Alpen. Mit der Renaturierung der Alpschen Ley hat die Lineg in Alpen einen naturnahen Lebensraum für Tiere geschaffen. Davon profitiert auch der Mensch.

Vorsichtig fischt Biologin Nina Felgenhauer kleine Muscheln und eine einheimische Krebsart mit dem Kescher aus der Alpschen Ley. So will sie zeigen, dass hier in Alpen wieder richtiges Leben herrscht. Aber nicht nur im Wasser, auch drumherum zirpt und zischt es zwischen den hohen Sträuchern und Wildblumen. Dazwischen verstecken sich ein paar Blässhühner. Alles deutet darauf hin: Der renaturierte Bachverlauf der Alpschen Ley an der Von-Dornik-Straße ist ein Lebensort für Wasserlebewesen und Insekten geworden.

Das war nicht immer so. Seit einigen Jahren renaturiert die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft (Lineg) Teile der Alpschen Ley in einem aufwendigen Prozess. Über Entstehung und Nutzen der Renaturierung informierte sich gestern der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider im Rahmen seiner Sommertour mit dem Thema: „Nah am Wasser gebaut“. Das passte, schließlich fließt die Alpsche Ley einmal quer durch die Gemeinde, ehe sie in den Xantener Altrhein mündet. Im Jahr 2018 begann die Lineg mit der Renaturierung des Baches auf dem Gelände an der Von-Dornik-Straße zwischen Rathaus- und Graf-Arnold-Straße.

Die Alpsche Ley bietet nun mehr Lebensraum und Schutz vor Starkregen

„Ziel war es, den Lebewesen mehr Raum zu geben“, erklärt Biologin Nina Felgenhauer. Aufgrund der europäischen Wasserrahmenrichtlinie war das Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, das Gewässer durchgängig zu machen, damit Fische und Kleinstlebewesen wandern können. Zudem wurde der Bachverlauf kurvenreicher angelegt, wodurch ein sogenannter Retentionsraum geschaffen werden konnte. „Bei Starkregen kann sich das Gewässer so noch besser ausweiten, ohne dass es zu beeinträchtigenden Überschwemmungen kommt“, erläutert die Bauleiterin Petra Bellinger.

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Mit Blick auf den Klimawandel eine nicht zu unterschätzende Funktion. „Bisher lag der Schwerpunkt der EU-Wasserrahmenrichtlinie auf der Renaturierung. Ich denke, dass sich der Schwerpunkt bei der anstehenden Verlängerung dieser Richtlinie etwas verändern wird und im nächsten Schritt die Klimaanpassung im Vordergrund stehen wird“, mutmaßt Schneider, der auch umweltpolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion ist.

Bereits jetzt seien die Auswirkungen des Klimawandels durch zunehmende Starkregenereignisse oder tropische Nächte spürbar. „Daher sind solche Renaturierungsmaßnahmen wichtig.“ Renaturierte Gelände wie in Alpen oder seit kurzem auch in Moers dienen auch als Frischluftschneise. „Die brauchen wir für die Ortskerne und Innenstädte, um diese abzukühlen“, weiß Schneider

EU, Bund und Land werden auch weitere Klimaschutzmaßnahmen in Alpen fördern

Bisher wurden rund 500 Meter der Alpschen Ley renaturiert. EU, Bund und Land haben die Kosten zu 80 Prozent gefördert. Daran möchte die Lineg nun anknüpfen. Nächste Etappe: Die Renaturierung der Alpschen Ley hinter dem Parkplatz an der Haagstraße. Der alte Verlauf soll teilweise bestehen bleiben aber auch gelockert werden, um ebenfalls Retentionsflächen zu schaffen. „Dort dienen diese Flächen gezielt dem Hochwasserschutz der Gemeinde“, so Bellinger.

Die Lineg rechnet bis Ende des Jahres mit einer Genehmigung. Baubeginn könnte dann 2023 sein. Auch dafür habe die Bezirksregierung laut der Bauleiterin schon eine entsprechende Förderung in Aussicht gestellt. Das zielstrebige Vorhaben, irgendwann die gesamte Alpsche Ley renaturiert haben zu wollen, beeindruckte den Landtagsabgeordneten René Schneider: „Man kann die Gemeinde in Kooperation mit der Lineg nur loben, dass beide so vorangehen und Maßnahmen gegen Starkregen und Klimawandel ergreifen.“