Dinslaken/Wesel. Seit Montag ist der RE 49 erstmal eingestellt. An den Bahnhöfen in Wesel und Dinslaken gab es darüber so gut wie keine Informationen.
Der erste Tag des Übergangsfahrplan am Niederrhein beginnt mit dem ganz normalen Bahn-Chaos. Die App auf dem Smartphone zeigt eine Stellwerksstörung irgendwo im Rheinland und einen Oberleitungsschaden kurz vor der holländischen Grenze an. Heißt für Pendlerinnen und Pendler in Dinslaken, Voerde und Wesel: Der Regionalexpress RE 5 fällt aus, der RE 19 hat Verspätung. Warten in der Kälte am Bahnhof.
An diesem Montag ist im Bahnverkehr zwischen Wesel und dem Ruhrgebiet eine neue Zeitrechnung eingeleitet worden – ein Aufbruch ist das eher nicht, was in den nächsten Wochen auf die Fahrgäste zu kommt. Im Gegenteil: Weil Abellio seinen Betrieb in Nordrhein-Westfalen einstellt, müssen die Züge von neuen Betreibern übernommen werden. Da ein solcher Wechsel nicht ohne Schwierigkeiten verläuft, wurde ein Übergangsfahrplan erarbeitet. Viele Linien werden bis Ende Februar ausgedünnt oder gleich eingestellt.
Abellio-Aus: Diese Linien in Dinslaken und Wesel sind betroffen
Im Kreis Wesel betrifft das die Linien RE 49 (Wuppertal bis Wesel) und RE 19 (Arnheim bis Düsseldorf). Während der RE 49 bis Ende Februar komplett eingestellt wurde, soll der RE 19 weiterhin im Stundentakt fahren, ab dem kommenden Montag (17. Januar) entfallen die Verstärkerfahrten im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr. Was nach einer Kleinigkeit klingt, ist doch mehr: Von sechs Zügen, die normalerweise zwischen 17 und 18 Uhr aus Oberhausen in Richtung Niederrhein unterwegs sind, bleiben noch zwei übrig.
Wie fragil das System ist, bekommen Pendler und Pendlerinnen am Montagmorgen zu spüren. Zwar greift für den Regionalexpress RE 5 kein Notfallfahrplan, da er von National Express betrieben wird. Allerdings ist diese Linie allein schon wegen ihrer langen Strecke von Koblenz bis Wesel sehr verspätungsanfällig – und wenn die Verspätung zu groß ist, fährt der Zug oft nur bis Sterkrade. In Dinslaken, Voerde und Wesel fallen dann gleich die Hin- und die Rückfahrt aus. Weil der RE 49 eingestellt ist, wartet man in solchen Fällen bis zu einer Stunde auf die nächste Verbindung. So wie am Montagmorgen.
„Ich bin beim Weg zur Arbeit auf Bus und Bahn angewiesen“, sagt Sven Schlicker, der regelmäßig auf der Strecke von Dinslaken nach Oberhausen unterwegs ist und eigentlich den RE 5 nehmen wollte. Die Wartezeit in der morgendlichen Kälte nimmt er jedoch gelassen. „Es ist nervig, aber es bringt auch nichts, sich aufzuregen.“ Auch Anja Nonnendorfer ist auf dem Weg nach Oberhausen. „Ich habe gestern in der Bahn-App gesehen, dass der RE 49 nicht mehr fährt“, erzählt sie. „Aber es kann ja nicht sein, dass man hier eine Ewigkeit am Bahnhof steht, weil kein Zug kommt.“
Fehlende Informationen an den Bahnhöfen in Dinslaken und Wesel
Längst nicht alle, die am Montag in Wesel und Dinslaken am Bahnhof stehen, haben schon mitbekommen, dass es eine einschneidende Fahrplanänderung gegeben hat. Wer davon nicht in den Medien gelesen hat, wird am Bahnhof nicht schlauer. Ein Aushang im Schaukasten oder eine Infoplakat neben dem Fahrplan? Fehlanzeige. Eine Durchsage? Nicht zu hören. Auf den elektronischen Anzeigen am Gleis in Wesel sind im Lauftext zwar ohne Unterlass die Corona-Bestimmungen zu lesen, dass eine ganze Linie über Wochen ausfällt, steht dort aber nicht. Lediglich in Dinslaken weist eine digitale Anzeige auf „Betriebsstörungen“ beim RE 49 wegen eines Betreiberwechsels hin.
Zuständig für Anzeigen und Durchsagen sei die Deutsche Bahn, in Auftrag gegeben werden müssen sie vom Betreiber der Linien, sagt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) auf Nachfrage. Das wäre in diesem Fall die quasi insolvente Abellio. „Wir haben aber Gespräche mit der Bahn aufgenommen, um die Situation zu verbessern“, sagte ein VRR-Sprecher und stellt in Aussicht, dass in absehbarer Zeit mehr Infos zu den Fahrplanänderungen auch an den Bahnhöfen zu finden sein werden.