Oberhausen im Oldtimer-Fieber: Selbst der Manta ist zurück
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Oberhausen. Mehr als 40 Oldtimer starteten am Sonntag vom Altmarkt Oberhausen zur Ausfahrt. Hinter manchen Kult-Autos verbergen sich persönliche Geschichten.
Plötzlich ist der Altmarkt ein großer Parkplatz! Wie an der Perlenkette aufgereiht stehen rollende Schätze, blinkt im einsetzenden Sonnenschein das Chrom. In der Innenstadt von Oberhausen quietschen Reifen, für wenige Stunden versammeln sich unter der Siegessäule die Fans reiferer Bereifung - und verwandeln die City in das Epizentrum aller Oldtimer-Begeisterung.
Die „Weitins Classic“ lassen zum 16. Mal die Karossen von Privatleuten rollen. Die Oldtimer müssen mindestens vor 30 Jahren erbaut worden sein. Es drängelt kein Zeitfahren, sondern eine landschaftlich nette Tour über kleine Landstraßen nach Bocholt - und wieder zurück. Die Verdecke der Cabrios sind heruntergefahren. Vereinzelt recken wartende Fahrer fragend den Kopf zum Himmel: „Wir haben unsere Teller leer gegessen. Also bleibt es heute trocken!“ Zweckoptimismus, während das Personal im benachbarten Kult-Lokal „Gdanska“ noch die Krümel vom Frühstücksbüfett von den Tischen fegt.
Weitins-Sportleiter Karl-Michael Heiner blickt auf das stolze Bild am Altmarkt. Er hat zusammen mit dem Vereinsvorstand über Monate an einem geeigneten Straßenverlauf getüftelt, Genehmigungen bei den Kommunen eingeholt und zu den Streckenabschnitten etliche Fragen konzipiert.
Nicht Raser werden belohnt, sondern kluge Köpfe: Wer auf 174 Kilometern die meisten Fragen zu Allgemeinwissen und Landschaft richtig beantwortet, der gewinnt. Karl-Michael Heiner senkt die Stimme und schaut, ob umherstehende Fahrer lauschen: „Es geht zum Beispiel um den Elefanten am Zentrum Altenberg. Wir fragen, welches Tier über der Straße hängt.“
Oldtimer-Szene: Ausfahrten müssen angemeldet werden - Baustellen als Hindernis
Die Vorbereitung ist mitunter kompliziert. „Zwei Straßen sind kurzfristig wegen Baustellen gesperrt worden. Darum mussten wir umplanen“, sagt der Mitorganisator, der Strecken vorher mehrfach abfährt. „Schilder, die für Wissensfragen wichtig sind, verschwinden manchmal. Auch dann müssen wir reagieren.“
Frank und Kathrin Ahrens aus Duisburg gehören am Sonntag zum Starterfeld von mehr als 40 Fahrzeugen. Während sich neben dem Pärchen aus Duisburg erfahrene Piloten die Hände schütteln, ist es für die Besitzer des weißen Triumph TR6 eine brausende Premiere. „Wir machen zum ersten Mal mit, haben über persönliche Kontakte von der Tour erfahren - und uns gewissenhaft vorbereitet.“
Dazu zählt, ein Roadbook zu studieren - quasi eine Bedienungsanleitung für Tourfreunde, die den Weg erklärt und über Zwischenstationen informiert. Auch eine passende Umrechnungs-App haben sich die Ahrens aufs Handy geladen, da ihr britisches Auto in der US-Ausführung nach Meilen zählt.
Viele Fotos vom Start der 16. Weitins Classic Tour
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Oldtimer-Szene: Nur Original-Bauteile erfreuen Sammler - Waschstraße ist tabu
Für Versicherung, Reparaturen und Lagerkosten werden pro Jahr rund 2500 Euro fällig. Das Fahrzeug ist im guten Zustand rund 23.000 Euro wert. Es gilt: Nur Original-Aufbauten erfreuen echte Sammler. Fremdbauteile und improvisiertes Schweißen drücken den Preis erheblich. Waschstraßen sind übrigens tabu. Zu groß die Angst vor Schäden und falscher Pflege. Das erfordert mehr Zeit und Muskelkraft. „Wir waschen nur mit der Hand.“
Komplizierte Reparaturen übernehmen Modell-Spezialisten, sonst schraubt Auto-Kenner Frank Ahrens selbst. Dabei ist die Oldtimer-Begeisterung hier Zufall und Anliegen zugleich. „Wir haben das Auto von einem verstorbenen Onkel erhalten. Darum ist das Hobby nicht nur Spaß, sondern beinhaltet auch viele Erinnerungen.“
Erinnerungen überkommen Auto-Fans auch, wenn sie den Wagen von Beate Keiterling sehen: Der Manta GT/E von 1982 ist mit seinem silbernen Gewand ein Hingucker. Bei Kennern beginnt schnell das Kopfkino, wenn einem der verfilmte Kult durch „Manta Manta“ mit Til Schweiger (1991 teilweise in Oberhausen gedreht) oder „Manta - Der Film“ ins Gedächtnis rast.
Die Spuren in der Popkultur spielen für Beate Keiterling aber keine Rolle bei der Begeisterung für das bekannte Opel-Modell. „Mir gefällt die Form und der Schnitt. Es ist ein Fahrzeug, das man heute nicht häufig auf der Straße sieht.“ Die in den 1990er-Jahren populären Manta-Witze sind glücklicherweise ausgestorben. Ein Kult-Klischee hegt und pflegt die Manta-Besitzerin aber dennoch. Der Fuchsschwanz liegt als Glücksbringer im Wagen. „An der Antenne hängt er nicht. Da würde er nur verloren gehen.“
Oldtimer-Szene: Manta setzt auf Kult-Accessoire - mit „E-Fuel“ gegen Schadstoffe
In Zeiten der Energiewende sind alte Karossen für Kritiker allerdings ein Beförderungsmittel von gestern. Doch auch hier hat sich etwas getan, wie Ralf und Kim Köster an im olivgrünen Mercedes W123 Kombi aus dem Jahr 1983 erzählen. Köster betankt seinen Oldtimer-Schatz mit dem sogenannten E-Fuel-Kraftstoff. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Die Leistung stimmt und es können fossile Abfälle wiederverwertet werden.“
E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die weniger Schadpartikel produzieren und dadurch umweltfreundlicher sein sollen. „Den Oldtimer mussten wir dafür aber nicht umrüsten.“ E-Fuels kosten gut 18 Cent mehr pro Liter. Auch die Verfügbarkeit von E-Fuel-Säulen ist noch übersichtlich. Köster hat mit der Tramin-Tankstelle an der Bottroper Straße in Oberhausen aber einen Anbieter gefunden.
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