Oberhausen. Wer vom Oberhausener Zentrum auf die Autobahn A 42 fährt, muss eine heikle, unfallträchtige Stelle überwinden. Eine neue Brücke soll das ändern.
- Oberhausen hat - auch mithilfe von Bund und Land - einen Fünf-Punkte-Plan entwickelt, wie innerhalb der nächsten zehn Jahre die Stausituation rund ums Centro entschärft wird.
- Dabei nehmen Land und Bund auch die Autobahnbrücke zur A 42 ins Visier: Die heutige Verkehrsführung wird von Fachleuten als mangelhaft bis ungenügend eingestuft, eine fast doppelt so breite neue Brücke soll Abhilfe schaffen.
Wenn jährlich mehr als 16 Millionen Menschen die Neue Mitte in Oberhausen besuchen, dann gibt es naturgemäß Zeiten, in denen sich die Autofahrer knubbeln - nicht nur zur Weihnachtszeit ärgern sich Kunden des Einkaufszentrums Westfield Centro und Konzertbesucher der Rudolf-Weber-Arena über den langwierigen Zugang zu den überwiegend kostenlosen Parkplätzen.
Für noch mehr Verkehr in der Neuen Mitte sorgten die Besucher der neuen Geschäfte und Groß-Restaurants auf dem Stahlwerksgelände gegenüber dem Centro: Angesiedelt haben sich dort das Bekleidungsgeschäft Strauss, der Baumarkt Hornbach, der Möbel-Discounter Poco sowie die Ess-Tempel Ash, Osteria und Xiao.
Neuer Freizeitpark „Karls Erlebnishof“ wird Zehntausende Besucher zusätzlich anziehen
Sollte der Musical-Betreiber Semmel Concerts das Metronom-Theater so erfolgreich nach oben fahren, wie es die bereits über 100.000 im Vorverkauf abgesetzten Tickets versprechen, strömen noch mehr Besucher aus der gesamten Region zur Neuen Mitte. Ein weiteres Zugpferd wie der Freizeitpark „Karls Erlebnishof“, der im Frühjahr 2026 auf dem früheren Centro-Park-Gelände eröffnen soll, erscheint da kaum zusätzlich verkraftbar. Und dann soll ja auch noch auf dem Stahlwerksgelände ein komplett neuer Stadtteil mit 1600 Wohnungen entstehen.
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Dass dringend gehandelt werden muss, damit Oberhausen als Tourismus- und Freizeithauptstadt des westlichen Ruhrgebiets einen bleibenden guten Marken-Ruf erhält, weiß auch der oberste städtische Planer, Thomas Palotz. „Eine funktionierende Mobilität spielt für die Neue Mitte eine große Rolle, man muss hier die Verkehrssituation verbessern“, sagte er auf der diesjährigen Klausurtagung der CDU-Ratsfraktion.
Diese Verbesserung soll in den nächsten sechs bis acht Jahren durch fünf tiefgreifende Bauprojekte geschehen - und vielleicht kommt sogar noch ein sechstens hinzu. Der Mega-Plan steht weitgehend.
Erstens: Ab dem Jahr 2027 werden die Osterfelder Bahnbrücken über der Osterfelder Straße, eine massive Engstelle von Bottrop über Osterfeld zum Centro, deutlich ausgebaut werden - auf die doppelte Breite wie derzeit.
Zweitens: An der Autobahn A 42 wird nördlich auf dem Gelände einer ehemaligen Kläranlage ein großes Parkhaus („Mobilitäts-Hub“) errichtet, von dem Autofahrer per Seilbahn zum südlich gelegenen Centro gondeln sollen - über die Autobahn hinweg. Dort könnten aber auch Scooter oder Elektro-Räder zum Leihen bereitgestellt werden. Eine neue Brücke soll zum Centro führen - auch für Fußgänger. Die Idee dazu schrieben die Fachleute des renommierten Frankfurter Architektur- und Planungsbüros Albert Speer und Partner AS + P in den neuen Masterplan „Neue Mitte 2.0“ hinein. Das Ziel: Der Verkehr soll direkt von der Autobahn A 42 abgefangen werden - noch außerhalb des Quartiers Neue Mitte.
Drittens: Wer heute am Schloss Oberhausen vorbei auf der Konrad-Adenauer-Allee in Richtung A 516 nach Sterkrade fährt oder auf die Autobahn A 42 abbiegen möchte, kennt als Autofahrer, wie gefährlich und eng diese Stau-anfällige Streckenführung ist. Gutachter haben bereits mehrere Fahr-Varianten als ungenügend bewertet: Das Rechtsabbiegen von der A 42 aus Essen auf die A 516, die Geradeausfahrt von der Mülheimer Straße auf die Konrad-Adenauer-Allee, das Linksabbiegen von der Mülheimer auf die Duisburger Straße und das Linksabbiegen von der Duisburger Straße auf die Konrad-Adenauer-Allee. Die anderen Fahrmöglichkeiten erhielten fünf Mal die Note mangelhaft.
Kein Platz für ein echtes Autobahnkreuz-Kleeblatt
Da die Brücke nach Angaben des Planungsdezernenten Palotz ohnehin in den nächsten zehn Jahren erneuert werden muss, wollen Land und Bund die Gelegenheit beim Schopfe packen: Diese Verbindung von vier Straßenrichtungen soll mithilfe einer fast doppelt so breiten Brücke (siehe Grafik) sicherer werden, die zahlreichen Autos von täglich bis zu 71.000 allein auf der Konrad-Adenauer-Alle sollen flüssiger diese Passage queren können. Das hat die vom Land finanzierte Machbarkeitsstudie ergeben.
Übrigens: Üblicherweise würden Verkehrsplaner ein normales Autobahn-Kleeblatt planen, wenn vier Straßen mit je zwei Fahrbahnspuren aufeinander treffen. Doch dafür fehlt durch Rhein-Herne-Kanal, Emscher und Grafenbusch schlichtweg der Platz.
Viertens: Das Centro hat bisher zu viele Besucherinnen und Besucher, die mit dem Auto zu den 250 Geschäften fahren. Dabei ist das Centro auch heute schon durch die Mitte der 90er Jahre gebaute Trasse für den öffentlichen Nahverkehr sehr gut mit Bus und Bahn vom Oberhausener Hauptbahnhof zu erreichen. Um die Quote an Bahnreisenden zu erhöhen, soll ein neuer Haltepunkt für die Züge von Gelsenkirchen bzw. Duisburg nach Oberhausen (RB 32 und RB 35) eingerichtet werden: am Stahlwerksgelände in der Nähe von Topgolf, denn dort soll auch das neue Stadtviertel auf der hinteren Hälfte des Areals entstehen. „Damit wird der umständliche Umstieg am Hauptbahnhof überflüssig“, begründet CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr die neue Bahn-Haltestelle.
Fünftens: Die Straßenbahnlinie 105 von Essen-Frintrop mit der heutigen Haltestelle Unterstraße auf Essener Gebiet wird bis zur Haltestelle „Neue Mitte“ am Centro verlängert - und bindet zugleich das neue Wohnquartier auf dem Stahlwerksgelände und dem Newag-Areal sowie den Sterkrader Bahnhof an. Denn: Es geht im Zehn-Minuten-Takt zum Centro oder nach Frintrop – und abwechselnd alle 20 Minuten vom Centro Richtung Oberhausener Hauptbahnhof und Bahnhof Sterkrade, weil die Straßenbahn mal in die eine, mal in die andere Richtung fährt.
Sechstens: Neu in die Diskussion bringen die Oberhausener Christdemokraten eine frische Straße, die die Ripshorster Brücke am Ende des Stahlwerksgeländes mit dem Brammenring in der Mitte verbindet. Die CDU hat diese Strecke auf ihrer Klausurtagung ausgetüftelt - und hofft, damit eine Alternativ-Verbindung für Auto- und Radfahrer zum Centro zu schaffen. Vor allem die Anwohner in Borbeck, derzeit von vielen Baustellen geplagt, sollen so eine weitere Verbindung von ihrem Stadtteil in die benachbarte Welt erhalten.
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