Wesel. . Was macht eigentlich Jörn Schroh, der ehemalige Weseler Bürgermeister? Diese Frage beantworten wir in dieser Folge unserer Serie. Der 68-Jährige, der vor zehn Jahren aus dem Arbeitsleben ausschied, kennt keine Langeweile, denn er ist viel unterwegs.
Sie sind wie im Flug vergangenen, die vergangenen zehn Jahre. Genauso lange ist Jörn Schroh im Ruhestand. 58 Jahre alt war der scheidende Bürgermeister von Wesel damals und voller Pläne für die folgende freie Zeit. Vieles davon hat das CDU-Mitglied, das nach wie vor in der Kreisstadt wohnt, umgesetzt und dabei unendlich viel gesehen. Denn Reisen ist die Passion von ihm und seiner Ehefrau Cemile. Erst mit dem Wohnmobil in die Türkei, nach Tschechien und nach Frankreich, dann mit dem Flugzeug nach Ostasien.
Ein Flug nach Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam war der Beginn. Ohne genau zu wissen, wohin, ging es mit dem Rucksack los. Jörn und Cemile Schroh haben alles gemacht, was ihnen gefiel. Drei Monate waren sie in Vietnam unterwegs, es folgten Indonesien, Sumatra, Malaysia... Am Ende wurde Thailand die große Leidenschaft der Schrohs.
Blick zurück
Viele kennen Jörn Schroh als Technischen Beigeordneten der Stadt Wesel. Acht Jahre war er das, von 1990 bis 1998. Dann wurde er nicht mehr wiedergewählt. Ein Jahr später kehrte der Architekt zurück auf die öffentliche Bühne, wurde für fünf Jahre Bürgermeister. Der Christdemokrat löste SPD-Vorgänger Bernhard Gründken 1999 ab. 2004 wollte sich Schroh erneut zur Wahl stellen, doch eine Krebserkrankung hinderte ihn daran.
„Nach der Operation war ich nicht mehr fähig, diese Belastungen zu ertragen“, sagt er und hat den Schritt nie bereut, nicht mehr zu arbeiten. Im Gegenteil: „Ich habe immer Angst, dass ich zu wenig mitbekomme.“ Das Leben sei begrenzt und der Tag habe leider nur 24 Stunden.
Vor sechs Jahren entdeckten sie ein Schild vor einem Haus. 1500 Baht stand darauf - es war die Monatsmiete, damals umgerechnet 30 Euro. Heute sind es vielleicht 36 Euro, die gezahlt werden müssen. Doch für diesen geringen Betrag gibt es viel. Tolle Landschaft, kaum Touristen, nette Menschen und jede Menge Natur. Im Dezember geht es wieder in den hübschen Ort fernab der Touristenströme. Und damit das so bleibt, möchte Jörn Schroh den Namen nicht nennen. Diesmal werden es nur vier Monate sein, die er mit seiner Ehefrau dort verbringt, meist waren es fünf Monate, manchmal aber auch ein halbes Jahr. Doch so gerne der 68-Jährige in Thailand ist, so gerne kehrt er auch immer wieder nach Wesel zurück.
Ein Gartenstuhl im Beiwagen
„Wir lieben Wesel und den Niederrhein. Deutschland ist das schönste Land, das es gibt“, schwärmt der im westfälischen Bünde geborene Ruheständler. Während er in Thailand unter anderem mit einem Roller unterwegs ist, der einen Beiwagen hat, auf dem ein Gartenstuhl für den Beifahrer platziert ist, gilt hier das Fahrrad als Fortbewegungsmittel der Wahl. 60 Kilometer am Tag sind für die Schrohs kein Thema. Mal eben am Abend rüber auf die andere Rheinseite und die Dämmerung auf einer Bank genießen, kein Problem. Besser noch: ein leckeres Essen und ein Bier dazu. Dann ist Jörn Schroh zufrieden.
Er mag die Menschen, sucht das Gespräch mit ihnen, am besten bei einem kühlen Getränk. In Thailand hat er so viele Freunde gewonnen, mit denen er sich mit Händen und Füßen unterhält oder auch mal singt. In Deutschland ist er mit so manchem gern unterwegs. So wie mit Rudolf Spelmanns oder Bernhard Schweer, seinen politischen Wegbegleitern. Mit dem Fahrrad geht’s aufs Land oder zum Fischessen. Gespräche und der Genuss stehen dann ganz oben an.
In Thailand hat Jörn Schroh seinen eigenen Räucherofen hinter dem Haus. Dort landet neben Fisch auch Wurst und mal ein Hähnchen. Außerdem ist er stolz auf seine kräftige Papaya, die er aus Samen selbst gezogen hat und die unter dem Gewicht der stattlichen Früchte fast zusammenzubrechen scheint.
Zwei Kilometer sind es bis zum menschenleeren Strand, den die Schrohs zurücklegen müssen, wenn sie sich abkühlen wollen. Mit dem Fahrrad oder dem Motorroller ist das kein Problem. Ja, selbst das Verlängern der Visa macht ihnen Freude. Dann geht es mit dem Motorrad auf die 200 Kilometer lange Strecke und am Ende auf ein Schiffchen, eine Art Wassertaxi. Die Kinder der Schrohs waren alle schon da. Derya (32) und Jörn-Heinrich (33) erst einmal, Anna-Katharina (35) dagegen Jahr für Jahr. Und auch sonst hat das Weseler Ehepaar viel Besuch.
Immer auf Achse
Kürzlich war es auf Fuerteventura, einem weiteren Lieblingsziel. Dann geht es zu Fuß über den zehn Kilometer langen Strand - und wieder zurück. Oder es wird in der Fränkischen Schweiz geradelt, was die Schrohs gern und oft tun. Sie sind halt immer auf Achse. Und während er am liebsten noch mehr machen möchte („Es ist ein Traum für mich, durch die Gegend zu fahren“), bremst sie ein bisschen. „Immer nur Koffer packen, auspacken, waschen, bügeln...“, sagt Cemile, die sich auch gern von ihrem Mann bekochen lässt. Der ist davon überzeugt, dass die deutsche Küche die beste Küche ist. Und sie, dass man den Platz anders verlassen kann: „Er kocht eine halbe Stunde und ich mache zwei Stunden sauber“, kritisiert sie ihn augenzwinkernd. Und wenn die beiden mal nicht in Bewegung sein sollten, dann wird gelesen. E-Books natürlich. Denn ein Faible für Technik hat Jörn Schroh auch noch...