Wesel. . „Es muss doch mal öffentlich gesagt werden, dass es so nicht weitergeht“, sagt Jörn Schroh, der von 1999 bis 2004 Bürgermeister von Wesel war.
- Über ein halbes Jahr hat der 69-jährige Jörn Schroh in der Sache mit sich gerungen
- Jetzt machte er Nägel mit Köpfen und kehrte der CDU den Rücken
- Grund ist die deutsche Flüchtlingspolitik und die EU-Politik
Er hat es sich nicht leicht gemacht und am Ende - nach über einem halben Jahr - doch den Schritt getan: Jörn Schroh, von 1999 bis 2004 Bürgermeister von Wesel, ist aus der CDU ausgetreten. „So kann es doch nicht weitergehen“, sagt er im Gespräch mit der NRZ. Damit meint er zum einen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin, zum anderen aber auch die Politik der Europäischen Union.
„Politik entfernt sich immer mehr“
Dabei treibt ihn vor allem die „ganz große Sorge“ um, dass rechtspopulistische Parteien in ganz Europa weiter starken Zulauf erfahren. Denn die Politik entferne sich immer mehr vom politischen Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Das habe er in vielen Gesprächen zu Hause und mit Freunden erfahren. Anhänger der meisten Parteien, auch der Grünen, sähen die von Schroh benannten Themen ebenfalls kritisch.
So würden immer noch EU-Beitrittsverhandlungen mit Ländern geführt, die nicht in die EU gehörten. Und zum Thema Flüchtlinge: Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei es durchaus möglich, dass „Wir das schaffen“. Allerdings befürchtet Schroh, dass sich in Deutschland ein Wandel vollzieht, den keiner vorhergesehen hat. Schließlich gebe es keinen demokratischen Staat, der mehrheitlich islamisch geprägt sei.
Für Schroh sind jetzt die politischen Ortsverbände in der Verantwortung. Denn wenn in Berlin nicht reagiert werde, müsse von unten, auf der Ebene der Kommunalpolitik, Druck gemacht werden.
Lange seien er und seine Frau ganz große Merkel-Fans gewesen. Doch das habe sich drastisch geändert. „Sie weiß nicht, was wirklich in Deutschland passiert“, sagt der Weseler. Auch bei ihrem Besuch in Duisburg-Marxloh habe sie nicht gesehen, wie es tatsächlich um diesen Stadtteil bestellt sei. Früher sei er mit seiner Frau häufig dorthin gefahren, heute fühle er sich in Marxloh aber nicht mehr sicher und verzichte darauf. Selbst die Polizei kapituliere mittlerweile. Er, der seit 26 Jahren mit einer Muslimin verheiratet ist, könne all das äußern. Andere würden ja sofort in die rechte Ecke gestellt.
Trotz allem sei Jörn Schroh die Abkehr von seiner jahrzehntelangen politischen Heimat sehr schwer gefallen. Eine andere Partei komme für ihn aber auch nicht in Frage. Sie alle machten schließlich einfach so weiter, ohne auf die Bürgerinnen und Bürger zu hören.