Mülheim. Die Mülheimer Firma Kienzle ist am Freitag bestreikt worden – die Gewerkschaft IG Metall will gerechtere Löhne für die Beschäftigten durchsetzen.

Der einsetzende Regen hat sie nicht abgeschreckt: Am Freitagmittag haben sich viele Beschäftigte der Mülheimer Firma Kienzle Automotive an einem Warnstreik beteiligt. Aufgerufen dazu hatte die Gewerkschaft IG Metall, die einen Haustarifvertrag für die Angestellten des bisher in Teilen tariflosen Unternehmens durchsetzen will, das vor allem bekannt ist für seine Tachotechnik. Sie wird unter anderem in Lastwagen verbaut.

Nach Angaben der Gewerkschaft verweigere die Geschäftsführung bisher Verhandlungen zu einem Tarifvertrag. Nicht nur der Kienzle-Hauptsitz an der Alexanderstraße in Heißen wurde bestreikt, auch an einem Außenstandort in der Nähe von Augsburg legten Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder.

Unter einem Zelt haben sich die IG-Metall-Vertreter und rund 25 Beschäftigte am Freitag versammelt – auf dem Grill liegen Würstchen, fürs Foto werden die roten Fahnen der Gewerkschaft geschwenkt. „Wir machen hier heute eine verlängerte Mittagspause, um auf unsere Forderungen aufmerksam zu machen“, erklärt Markus Ernst, der bei der IG Metall für Kienzle zuständig ist. Er ist zufrieden mit der Beteiligung, alle anwesenden Mitarbeiter am Standort seien gekommen. „Ein Kollege, der heute in den Urlaub fährt, hat extra die Abfahrtszeit verschoben, um dabei zu sein“, berichtet Ernst. Die Streikenden sammeln Unterschriften auf einem Transparent, das sie am Nachmittag der Geschäftsführung übergeben wollten.

Kienzle Automotive: Gewerkschaft will einen Tarifvertrag für Beschäftigte

Kienzle hat an elf Standorten in Deutschland rund 125 Beschäftigte, 35 davon arbeiten in Mülheim. Das Unternehmen bietet technologischer Lösungen für die Transportwirtschaft an – zum Beispiel digitale Tachografen, die in Lastwagen oder Müllfahrzeugen eingebaut sind. Auch in Bussen oder Taxen kommen Produkte des 75 Jahre alten Traditionsunternehmen zum Einsatz. Laut Gewerkschaft gehören unter anderem die Stadtversorger in Köln, Düsseldorf, München und Nürnberg zu den Kunden.

Markus Ernst berichtet, dass der Tarifkonflikt schon länger schwelt. Während den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Süddeutschland im Jahr 2023 eine tarifvertragliche Anbindung gekündigt worden sei, habe es in Westdeutschland eine solche Regelung nie gegeben. Folgen seien demnach große Lohnunterschiede bei gleicher Tätigkeit. „Es gibt hier Beschäftigte, die sind schon seit 25 Jahren da und dann kommen neue Leute in den Betrieb, die mehr Entgelt bekommen“, sagt Ernst.

Die Tarifkommission der Gewerkschaft soll deshalb einen Tarifvertrag erstreiten, der unter anderem eine klare und nachvollziehbare Gehaltssystematik beinhaltet. Die IG Metall kritisiert, dass von Seiten des Arbeitgebers noch gar nichts passiert sei – Kienzle wollte sich am Freitag auf Anfrage der Redaktion nicht zum laufenden Konflikt äußern. Sollte es keine Bewegung in dem Streit geben, will die Gewerkschaft ihr Engagement mit weiteren Streiks erhöhen.

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