notlagen kann dieser Betrag auch unkompliziert entfallen.
Immer weniger Kinder können schwimmen
Kinderarzt Dr. Björn Nehlsen vom Rotary-Club Wesel-Dinslaken weiß aus seiner Praxis, dass die Coronazeit den Kindern sehr geschadet hat. „Abgesehen von Corona bedingten Gewichtszunahmen wegen mangelnder Bewegung ist auch die Zahl der psychisch erkrankten Kinder gestiegen“, resümiert der Kinderarzt. Wie bei Vorsorgeuntersuchungen die Standardfragen nach Gefahrensituationen zeigen, sei die Zahl der Kinder, die im Grundschulalter schwimmen gelernt haben, stark gesunken. Schließlich sind drei Halbjahre mit Schwimmunterricht wegen Corona ausgefallen.
Um das nachholen zu können, müssen natürlich auch Schwimmzeiten in den Bädern vorhanden sein. Das wird sich erheblich verbessern, wenn das Kombibad fertiggestellt ist mit Lehr-, Kurs- und Erlebnisbecken, stellt Martin Christoph, Geschäftsführer der Städtischen Bäder Wesel, in Aussicht.
>>> Rotary fördert Kinder- und Jugendprojekte
Auffallend ist, dass es für zahlreiche Eltern nicht mehr selbstverständlich ist, dass ihre Kinder schwimmen können und sie dieses auch nicht fördern. Weswegen der Schwimmunterricht besonders wichtig ist.
Rotary liegt es am Herzen, insbesondere Kinder und Jugendliche zu fördern. So wurde diese Idee vom Past-Präsidenten Ingo Bülow von beiden Vereinen gerne aufgegriffen.