Wesel. Cemile und Jörn Schroh haben in Thailand überwintert. Der geplante Rückflug wurde gestrichen – nun hoffen sie auf eine Rückkehr am 17. April.
Grenzen sind dicht, Flüge storniert. Tausende Urlauber sind irgendwo auf der Welt gestrandet und warten darauf, nach Deutschland zurückkehren zu können. So auch Jörn Schroh, ehemaliger Weseler Bürgermeister (1999 bis 2004), der seit November mit seiner Frau Cemile in einem kleinen Ort in der thailändischen Provinz Prachuap Khiri Khan überwintert. Auch hier schränkt das Virus das öffentliche Leben zunehmend ein. Die Schrohs fühlen sich an ihrem Wohnort noch sicher, hoffen aber, am 17. April ausreisen zu können.
Seit November lebt das Paar rund 400 Kilometer südlich von Bangkok. „Es ist ein kleiner Ort, wo es noch menschenleere Strände gibt. Die Thais hier sind sehr freundlich und das Leben ist sehr entspannt. Wir leben unter Palmen, in einem kleinen gemieteten Haus, zwei Kilometer vom Meer entfernt. Eigentlich könnte man es sich im Winter gar nicht schöner vorstellen“ schreibt der Weseler, der nicht zum ersten Mal in Thailand ist. Doch seine Pläne sind nun durchkreuzt worden. Eigentlich hatten die Schrohs sich im April noch auf eine Mekong-Reise vom Kambodscha bis Ho Chi Minh-Stadt gefreut - von Vietnam aus sollte der Flug dann gen Heimat starten. Doch die Reise wurde abgesagt, inklusive Heimflug.
Coronavirus sorgt für verschärfte Bedingungen
Die beiden Weseler besitzen ein Jahresvisum und haben bis Ende April Zeit. Dann wäre eine Verlängerung oder der Heimflug fällig. Für andere europäische Touristen, für die das Ausreisedatum naht, werde es unangenehm, berichtet der Weseler. Die Grenzen zu den Nachbarländern sind gesperrt. „Ausgerechnet die, die ein Jahresvisum haben, haben da die größten Probleme. Sie sollen jeweils nur für eine Woche Verlängerung bekommen und dann 1.900 Baht (etwa 53 €) zahlen. Die, die kein Visum haben, dürfen mit der Zahlung von 1.900 Baht 30 Tage länger bleiben“, berichtet Schroh. Einige Touristen hätten knapp 10.000 € für einen Flug bezahlt, weil sie schnell nach Hause wollten.
Seit vergangenen Donnerstag gelten verschärfte Bestimmungen, berichten die Schrohs. Das Verlassen eines Bezirkes ist nur in Ausnahmefällen möglich. In den Restaurants und Garküchen darf man nicht mehr essen, es wird nur außer Haus verkauft. „Das wird für viele Thais nicht so einfach sein, da sie davon leben müssen. Eine soziale Absicherung wie in Deutschland gibt es hier leider nicht“. Die Situation ist eine Katastrophe für die Menschen, die vom Tourismus leben, die Auswirkungen für die Einheimischen sind schon zu spüren, stellten die Weseler fest.
Rückflugs-Angebot über das Auswärtige Amt
Dass sich deutsche Touristen von ihrer Regierung im Stich gelassen fühlen, kann Jörn Schroh nicht nachvollziehen. „Ich habe von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, mich über das Auswärtige Amt beim Portal Elefand anzumelden. Am Tag darauf habe ich eine E-Mail bekommen, wonach ich in den nächsten Tagen mit einem von dort organisierten Flug von Bangkok nach Frankfurt fliegen könnte“. Wenn dennoch Probleme auftauchen, liege das oft an den Ländern, in denen sich die Touristen aufhalten, meint Schroh.
Er werde das Rückflugangebot des Auswärtigen Amtes allerdings nicht annehmen, da er inzwischen einen Linienflug gebucht hat. In diesem Fall sollte man auf die Rückholaktion verzichten, darauf habe die deutsche Botschaft hingewiesen. „Wir hoffen jetzt, dass unser Rückflug am 17. April tatsächlich stattfindet.“
Noch keine Corona-Fälle in der Umgebung
Bis dahin heißt es abwarten. Schroh versichert: „Wir fühlen uns hier in diesem kleinen Ort sehr sicher.“ Das Paar verfolgt die Nachrichten, hat Kontakt nach Deutschland und besucht kleine Märkte, um einzukaufen, wenngleich mit Abstand und Mundschutz. „Aus den Medien hier haben wir erfahren, dass Corona-Fälle hier im weiteren Umkreis nicht aufgetreten sind. Eigentlich ist dieser Ort der ideale Platz, um diese Krise abzuwarten“. In Bangkok und in den Touristenhochburgen sei das anders. Dennoch wollen die Schrohs nach Hause: „Wir wissen ja nicht, ob wir zukünftig weiterhin ausreisen können.“ Und mit dem beginnenden Frühling in Deutschland bekomme das Paar ohnehin Sehnsucht nach Wesel...