Oberhausen. Sie wollten die Ersten sein: Noch vor dem Münchner Oktoberfest haben sich Oberhausener Dirndl und Lederhose angezogen. Mit einer verrückten Idee.

„Und ich flieg, flieg, flieg...“ singen die Musiker der Stimmungsband „Alpenbanditen“ mit voller Wucht. Dabei müssten sie eigentlich auf das Fliegerlied verzichten und ihre Motoren für bereifte Fortbewegungsmittel hochfahren. Es ist Oktoberfest in Schmachtendorf. Wer auf Dirndl und Lederhosen allergisch reagiert, der vermutet sich eher auf dem „Highway to Hell“. Für alle anderen Gäste zählte am Samstagabend nur eins: Stimme ölen - und ab dafür!

Nein, diesen Ort für ein Oktoberfest kannst du dir nicht ausdenken. Kein Hofbräuhaus, kein Festzelt, sondern die Verkaufshalle eines Autohauses dient dem Prosit der Gemütlichkeit. Aber bitte mit nur mit: „Oans, zwoa, Gsuffa!“ Im Autohaus Postert an der Gabelstraße haben sie dafür vorher ausgeparkt und umgeräumt. Jetzt drehen Lichtkegel ihre Runden. Es sorgen karierte Tischdecken für Atmosphäre. Die Theke steht in den Waschräumen. Der Toilettenwagen in der Einfahrt. Abgefahren!

Oktoberfest Oberhausen: Stimme ölen im Autohaus - Gäste feiern ausgelassen in der Tracht

Partystimmung unter blau-weißen Wimpeln: Schmachtendorf feierte ausgelassen Oktoberfest.
Partystimmung unter blau-weißen Wimpeln: Schmachtendorf feierte ausgelassen Oktoberfest. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Sie sind sich grün: Theresienwiese? Die brauchen wir nicht! 90 Prozent der Schunkler und Schunklerinnen haben ihre Tracht aus dem Schrank gekramt. Warum eigentlich? „Heut‘ ist so ein schöner Tag! Schalala-la-la...“

Veranstalter Kevin Beigang hat seine ganz eigene Erklärung, warum sich die Ruhris gerne die Lederhosen anziehen: „Warum weit reisen und viel Geld ausgeben, wenn man ein Oktoberfest auch vor der eigenen Haustür feiern kann?“ 300 Besucher zählt er beim ersten Schunkel-Versuch im Saal. Nur einzelne Plätze bleiben frei. „Wir sind so gut wie ausverkauft!“

„Wir wollten einfach mal die Ersten sein!“

Kevin Beigang
Oberhausener Oktoberfest-Veranstalter

Wie ist die Atmosphäre? Schon überraschend gut. Es wird getanzt und geprostet. Die Luft ist im Vergleich zu manch einem doch recht stickigen Zelt verblüffend angenehm. Die hohen Decken wirken allerdings auch nicht ganz so gemütlich wie enge Tischreihen unter der Plane.

Oktoberfest Oberhausen: Veranstalter mit der Premiere zufrieden - Wiederholung möglich

Oktoberfest-Fans in trauter Runde im Schmachtendorfer Autohaus.
Oktoberfest-Fans in trauter Runde im Schmachtendorfer Autohaus. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Nun aber mal Butter an den Bretzel! Warum feiert Oberhausen ein Oktoberfest in einem Autohaus - und dann auch noch so früh, eine Woche vor dem großen Münchner Oktoberfest? „Wir wollten einfach mal die Ersten sein“, sagt der Chef des Labels „Pottshaker“ mit einem Augenzwinkern. „Eigentlich stand das Oktoberfest-Konzept für einen Schützenverein in Orsoy fest.“ Doch aus Kostengründen kam die Sause in einem Festzelt nicht zustande. Beigang kam mit den Besitzern des Autohauses Postert ins Gespräch. Gesagt, getan, gefeiert.

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Die Gäste stammen aus Dinslaken, Duisburg, Bottrop und sämtlichen Stadtteilen von Oberhausen. Viel Aufwand sei es, ja. Aber trotzdem hält der Oktoberfest-Planer seine Premiere für gelungen. „Die Leute haben gute Laune und feiern lautstark mit. Wir wollen das Fest im kommenden Jahr wiederholen.“ Dann wollen sie noch einen Gang hochschalten.

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