Oberhausen. Das Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen hat seine Nephrologie geschlossen. Experten fürchten weitere Einschnitte. Folgen der Krankenhausreform.
- Oberhausen gilt als großer Verlierer der Krankenhausreform
- Viele der von den Krankenhäusern beim Land beantragten Behandlungen wurden abgelehnt
- Erstes Opfer: Die Nephrologie des Oberhausener Johanniter-Krankenhauses ist geschlossen
Die Verhandlungen laufen zwar noch bis zum Jahresende. Doch schon jetzt steht fest: Die neue Krankenhausplanung in NRW fordert in Oberhausen ein erstes Opfer. Das Johanniter Krankenhaus hat seine Nephrologie bereits geschlossen. Nierenpatienten müssen künftig auf andere Einrichtungen – und schlimmer noch – andere Städte ausweichen. Denn vor Ort gibt es eine solche Spezialstation nun nicht mehr. In Medizinerkreisen gilt unsere Stadt längst als einer der großen Verlierer der Krankenhausreform.
Am liebsten hätte das Evangelische Klinikum Niederrhein als Trägergesellschaft die Schließung ihrer Nierenstation an ihrem Standort in Oberhausen öffentlich wohl unter den Tisch fallen lassen. Eine entsprechende Mitteilung dazu hat es jedenfalls nie gegeben. Doch da spielten die Patientinnen und Patienten nicht mit. „Wie kann das sein?“, beschwerten sich einige von ihnen nun auch bei dieser Redaktion. Wir hakten nach.
Krankenhaussprecher Stefan Wlach räumt erst jetzt auf Nachfrage ein: Die Klinik für Nephrologie am Johanniter Krankenhaus Oberhausen sei schon zum 31. Dezember 2023 geschlossen worden. Als Grund führt er die aktuelle Krankenhausreform an. Genauer gesagt: „Nach den Strukturkriterien des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (MAGS) muss künftig für jede Klinik eine bestimmte Anzahl an Fachärzten vorgehalten werden – eine Vorgabe, die wir in diesem speziellen Fall in Oberhausen nicht erfüllen können.“
Das Gesundheitsministerium verweigerte die Genehmigung
Eine folgenschwere Entscheidung, denn: Der Standort in Oberhausen sollte vom Ministerium nach der vorläufigen Festlegung keine entsprechende Leistungsgruppe mehr erhalten. „Eine Fortführung der Klinik für Nephrologie war deshalb nicht mehr möglich.“ Der ehemalige Chefarzt und Privatdozent Dr. Rafael Schäfers habe „den Verbund verlassen“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege arbeiteten jetzt vorwiegend auf anderen Stationen am Johanniter Krankenhaus Oberhausen. Die Ärzte seien inzwischen in der Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord tätig.
„Die freigezogene Station der Nephrologie wurde mit der Klinik für Thoraxchirurgie belegt.“ Diese Abteilung sei im April 2024 vom Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord ans Johanniter Krankenhaus Oberhausen gezogen, um eine bessere Anbindung der Thoraxchirurgie an die Klinik für Lungen- und Bronchialheilkunde zu gewährleisten.
Oberhausener Dialysepatientinnen und -patienten werden ambulant an der Dorstener Straße behandelt
Diese beiden Stationen hätten schon immer eng zusammengearbeitet: Insbesondere bei der Diagnostik und Therapie von bösartigen Lungentumoren. Der Umzug der Klinik für Thoraxchirurgie unter ihrem Chefarzt Dr. Feras Al-Shahrabani von Duisburg ins Johanniter Krankenhaus nach Oberhausen-Sterkrade ermögliche noch kürzere Wege. „Die Chirurgen arbeiten jetzt Tür an Tür mit der Klinik für Lungen- und Bronchialheilkunde unter Chefarzt Fanar Othman.“
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Auch Nierenkrebspatientinnen und -patienten würden weiterbehandelt. Doch künftig eben im Uroonkologischen Zentrum des Johanniter Hospitals, das sich unter anderem auf die Behandlung von Prostata-, Blasen-, und Nierenkrebspatienten spezialisiert hat. Mediziner sehen den Wegfall der Nephrologie für Oberhausen dennoch kritisch. „Unsere Stadt ist einer der großen Verlierer der Krankenhausreform“, bringt ein Urologe (der seinen Namen nicht öffentlich lesen möchte) die Meinung seiner Kolleginnen und Kollegen auf den Punkt.
Tatsächlich bleibt nach den Plänen des Landes vor allem von den Ameos Kliniken in Oberhausen nicht mehr viel übrig. Der Schweizer Krankenhausbetreiber hatte etwa auch eine Wiederbelebung des St. Marien Klinikums in Osterfeld geplant. 1632 Behandlungsfälle im Bereich Allgemeine Innere Medizin und sogar 2053 im Bereich Geriatrie lagen dem NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) für St. Marien zur Anhörung vor. Für diesen Standort hatte Ameos außerdem einen Antrag auf Ausweisung als geriatrische Fachklinik gestellt. Bewilligt wurde davon nichts. Auch das Leistungsangebot in vielen anderen Behandlungsfeldern soll nach dem Willen des MAGS rigoros zusammengestrichen werden. So wollte das Ameos Klinikum St. Clemens im Bereich Kardiale Devices (Einsetzen von Herzschrittmachern, Defibrillatoren) etwa 90 Patientinnen und Patienten pro Jahr behandeln. Eine Zusage gab es für: keinen.
Für die bislang am Johanniter Krankenhaus Oberhausen behandelten Nierenpatientinnen und -patienten hält Wlach zumindest eine gute Nachricht bereit: „Die Betreuung der Oberhausener Dialysepatientinnen und -patienten im ambulanten KFH-Nierenzentrum an der Dorstener Straße wird weitergeführt.“ Rafael Schäfers, noch als Ärztlicher Leiter dieser Praxis tätig, werde sich allerdings auch dort aus Altersgründen nach und nach zurückziehen, heißt es von einer Mitarbeiterin.
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