Wesel. Zum Beginn der Motorrad-Saison startet auch die Kreisverkehrswacht in Wesel wieder mit dem Fahrsicherheitstraining für Biker.

Die Maschinen sind fertig zum ausfahren und so langsam macht sich auch das Wetter bereit für die Motorrad-Saison. Somit gilt es nun auch für die Fahrer, „den Winterrost zu lösen“, wie Frank Schulten, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht, es nennt. Zum ersten Biker-Sicherheitstraining der Saison haben sich daher am Samstag 21 Motorradfahrer mit ihren Maschinen auf dem Gelände der Schillkaserne getroffen.

Fahrer müssen sich wieder an die Maschinen gewöhnen

Viele von ihnen sind Wiederholungstäter, nutzen das Angebot von Kreisverkehrswacht, Polizei und Feuerwehr jedes Jahr, was auch ratsam ist, wie Frank Schulten erläutert: Denn bei vielen Motorrad-Fahrern ruht das Gefährt zwischen November und März. Fährt man dann wieder zum ersten Mal, gilt es erst einmal wieder das Gefühl für die Maschine zu gewinnen. „Wenn Sie ein halbes Jahr nicht Fahrradfahren, sind Kurven erst mal komisch“, vergleicht er. So sei es auch beim Motorradfahren – bloß das diese Zweiräder zwischen 200 und 260 Kilo wiegen.

„Wenn wir einen Platz kriegen, melden wir uns jedes Jahr hier an“, erklärt Teilnehmerin Monique (57), die trotz 25 Jahren auf dem Bike regelmäßig mit dem Fahrsicherheitstraining in die Saison startet. „Das hat mir schon oft geholfen.“ Besonders das Thema Vollbremsung ist ihr wichtig: „Das ist nicht so einfach wie beim Auto“, betont sie – und ungleich gefährlicher, schließlich hat der Motorradfahrer nichts um sich herum.

Das Fahrsicherheitstraining, findet sie, ist auch ein schönes Geschenk für andere Biker und hat daher, neben ihrem Mann, auch Sohn Felix (25) dabei. Der hat den Führerschein erst seit drei Jahren und ist nun zum ersten Mal beim Training der Kreisverkehrswacht – denn das hatte wegen der Corona-Pandemie die vergangenen Jahre ausfallen müssen.

Erstmal „Motorrad-Gymnastik“

Los geht es auf dem Übungsgelände erst einmal mit etwas „Motorrad-Gymnastik“ – bei der Fahrt einen Arm vom Lenker nehmen, eines oder beide Beiden ausstrecken oder sich hinstellen. Das bringt die Balance zurück und wärmt Mensch und Maschine auf. „Anfangs war das Motorrad noch ein bisschen kalt, aber nach der Hälfte ging’s“, bilanziert Felix nach den ersten Runden auf dem Platz und ist nun bereit für die eigentlichen Übungen.

Diese sind dann an die schwierigen Situationen im Straßenverkehr angelehnt: Anfahren mit größtmöglichem Lenkeinschlag wird beispielsweise geübt oder das Ausweichen. Fahren durch eine schmale, mit Ketten abgegrenzte Spurgasse simuliert Situationen im Stau, im Stop-and-Go-Verkehr oder an einer Ampel, was vor allem wegen der niedrigen Geschwindigkeit schwierig ist.

Schon bei der ersten Übung – der Zielbremsung – zeigt sich, wie hilfreich das Training sein kann – selbst für die Fahrer, die schon lange im Sattel sitzen. Denn auf Anhieb schaffen es nur die wenigsten von ihnen, so zu bremsen, dass sie an dem markierten Punkt zum Stehen kommen. Die meisten machen beim ersten Versuch schon einige Meter davor Halt.

Genau zwischen den orangefarbenen Pylonen, soll das Motorrad beim Zielbremsen anhalten – idealerweise ohne Fahrlehrer Frank Schulten umzufahren.
Genau zwischen den orangefarbenen Pylonen, soll das Motorrad beim Zielbremsen anhalten – idealerweise ohne Fahrlehrer Frank Schulten umzufahren. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

So auch Petra (50). „Ich sitze heute vielleicht zum zehnten Mal auf der Maschine“, berichtet sie. Denn mit dem Motorradfahren hat sie nur angefangen, weil auch ihre Tochter (16) bald auf zwei Rädern starten will. Die 50-Jährige hat daher die seit 2020 bestehende Möglichkeit genutzt, ihren normalen Autoführerschein mit wenigen Fahrstunden, aber ohne Prüfung zu erweitern. Das Training soll ihr nun die Sicherheit geben, die bislang fehlt und dass es für sie hier noch mehr zu lernen gibt, als für die klassisch ausgebildeten Motorrad-Fahrer, glaubt sie schon.

Bunte Warn- und Airbag-Westen machen das Fahren sicherer

Abgesehen vom eigentlichen Fahrtraining geht es aber auch um andere Sicherheitsaspekte. So betonen Polizei und Kreisverkehrswacht auch, wie wichtig etwa die richtige Kleidung ist. Die Verwendung von leuchtenden Farben etwa, erhöhe die Sichtbarkeit um das fünffache, erklärt Frank Schulten. Und Polizistin Christiane Nattkamp führt anschaulich vor, wie sogenannte Airbag-Westen funktionieren.

Dass diese Hilfsmittel schneller nötig sein können, als es dem Fahrer lieb ist, zeigt ein Blick in die Statistik: 84 Motorrad-Unfälle verzeichnet die Kreispolizei Wesel für das Jahr 2021. Davon wurden übrigens 48 – also mehr als die Hälfte – von Motorradfahrern selbst verursacht. Am Niederrhein liegt das aber eher selten an der Strecke, denn weder Berge noch Spitzkehren verkomplizieren das Fahren. Viel häufiger seien Fahrfehler oder Selbstüberschätzung, erklärt Christiane Nattkamp: „Gerade auf geraden Strecken kann man sich leicht verbremsen oder die Geschwindigkeit überschätzen.“