Oberhausen. Nach einer neuen Untersuchung der Umwelthilfe schneiden viele deutsche Städte beim neuen Hitzecheck nicht gut ab: zu viel Beton, zu wenig Grün.
Vor sechs Jahren hat der Gesamtverband der Versicherer (GDV) in einer Studie ermitteln lassen, dass unter den 50 einwohnerstärksten Städten Deutschlands Oberhausen nach München zu den am stärksten versiegelten Kommunen gehört. In der bayerischen Landeshauptstadt sind demnach rund 47 Prozent des Stadtgebiets bebaut, betoniert oder asphaltiert, in Oberhausen sind es 44 Prozent, in Hannover auf Platz 3 immerhin noch 43 Prozent.
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Angesichts dieser Feststellung erscheint es fast schon positiv, dass Oberhausen beim ersten Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe unter 190 Städten mit über 50.000 Einwohner im Mittelfeld platziert ist - nicht gut, aber auch nicht ganz schlecht. Nach einem Ampelsystem mit den Farben Rot, Gelb und Grün bewertet die Umwelthilfe die Städte anhand zweier Werte: dem Versiegelungsgrad der Stadt und der Dichte an Grünpflanzen pro Quadratmeter. Nach diesen Kriterien erhält Oberhausen von der Umwelthilfe trotz hoher Versiegelung der Flächen mit Beton, Pflaster, Asphalt und Gebäuden die Warnfarbe Gelb. Die Werte basieren auf den neuen Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH.
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Beim Blick auf alle untersuchten Städte fällen die Macher der Deutschen Umwelthilfe allerdings ein hartes Urteil: „Der Großteil der Städte in Deutschland schützt die Menschen nicht ausreichend vor den extrem hohen Temperaturen als Folge der Klimakrise: Sie sind gleichzeitig stark versiegelt und bieten zu wenig kühlendes Grün“, schreiben die Fachleute des Vereins in ihrer Pressemitteilung. Insgesamt erhalten 24 Städte eine Rote Karte, 82 eine Gelbe Karte und 84 eine Grüne Karte.
Oberhausen hat einen Versiegelungsgrad von über 45 Prozent erreicht
Im Detail wurde bei dieser aktuellen, Ende Juli 2024 veröffentlichten Untersuchung für Oberhausen ein Versiegelungsgrad von 45,4 Prozent festgestellt. Das ist in Nordrhein-Westfalen zwar schlechter als Düsseldorf (44,6), Bochum (44,3), Duisburg (43,8) Dortmund (42,9), Bottrop (41,6), Essen (41,1) und Mülheim (38,8). Oberhausen hält sich bei dieser Werterfassung zum Versiegelungsgrad im Ranking aber besser als Köln (49,7), Leverkusen (48,0), Herne (46,9) und sogar Recklinghausen (45,8).
Beim zweiten ermittelten Wert der Umwelthilfe, nämlich beim Grünvolumen je Quadratmeter im Stadtgebiet, steht Oberhausen ganz ordentlich da. Bäume, Blühstreifen, Büsche oder Stauden gibt es dichter und stärker als in vielen anderen NRW-Städten. Die Umwelthilfe hat hier für Oberhausen den Wert von 3,7 ermittelt (je höher, desto besser). Das ist auf ähnlichem Niveau wie Essen und Dortmund, besser aber als Köln (3,1), Leverkusen (3,3), Herne (3,0), Recklinghausen (2,9), Krefeld (2,7), Gelsenkirchen (3,5) Unna (2,15), Münster (3,5), Duisburg (3,2) oder Hamm (2,7). Mehr Grünvolumen als Oberhausen weisen allerdings die Städte Bottrop (3,9), Gladbeck (3,9), Dinslaken (4,2), Witten (4,9) Mülheim (4,2) und Hattingen (5,0) auf.
Im Ampelsystem der Umwelthilfe schneiden bundesweit besonders schlecht die Städte Ludwigshafen, Heilbronn, Regensburg, Worms, Mainz, Ludwigsburg und Ingolstadt ab – sie sind besonders stark versiegelt und haben sehr wenig Grünvolumen. Unter den Städten mit relativ wenig Versiegelung und hohem Grünvolumen fallen Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena besonders positiv auf.
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Aktuell werden in Deutschland nach Angaben des Bundesumweltministeriums täglich 52 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr verbraucht, dies entspricht pro Jahr einer Fläche der Stadt Hannover. Die Bundesregierung hat die Absicht, diesen hohen Wert auf weniger als 30 Hektar pro Tag bis 2030 zu senken. Besonders folgenreich ist bei diesen Versiegelungen nach Ansicht der Umweltschützer der Verlust großer Bäume: Gerade sie würden in der Stadt für einen hohen Kühleffekt sorgen. Baumlose Grünflächen hätten einen etwa zwei- bis viermal geringeren Kühleffekt als baumbestandene Flächen.
Umwelthilfe: Anhaltende Versiegelung ist ein alarmierender Trend
„Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte zu Hitze-Höllen“, kritisiert Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Umwelthilfe. „Die Bundesregierung muss jetzt wirksame Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel bundesweite Standards für die Begrünung von Schulhöfen vorzuschreiben. Wir fordern verbindliche Grünanteile auf kommunaler Ebene und Umbau statt Neubau.“
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Nicht ohne Grund kämpfen deshalb Bürgerinitiativen in Oberhausen an verschiedenen Stellen gegen die Fällung von Bäumen im Stadtgebiet. So wollen Anwohner des Geländes der Sterkrader Zeche erreichen, dass ihre parkähnliche Landschaft dort erhalten bleibt und Bebauungspläne entsprechend geändert werden. Andere Bürger wollen verhindern, dass 5000 Bäume im Sterkrader Wald zugunsten eines breiteren Autobahnkreuzes gefällt werden. Und im Süden Oberhausen schreitet man gegen die im Herbst geplante Fällung einer 100 Jahre alten Buche an der Kewerstraße in Alstaden ein.
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