Oberhausen. Nach der extremen Hitze am Dienstag warnte der Wetterdienst am Abend mit der höchsten Stufe vor extremem Unwetter. Viele Einsätze für die Feuerwehr.
Gewarnt hat der Deutsche Wetterdienst bereits am Sonntag und am Montag, doch am Dienstagmorgen, 13. August 2024, präzisiert die Behörde der Wetterforscher ihre amtliche Warnung. Über die Warn-App Nina heißt es für die Zeit zwischen 11 und 19 Uhr: „Am Dienstag wird eine extreme Wärmebelastung erwartet. Mit einer zusätzlichen Belastung aufgrund verringerter nächtlicher Abkühlung ist insbesondere im dicht bebauten Stadtgebiet von Oberhausen zu rechnen. Heute ist der zweite Tag der Warnsituation in Folge.“
Am Dienstagabend dann um 18.23 Uhr die Aktualisierung, mithilfe der NINA-Warnapp an alle Mobiltelefone geschickt - die Wetterbehörde warnte mit der höchsten Alarmstufe vor extremen Unwetter mit 40 Litern Starkregen pro Quadratmeter: „Von Süden ziehen Gewitter auf. Dabei gibt es orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten bis 105 km/h sowie heftigen Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 25 l/m² und 40 l/m² pro Stunde und Hagel.“ Dabei griffen die Wetterforscher auf ihren Warnkarten für die Region Oberhausen zu ihrer Spitzen-Warnstufe: Die Akutwarnung ist nicht orange wie bei einem moderaten Unwetter, nicht rot wie bei einem starken Unwetter, sondern sogar violett für ein extremes Unwetter. Es handelt sich um ein größeres Regengebiet, das durchs westliche Ruhrgebiet zieht. Erst anderthalb Stunden später, gegen 20 Uhr, konnten die Meteorologen diese Warnmeldung wieder aufheben.
Ein Mann genießt die Regendusche in der Sterkrader Innenstadt mit blankem Oberkörper
Für die Sterkrader, für die Bürger im Oberhausener Norden, kommt die Unwetter-Warnung am Abend sogar eine Viertelstunde zu spät. Der Regen setzte nach der extremen Hitze während des ganzen Tages um 18.10 Uhr so schnell und so heftig ein, dass Sterkrader Kaffee- und Eisgenießer die Terrasse eines Cafés fluchtartig verlassen mussten.
Zur gleichen Zeit war es in Alstaden, im Oberhausener Süden, noch völlig trocken, dort kamen die Gewitter erst eine halbe Stunde später an. Dann blitzte und donnerte es dort heftig, plötzlich fiel in Teilen der Alt-Oberhausener Innenstadt sogar das Internet aus. Zum Glück nur kurzzeitig. In den Straßenrinnen sammelt sich schnell das Wasser, es fließt nur langsam ab.
In Sterkrade harrten die vom Regen überraschten Passanten im Eiscafé „Edelweiß“ am Zilianplatz und anderen überdachten Orten aus, doch erst nach 45 Minuten ließen die starken Regenfälle ein wenig nach. Ein Mann zieht in der Zwischenzeit sogar kurzentschlossern sein T-Shirt aus und nimmt eine Gratis-Dusche.
Oberhausener Feuerwehr mit 60 Kräften im Dauereinsatz bis in die Nacht
Schon kurz nach dem Regen gingen bei der Oberhausener Feuerwehr allerdings die Notrufe ein: Gerade Bürger im Oberhausener Norden, von Schmachtendorf über Sterkrade und Königshardt, meldeten nasse Keller. Die Regenfluten machten vor den Kellerfenstern nicht halt, deshalb alarmierte die Einsatzzentrale im Laufe des Abends vier Züge der Freiwilligen Feuerwehr. Insgesamt arbeiteten sich 60 Kräfte voran, den Bürgern gegen die Nässe im Keller zu helfen, schon am Dienstagabend um 20 Uhr zählte die Feuerwehr 50 Einsätze. Am Ende waren es gegen 22 Uhr insgesamt 90 Einsätze, teilte die Feuerwehr mit.
Am heftigsten war die Unwetterlage laut Feuerwehr im südwestlichen Stadtgebiet, also in Stadtteilen wie Lirich, Alstaden und Buschhausen. Weil so viel zu tun war, sei die gesamte Freiwillige Feuerwehr der Stadt alarmiert worden - und Kräfte der Leitstelle, die eigentlich „dienstfrei“ hatten, berichtete die Feuerwehr.
Keller liefen voll - viel Arbeit für die Feuerwehr
Diese Einsätze vom Dienstag hob die Feuerwehr hervor: An der Bonnmannstraße mussten Feuerwehrleute einen Strom-Verteiler vor den Wassermassen schützen; es kam kurzzeitig zu einem Stromausfall in der Gegend. An der Duisburger Straße liefen in einem Mehrfamilienhaus-Komplex die Keller voll Wasser; Feuerwehrleute pumpten das Wasser ab. Die Arbeit aber war nicht einfach, weil aus angrenzenden Gärten und Garagenhöfen weiteres Wasser in die Keller eindrang. Der Einsatz dort habe deshalb „bis tief in die Nacht zu Mittwoch gedauert.“ Neben den Unwetter-Einsätzen musste die Feuerwehr noch ausrücken, weil zwei Brandmeldeanlagen und ein Heimrauchmelder auslösten - was sich jedoch als Fehlalarme herausgestellt habe, berichtete die Feuerwehr. Und auf der A42 gab es einen Verkehrsunfall, bei dem der Rettungsdienst zum Einsatz kam.
Der Wetterdienst hatte für Oberhausen bereits am Montag, 12. August 2024, eine Warnung vor starker Wärmebelastung herausgegeben, für Dienstag sogar die Warnung vor extremer Wärmebelastung. Das bedeutet, dass die gefühlte Temperatur am Dienstagnachmittag die 38-Grad-Marke überschreitet. An beiden Tagen mit schwüler Hitze wurden mit Thermometer im Schatten 33 Grad gemessen - und an dicht bebauten Stellen sogar mehr.
Während der Montagmorgen, 12. August, noch recht kühl mit 18 Grad begann, wurde die Höchsttemperatur am Nachmittag in Oberhausen gegen 17 Uhr erreicht - mit 33 Grad.. Der Dienstagmorgen begann bereits mit 23 Grad, der Hitze-Höchststand war zwischen 12 und 18 Uhr erwartet. Am Dienstagabend entlädt sich die Hitze dann auch in Oberhausen in Gewittern.
Wetterforscher mit Hitzewarnungen in zwei Stufen
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor der Hitze, weil diese durchaus eine „ernstzunehmende Gefahr für die menschliche Gesundheit“ sei. Bei den Hitzewarnungen unterscheidet der Deutsche Wetterdienst zwei Warnstufen: Eine Warnung vor einer „starken Wärmebelastung“ wird dann herausgegeben, wenn die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag den Schwellenwert von 32 Grad überschreitet. Als weiteres Kriterium einer Warnung wird die nächtliche Temperatur von Innenräumen herangezogen.
Überschreitet die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38 Grad, so wird vor einer „extremen Wärmebelastung“ gewarnt. „Vermeiden Sie nach Möglichkeit die Hitze, trinken Sie ausreichend Wasser und halten Sie die Innenräume kühl“, raten die amtlichen Wetter-Wissenschaftler.
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Auch die Stadt Oberhausen gibt über ihre Social-Media-Kanäle Tipps für den Hitze-Schutz. Sie empfiehlt, stündlich ein Glas Wasser zu trinken, kleine Portionen und leichte Kost zu essen. Außerdem sollte man die Mittagssonne meiden, eine Kopfbedeckung tragen, Sonnenschutz verwenden und sich generell luftig und hell kleiden.
Abkühlung verschaffen können sich Oberhausener Familien in den Freibädern der Region, hier haben wir viele empfehlenswerte aufgelistet: Freibäder in und um Oberhausen - Preise, Zeiten und Angebot.
Das empfiehlt die Verbraucherzentrale Oberhausen
Die Verbraucherzentrale Oberhausen empfiehlt, zu versuchen, die Hitze erst gar nicht in die Wohnung zu lassen - mit folgenden Tipps. Vor den Fenstern hilft ein außenliegender Sonnenschutz: „Weniger wirksam sind Sonnenschutzfolien oder Innenrollos.“ Gleich morgens lüften: „Tagsüber sollten Sie die Fenster nicht zu oft öffnen, das bringt nur zusätzliche Hitze rein. Wirksamer ist es nachts und in den frühen Morgenstunden zu lüften, wenn es draußen kühler ist als drinnen.“ Alle Wärmequellen ausschalten, also elektrische Geräte im Dauerbetrieb. Und eine Begrünung hilft natürlich - allerdings erst langfristig für den nächsten Sommer, wenn man bisher keine hat: „Pflanzen spenden Schatten, verdunsten Wasser und kühlen so die Umgebung. Durch Grünflächen auf Dach, Terrasse oder Balkon kann die Aufheizung von der Wände und der Umgebung reduziert werden.“
In der Energiesprechstunde am Mittwoch, 14. August 2024, im Technischen Rathaus in Sterkrade gibt Energieberaterin Martina Zbick, von 10 bis 13 Uhr Tipps, wie man Hitze besser draußen halten und für ein angenehmes Raumklima sorgen kann: Wie lüften man richtig? Welche Möglichkeiten gibt es für Fenster und Dachfenster? Wie sinnvoll ist ein Ventilator oder ein Klimagerät?
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