Oberhausen. Wer durch das beliebte Oberhausener Einkaufszentrum Bero-Center nahe dem Hauptbahnhof schlendert, dem fallen Leerstände auf. Was ist hier los?
Nicht ohne Grund wirbt das beliebte Einkaufszentrum Bero-Center in der Nähe des Oberhausener Hauptbahnhofs mit ganz viel Lokalkolorit: „Ein Oberhausener Original: das BERO – im Herzen der Stadt und seiner Menschen.“
Als eines der ältesten Einkaufszentren in Deutschland ist das Bero schließlich bereits 1971 auf dem früheren Gelände der Zeche Concordia errichtet worden – und hat sich als äußerst beliebter Treff für Anwohner und Einkaufsort für den eiligen Alltagsbedarf im Nahversorgungszentrum etabliert. Zuletzt wurde das Einkaufszentrum an der Concordiastraße 32 umfangreich in den Jahren 2013 bis 2015 renoviert und vergrößert – seitdem wirken die überdachten Einkaufsstraßen trotz der erstaunlich niedrigen Decken heller und luftiger.
Doch dem aufmerksamen Bero-Kunden entgeht nicht, dass so manche Geschäfte gar keine Inhaber mehr haben: Räume sind blickdicht verdeckt, ein Werbeplakat signalisiert mit weißen Großbuchstaben „Zu vermieten“, andere Läden sind leergeräumt. Zuletzt verließ recht überraschend die aus Düsseldorf gesteuerte Bekleidungskette „Colloseum Fashion“ das Bero.
Bero-Center hat einen Leerstand von sechs bis sieben Prozent der Läden
Der langjährige Center-Manager Thomas Wiess-Micheel bewertet die Situation gelassen. „Wie jedes Einkaufszentrum haben wir eine relativ gleichbleibende Zahl an Leerständen unserer Läden. Wir sind bereits in Verhandlungen, um die Nachfolge des Colloseum zu regeln.“ Wiess-Micheel beziffert die Höhe des Leerstandes auf 6 bis 7 Prozent der Läden; immer noch zählt das Bero aber 90 Geschäfte und Arztpraxen.
Dabei ist der Branchenmix sogar vielfältiger als im Centro, da sich das Bero als alltäglicher Nahversorger erfolgreich positioniert hat: Nicht nur Kaufland bietet Lebensmittel an, es gibt frisches Obst und Gemüse, Haushaltswaren, Bücher, Produkte rund ums Fotografieren, Waschmaschinen, Schmuck, Blumen und natürlich Schuhe sowie Alltagskleidung. Seit einigen Monaten ist sogar das Imbiss-Rondell „Food-Court“ wieder komplett, verschiedene Cafés und Imbisse dienen den Anwohnern als Stamm-Treff zum Klönen.
Die Zeiten nach Pandemie, Preisexplosion, starkem Online-Handel und zurückhaltender Konsumbereitschaft der Bürger sind für den stationären Einzelhandel aber bekanntlich alles andere als einfach. „Viele mittelständische Händler-Ketten haben Probleme – und das trifft uns dann natürlich irgendwann“, beschreibt Wiess-Micheel die Lage. So steht das „Gerry Weber“-Geschäft nach der Insolvenz des Textilverkäufers im Sommer 2023 leer. Aber auch der Computerspiel-Shop „Game Stop“ fehlt nach der Pleite. Die ehemaligen Läden von „Crazy Pet“ oder Geschäfte neben Hunkemöller und „Street One“ warten noch auf Mieter.
Die besondere Oberhausener Situation macht dem Bero in dieser Lage durchaus zu schaffen: Mit dem Centro, den Fußgängerzonen Marktstraße und Elsässer Straße in der Oberhausener Innenstadt sowie dem Bero selbst weist die 212.000-Einwohner-Stadt gleich drei nahe Zentren mit großen und vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten auf – hinzu kommt auch noch die Innenstadt in Sterkrade mit ihrer Bahnhofstraße und dem Sterkrader Tor.
„Es ist nicht einfach, Filialisten zu überzeugen, noch eine weitere Niederlassung im Bero aufzumachen. So hätten wir beispielsweise natürlich gerne C&A bei uns, doch die sind schon im Centro vertreten. Wer in Sterkrade, im Centro oder auf der Marktstraße ist, sagt uns dann, wir würden uns mit einer weiteren Filiale im Bero nur kannibalisieren.“
Bero-Center: „Wir sind stets daran interessiert, neue Konzepte auszuprobieren“
Gleichwohl gelingt es dem Team um Thomas Wiess-Micheel immer wieder, Ausrufezeichen zu setzen. So holte man den Kleinartikel-Händler „Action“ aus den Niederlanden und den Mode-, Deko-, Haushaltswaren und Spielzeug-Händler Pepco aus Polen ins Bero, weil diese in Deutschland expandieren. „Wir sind stets daran interessiert, neue Konzepte auszuprobieren.“
Gute Chancen sieht der Bero-Manager derzeit, eine schon sehr lange leer stehende Ladenfläche von 250 Quadratmetern in der Nähe des Food-Courts mit einem neuartigen Anbieter außerhalb des Textilangebots zu besetzen. „Die Gespräche laufen, deshalb kann ich noch keine Details nennen.“ Auch mit einem Nachfolger von „Colloseum“ ist das Bero im Gespräch – schon ab dem 1. August wird die Ladenfläche wohl wieder gefüllt sein. Hier zieht wahrscheinlich ein Verkäufer von Herren- und Damenkollektionen ein.
Trotz aller Leerstands-Diskussionen: Das Bero hat die Pandemiezeit gut überstanden, weil in dieser Zeit 30 der 90 Geschäfte geöffnet bleiben konnten – wegen ihres Charakters als Nahversorger. Die Besucherzahl ist nach Angaben des Bero-Managements wieder auf Höhe der Vor-Pandemie-Zeit. Fünf Millionen Besucher sind es im Jahr, mindestens 15.000 kommen täglich vorbei, an Wochenenden sind es sogar 20.000. Mit verschiedenen Aktionen wie Spielangeboten von Minigolf bis Knobeln und mit Ausstellungen („Playmobil-Superhelden“) versucht das Bero, auch seinen Stammgästen etwas Besonderes, etwas Neues zu bieten. Eigentümer des Oberhausener Bero-Einkaufszentrums ist übrigens die Frankfurter Immobilieninvestment-Firma Kintyre.
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