Oberhausen. Es sieht schlecht aus für das Marienhospital im Oberhausener Stadtteil Osterfeld. Das Land NRW sieht keinen Bedarf für eine geriatrische Klinik.

  • In Oberhausen-Osterfeld droht einer Klinik das Aus: Für das Marienhospital stehen die Chancen schlecht
  • Experten warnen schon lange vor den Folgen der Klinikreform für Oberhausen
  • In wichtigen Bereichen fürchten Ärztinnen und Ärzte eine Unterversorgung

Der in Zürich sitzende Gesundheitsdienstleister Ameos will nach eigenem Bekunden das Oberhausener Traditionskrankenhaus St. Marienhospital in Osterfeld zwar mit einer Geriatrie für ältere Patienten erhalten, sieht dafür aber nach jetzigem Stand kaum Chancen. Notfalls will Ameos gegen die neue Krankenhausplanung des Landes NRW klagen, die bereits im nächsten Jahr in der Praxis vollzogen werden soll. Diese umfangreiche Krankenhaus-Reform der Landesregierung sieht am Standort Osterfeld kein Krankenhausbetrieb mehr vor.

Befragt man alteingesessene Osterfelder Bürger, dann zeigen die sich enttäuscht und traurig über das absehbare Ende des Traditionskrankenhauses St. Marien. Lokalpolitiker in der Osterfelder Bezirksvertretung wirken allerdings zugleich auch realistisch-nüchtern, da sich das Aus des Marienhospitals schleichend durch Entscheidungen des Betreibers Ameos in den vergangenen Jahren angekündigt habe. „Was machen wir bloß mit dem großen Haus und dem Areal, wenn das Hospital leer bleibt? Das Grundstück liegt ja mitten im Herzen von Osterfeld“, fragt sich bereits ein engagierter Lokalpolitiker der Stadt.

Marienhospital vor dem Aus? „Bekennen uns zum Standort“, sagt Ameos

„Wir bekennen uns zum Standort Osterfeld“, also zum St.-Marienhospital an der Nürnberger Straße, beteuerte dennoch die neue Oberhausener Ameos-Krankenhausdirektorin Sabrina Zientek jetzt in der Bezirksvertretung Osterfeld. Die Grünen-Politiker dort hatten einen Bericht zu aktuellen Situation erbeten.

Aller Voraussicht nach wird die Altersmedizin (Geriatrie), die seit Anfang 2022 von Ameos eigentlich nur vorübergehend in Sterkrade untergebracht worden ist, trotzdem wohl nicht mehr dorthin zurückkehren. Das aber liegt jetzt nicht mehr nur allein an Ameos, sondern auch an der Landesregierung.

Dem Marienhospital an der Nürnberger Straße in Oberhausen ist eine Station nach der anderen in den vergangenen Jahren abhandengekommen. Zurzeit ist in dem Gebäude nur noch eine Röntgen-Praxis unterbracht.
Dem Marienhospital an der Nürnberger Straße in Oberhausen ist eine Station nach der anderen in den vergangenen Jahren abhandengekommen. Zurzeit ist in dem Gebäude nur noch eine Röntgen-Praxis unterbracht. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Denn das Land NRW hat bei seiner neuen Krankenhausplanung dem Fortbestand der Geriatrie in Osterfeld eine Absage erteilt. Begründung: Es fehlten an der Nürnberger Straße die Grundvoraussetzungen dafür. Alte Menschen haben neben ihrer Altersschwäche nicht selten viele andere Beschwerden, die es zu behandeln gilt.

Der Schweizer Krankenhauskonzern hat der Rückkehr der Abteilung nach Osterfeld womöglich selbst die Grundlagen entzogen, als er seit 2019 nach dem Kauf von drei Krankenhäusern in Oberhausen wichtige andere Stationen in Osterfeld aufgelöst hat: die Orthopädie etwa oder die Chirurgie, das Darmzentrum, das Schlaflabor, die Innere Medizin und auch die Notaufnahme.

Oberhausen: Altersmedizin nur noch im EKO?

Zum Krankenhausbedarfsplan hat Ameos sogar eine geriatrische Fachklinik für Osterfeld angemeldet, also eine besonders gut ausgebaute Geriatrie. Am Standort St.-Clemens-Krankenhaus in Sterkrade wären die Voraussetzungen dafür fachlich gegeben. Aber dort will Ameos sie dauerhaft nicht betreiben.

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Deshalb wird nach dem aktuellen Stand künftig nur noch das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO) in der Stadt eine Altersmedizin vorhalten. Sie kann aber im Jahr nur etwa 1000 Fälle behandeln. Der in Oberhausen vorhandene Bedarf ist größer, müsste künftig in Nachbarstädten abgedeckt werden.

Oberhausens Gesundheitsdezernent: Ein bis zwei Krankenhäuser werden verschwinden

Er rechne künftig noch mit vier bis fünf Klinik-Standorten in Oberhausen, erklärte Sozialdezernent Frank Motschull in der Bezirksvertretung. Man habe sich gemeinsam mit Ameos für die Geriatrie in Osterfeld eingesetzt. Aber die Stadt Oberhausen sei dazu nur angehört worden.

Ameos hat gegen die Absage an die Geriatrie auch Widerspruch eingelegt. Bliebe es dabei, könnte man dagegen vor Gericht ziehen. Das behalte man sich auch vor, erklärte die Krankenhausdirektorin den Bezirksvertretern. Dies ergebe aber wenig Sinn, ließ sie durchblicken. Denn man rechne Mitte Dezember mit dem Bescheid, der dann zum 1. Januar 2025 in Kraft treten würde. Bis dahin müssten alle organisatorischen Entscheidungen längst getroffen sein. Das Thema wäre Schnee von gestern, Personal längst versetzt, ehe ein Gericht sich damit befassen könnte.

Das Marienhospital im Oberhausener Stadtteil Osterfeld, aufgenommen im November 2022.
Das Marienhospital im Oberhausener Stadtteil Osterfeld, aufgenommen im November 2022. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Allerdings, so die Direktorin, würden in Düsseldorf Überlegungen angestellt, ob es nicht noch eine Übergangsfrist von einem Jahr geben könnte, also bis zum 31. Dezember 2025. Aber auch in dieser Zeit wird die Geriatrie wohl nicht mehr nach Osterfeld zurückkehren. Es sieht also schlecht aus für Plan A. Nach einem Plan B von Ameos für den Standort hat in der Bezirksvertretung niemand gefragt.

Die sechs Krankenhaus-Standorte in Oberhausen

Zurzeit gibt es in Oberhausen noch sechs Klinik-Standorte: vom Betreiber Ameos das Clemens-Hospital (Sterkrade), das Josef-Hospital (Marienviertel) in Alt-Oberhausen und das Marienhospital (Osterfeld), das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO) (Bismarckviertel) in Alt-Oberhausen, das evangelische Johanniter-Krankenhaus (Sterkrade) und das St.-Elisabeth-Hospital (Styrum) des Betreibers Helios.

Ameos hatte Ende 2019 das Katholische Klinikum Oberhausen (KKO) mit drei Krankenhäusern, Reha-Zentrum, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten übernommen. Das KKO befand sich im Eigentum von drei katholischen Kirchengemeinden in Oberhausen sowie dem Bistum Essen, war aber im Sommer 2019 zahlungsunfähig und musste Insolvenz anmelden.

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