Mülheim. Was hilft gegen die Folgen der Taubenpopulation in Mülheim? SPD will kurzfristig Tauben am Hauptbahnhof vergrämen. Das wirft eine Frage auf.
Den einen sind sie ein Dorn im Auge, weil sie gefühlt überall sitzen, picken - und auch koten. Für die anderen sind Stadttauben Ausdruck eines gesellschaftlichen Problems, für das die teils verelendeten Tiere noch am wenigsten können. Am Hauptbahnhof will die SPD das „Taubenproblem“ angehen - und löst damit eine Debatte um eine Maßnahme aus, die die Stadt seit einem Jahr im Aufgabenheft stehen hat.
Vorausgegangen seien Bürgerbeschwerden, erläutert Peter Pickert, Vorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung 1: Auf den Rohrleitungen am Nordeingang des Hauptbahnhofs sollen sich wieder Tauben niedergelassen haben, weil dort Vogelspikes fehlten. Und die sollen auf den darunterliegenden Platz koten. Passanten hätten den „Gruß von oben“ wohl nicht abbekommen, aber der Kot hinterlasse unschöne Flecken auf dem Boden, so Pickert.
Initiative Ruhrpott-Tauben in Mülheim skeptisch: Tiere können verletzt werden
Als Vergrämungsmaßnahme will die SPD prüfen lassen, ob dort nicht wieder Vogelspikes angebracht werden könnten, „wir sind aber nur Laien“, betont der BV-Fraktionsvorsitzende, für Alternativen offen zu sein.
Der Vorstoß könnte ein altes Fass wieder aufmachen. Denn zumindest bei der Initiative „Ruhrpott-Tauben“ stößt der Vorschlag auf mehr als Skepsis: „Spikes sind für Tauben natürlich gefährlich, weil sie sich daran verletzen können“, sagt Melanie Jansen von der Initiative, die seit rund drei Jahren in Mülheim - auch am Hauptbahnhof - Tierschutz betreibt, indem sie etwa Taubeneier austauscht und verletzte Tiere betreut.
Kurios: Spikes sollen Taubennester sogar befördern
Kurioser aber ist, Spikes könnten sogar dafür sorgen, dass sich Tauben dort erst recht niederlassen: „Wir haben beobachtet, dass Tauben ihre Nester auf Stacheln bauen, weil sich Äste und anderes Material dazwischen gut befestigen lassen.“ Auf solchen Säulen am Bahnhof, wo keine Spikes seien, gäbe es hingegen keine Nester.
Und selbst dort, wo sie erfolgreich vergrämt würden, verschöbe sich das Problem nur auf die umliegenden Gebäude. Also weitere Spikes auch dort? Schon jetzt hat die Deutsche Bahn an mehr und mehr Stellen Stachelreihen gesetzt. Und sogar auf dem Gebäude am Dieter-aus-dem-Siepen-Platz sind sie an vielen Ecken zu sehen. Die Tauben sind aber immer noch da.
Wie steht es um Taubenhäuser in Mülheim?
Für Jansen liegt eine Lösung näher: ein, besser mehrere Taubenhäuser. Die hatten Grüne, CDU und auch SPD als Teil eines Handlungskonzepts im Umweltausschuss vor rund einem Jahr ins Aufgabenheft der Stadt geschrieben. Ein Ergebnis ist noch nicht öffentlich geworden.
Im Innenstadtbeirat aber soll ein Zwischenstand jüngst vorgestellt worden sein, wie informierte Kreise berichten. Sechs Hotspots in der Innenstadt seien identifiziert, darunter der Hauptbahnhof, aber auch das Forum, die Schloßstraße und Schloßbrücke. Nur konkrete Aufstellorte für Taubenhäuser, die in etwa die Größe von Seecontainern hätten, sind in der unmittelbaren Nähe bislang eben nicht gefunden.
Und nicht nur Aufstellorte, auch Kosten für das Haus inklusive Wasser- und Stromanschluss - womöglich bis zu 40.000 Euro - stehen der Umsetzung im Weg. Für Taubenschützerin Melanie Jansen wäre das Geld hier allerdings sinnvoller angelegt als in Spikes - „denn auch die muss man regelmäßig instandhalten“.
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