Oberhausen. Der Klinikbetreiber Ameos möchte das Marienhospital in Oberhausen-Osterfeld weiter betreiben. Doch die Landesregierung lehnt Anträge bislang ab.

  • Das Marienhospital in Oberhausen-Osterfeld steht größtenteils leer
  • Der Klinikbetreiber Ameos will die Innere Medizin und eine Geriatrie etablieren
  • Doch die dazugehörigen Anträge lehnt das NRW-Gesundheitsministerium bislang ab, Ameos kämpft

Schon lange ist die Sorge groß, dass der Schweizer Krankenhausbetreiber Ameos das St. Marien Klinikum in Oberhausen-Osterfeld endgültig aufgibt. Die Einrichtung steht nach wie vor leer, nur das Radiologie Institut Oberhausen (RIO) betreibt dort noch einen Standort. Dass die größte Gefahr für St. Marien allerdings aus einer ganz anderen Ecke droht, hätte wohl niemand gedacht.

Denn immerhin war Ameos selbst aufgrund etlicher Schließungen in der Vergangenheit heftig in die Kritik geraten. Die Liste ist lang. Seit 2019 bröckelt es an der Nürnberger Straße: Es gibt keine Orthopädie mehr, keine Chirurgie, kein Darmzentrum, kein Schlaflabor, keine Innere Medizin, keine Notaufnahme, keine Geriatrie. Zuletzt stellten 2023 auch noch Schmerzklinik und -ambulanz ihren Betrieb ein. Doch damit nicht genug.

Auch am Marienhospital in Oberhausen-Osterfeld wurde einst operiert. Doch die chirurgische Abteilung wurde wie viele weitere Bereiche aufgegeben.
Auch am Marienhospital in Oberhausen-Osterfeld wurde einst operiert. Doch die chirurgische Abteilung wurde wie viele weitere Bereiche aufgegeben. © Volker Hartmann

Auch das Ameos Klinikum St. Clemens musste herbe Verluste einstecken, für Dezember 2023 kündigte Ameos selbst das Aus für die dortige Gefäß- und plastische Chirurgie an. Zeitgleich beteuerte der Krankenhausbetreiber erneut, St. Marien zwar umstrukturieren, aber erhalten zu wollen. Doch jetzt scheint ausgerechnet die Krankenhausreform dem Klinik-Standort das Überleben zu erschweren.

Ameos wünscht sich Marienhospital als geriatrische Fachklinik

Fakt ist, das Haus in Osterfeld ist in die Jahre gekommen, Umbaumaßnahmen sind überfällig. Genau dies hatte Ameos als Grund für die vorübergehende Verlagerung der verbliebenen Geriatrie (Altersmedizin) an das St. Clemens Klinikum angegeben. Dass eine Wiederbelebung des St. Marien Klinikums tatsächlich geplant war, belegt die Antragstellung der Ameos-Geschäftsführung im Rahmen der Krankenhausreform: 1632 Behandlungsfälle im Bereich Allgemeine Innere Medizin und sogar erstaunliche 2053 im Bereich Geriatrie für St. Marien lagen dem NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) zur Anhörung vor. Außerdem hatte Ameos für sein St. Marien Klinikum einen Antrag auf Ausweisung als geriatrische Fachklinik gestellt. Bewilligt wurde davon – gar nichts.

Und das, obwohl das MAGS einräumen muss, dass es in Oberhausen gerade im Bereich Allgemeine Innere Medizin insgesamt sogar eine Unterschreitung des Bedarfes durch die beantragenden Krankenhäuser gibt, „sodass allen Krankenhäusern, die die Mindestkriterien erfüllen, mehr Fälle als beantragt zugewiesen wurden“. Doch genau daran scheint es bei Ameos gehapert zu haben; St. Marien erhielt keine einzige Zuweisung („weil es die Mindestvoraussetzungen nicht erfüllt“). Dazu zählen: vorhandene Notfallversorgung, intensivmedizinische Kapazität, personelle Verfügbarkeit sowie medizinisch technische Ausstattung.

Was wird aus dem Ameos Klinikum St. Marien in Oberhausen-Osterfeld?
Was wird aus dem Ameos Klinikum St. Marien in Oberhausen-Osterfeld? © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Im Bereich Geriatrie das noch größere Desaster: Auch hier erfüllt das St. Marien Klinikum die Mindestkriterien nicht. Dabei hatte die Geschäftsführung zeitgleich sogar eine Ausweisung als geriatrische Fachklinik mit beantragt. Dafür wäre eine besondere fachspezifische Versorgung mit hohen Fallzahlen sowie eine Fachkompetenz nötig gewesen, die die Behandlung schwerster Krankheitsbilder ermöglicht. Beides lag trotz eines aktualisierten Konzepts nicht vor, begründet das Ministerium diese Ablehnung.

Krankenhausreform: Ameos sucht Gespräch mit NRW-Gesundheitsministerium

Aktuell befindet sich die geriatrische Versorgung von Ameos noch am Standort St. Clemens, der laut MAGS sowohl die Anforderungen Allgemeine Innere Medizin als auch Intensivmedizin erfüllt. Doch für Ameos kommt kein dauerhaftes Betreiben der Geriatrie an diesem Standort infrage. „So dass eine dauerhafte Zuweisung hier ebenfalls nicht vorgenommen werden kann“, folgert das Ministerium. Und was bedeutet das nun für alte, kranke Menschen in Oberhausen? Das Krankenhausverzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft gibt die vollstationäre Fallzahl für das St. Clemens Klinikum derzeit übrigens mit 405 an.

Allein das Evangelische Krankenhaus Oberhausen hat noch einen Versorgungsauftrag im Bereich Geriatrie erhalten. Bewilligt wurde dem Haus die maximal mögliche Fallzahl (1000 Fälle). Weitere Patientinnen und Patienten sollen nach Angaben des Ministeriums auf die umliegenden Städte verteilt werden.

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Kampflos aufgeben will Ameos dennoch nicht. „Aufgrund laufender Beratungen auf Landesseite sowie vieler noch ungeklärter Fragen bitten wir aber um Verständnis, zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine konkreten Angaben zum zukünftigen Leistungsangebot am Ameos Klinikum St. Marien Oberhausen machen zu können“, teilt Ameos-Sprecherin Kathrin Girszewski per Mail mit. „Sobald belastbare und finale Informationen seitens der Landesregierung bezüglich des zukünftig vom Land zugewiesenen Leistungsangebotes vorliegen, informieren wir selbstverständlich umgehend und ausführlich.“ Die Geriatrie im Ameos Klinikum St. Clemens werde jedenfalls wie gewohnt fortgeführt. Dafür habe das Unternehmen bei der Landesregierung einen entsprechenden Antrag gestellt. „Ein final abschlägiger Bescheid liegt uns bisher nicht vor.“

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