Mülheim. Die HRW hat ihre Aktivitäten bei X kürzlich eingestellt. Wie gehen andere Institutionen in Mülheim mit dem sozialen Netzwerk von Elon Musk um?
Manipulation, Hass und Desinformation: Das soziale Netzwerk X von Elon Musk gerät in immer stärkere Kritik. Am vergangenen Freitag haben nun deutschlandweit Einrichtungen aus dem Bereich der Wissenschaft die Reißleine gezogen und angekündigt, entweder ihre Aktivitäten auf der Plattform einzustellen oder ihren Account zu löschen – darunter auch die Hochschule Ruhr West aus Mülheim. Die HRW begründete ihren Rückzug mit der fehlenden Vereinbarkeit der Ausrichtung von X mit ihren Grundwerten wie Weltoffenheit und Transparenz.
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Nicht nur Universitäten und Fachhochschulen gehen diesen Weg, auch die Stadt Bochum verabschiedete sich von X. Wie sehen andere Institutionen und Politiker aus Mülheim das Netzwerk und ihre Aktivitäten dort? Die Redaktion hat sich umgehört.
Bei der Stadtverwaltung diskutieren die Verantwortlichen seit der vergangenen Woche, wie es mit dem X-Account weitergeht. Den offiziellen Auftritt gibt es bereits seit 2009, damals hießt die Plattform noch Twitter und Elon Musk spielte keine Rolle – der US-Unternehmer kaufte sie erst im Jahr 2022 für 44 Milliarden Dollar. „Aus Kapazitätsgründe haben wir unsere Aktivitäten bei X schon eingeschränkt“, berichtet Stadtsprecherin Tanja Schwarze.
Mülheim: Was Stadt, Feuerwehr und Polizei auf X posten
Der bisher letzte Beitrag wurde kurz vor Weihnachten veröffentlicht. Die Stadt nutzt ihren Account vor allem dafür, Bürgerinformationen und Pressemitteilungen zu verbreiten – von der Entscheidung zu den Gebühren, über den neuen Abfallkalender bis hin zu Wartungsarbeiten an der städtischen Internetseite. Die Reichweite ist überschaubar: Laut den einsehbaren Statistiken des Netzwerkes kommen die einzelnen Beiträge in der Regel auf gut 200 erreichte Personen – insgesamt folgen der Stadt etwas mehr als 5200 Nutzerinnen und Nutzer.
Die Verwaltung will nun prüfen, ob und wie sie ihre Aktivitäten bei der Musk-Plattform fortsetzt. Laut Tanja Schwarze gehe es dabei unter anderem um die Frage, ob man den Account löscht oder nur einfriert – so hat es die Hochschule gemacht.
Die Behörde aus der Stadt mit der größten Reichweite ist die Polizei – was natürlich auch in ihrer Zuständigkeit für Essen und Mülheim begründet sein dürfte. Knapp 36.000 Menschen folgen dem Account. Die Polizei nutzt das Netzwerk in erster Linie, um schnell Informationen zu teilen – zum Beispiel bei Straßensperrungen oder dynamischen Einsatzlagen, ansonsten verbreitet sie dort aber auch Pressemitteilungen zu Fahndungen, Unfällen oder Zeugenaufrufen.
Polizei Mülheim ist auf X weiterhin angewiesen
Derzeit gibt es keine konkreten Überlegungen, sich aus dem Netzwerk zurückzuziehen. „Wir sind auf X angewiesen, als Einsatzkanal gibt es keine wirklichen Alternativen“, sagt Pressesprecher Matthias Werk. Zwar ist die Polizei auch bei Facebook, Instagram, Youtube und Whatsapp unterwegs, doch nur über X ließen sich Informationen unmittelbar teilen, um in dringenden Anliegen eine möglichst breite Bevölkerung zu erreichen. So werde der Kanal in Einsatzlagen auch von Medien als Quelle genutzt. Zudem legt laut Werk ein Erlass des Innenministeriums den Polizeibehörden in NRW nahe, das Netzwerk zu nutzen. „Aber wir schauen uns die aktuellen Entwicklungen bei X natürlich an“, so der Sprecher.
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👉 16 Einsätze bearbeitet
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In ähnlicher Art und Weise nutzt auch die Feuerwehr Mülheim die Plattform, sie hat knapp über 5000 Followerinnen und Follower. Ihre Beiträge über Einsätze erreichen regelmäßig mehr als 1000 Nutzerinnen und Nutzer. Hier gilt derselbe Stand wie beim Account der Stadt: Wie es weitergeht, ist derzeit in der Diskussion.
Erstmal weiter nutzen will die Plattform die Ruhrbahn. „Wir planen aktuell keinen Ausstieg“, sagt Sprecherin Sylvia Neumann. Mit zwei Kanälen ist das für Mülheim und Essen zuständige Verkehrsunternehmen auf X vertreten, geteilt werden vorwiegend Informationen über Ausfälle, Verspätungen oder Bauarbeiten. Dabei soll es vorerst bleiben.
Grüne Mülheim: Björn Maue hat X längst gelöscht
Für Björn Maue, den Bundestagskandidaten der Grünen in Mülheim, hat sich das mit der Musk-Plattform schon länger erledigt. „Nein, ich bespiele X nicht – und ich habe auch eine starke Meinung, was die neuen Richtlinien bei Meta angeht“, zeigt sich Maue selbstbewusst – und das mitten im Bundeswahlkampf.
Den sozialen Netzwerken insgesamt zwar kehrt Maue nicht den Rücken: Auf Tiktok und Instagram ist er derzeit mit kurzen Clips und Statements unterwegs. „Das Gute an Social Media ist, dass man gezwungen ist, die Inhalte in komprimierter und einfacherer Form rüberzubringen.“ Doch die Art, wie X und Meta inzwischen zu Sprachrohren für populistische Zwecke umgenutzt würden, hält Maue für „höchst bedenklich. Ich bewundere jeden, der das noch mitmacht. Für mich ist X hoffnungslos verloren.“ Der alte X-Account sei gelöscht, auch Meta, Insta und Co stehen auf der möglichen Löschliste.
Keine Sorge um Stimmeneinbußen? „Ich muss das noch final abwägen. Einerseits werde ich die Kanäle nicht unüberlegt weiter den rechten Kräften und Bots überlassen, im Wahlkampf erst recht nicht. Andererseits wird das Informieren auch immer schwieriger gemacht, wenn jeder behaupten kann, was er möchte. Wenn es sogar keine soziale Kontrolle mehr gibt, weil Stimmungen über KI-gesteuerte Bots gemacht wird. Das übersteigt jedes Level an Erträglichkeit.“
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