Mülheim. Der Verein „Art Obscura“ gibt Menschen mit Handicaps eine Plattform für ihre Kreativität. Jetzt gibt es eine neue Schau. Drei Künstler im Fokus.

Der Verein „Art Obscura“ zeigt mit seiner Jahresausstellung „Ab in die Mitte“ (frei nach Joseph Beuys), dass jeder Mensch ein Künstler ist. Warum man sich einen Blick auf die starken Bilder gönnen sollte, die bis Mitte Dezember im 2021 eröffneten Art-Obscura-Haus an der Georgstraße 24 zu sehen sind.

Welche Menschen in den Art-Obscura-Workshops die aussagekräftigen Gemälde und Fotografien geschaffen haben, zeigt die Ausstellung. In den Werken geht es um die Mitte, das Selbst-in-die-Mitte-Treten, unsere eigene Mitte und das, was für uns in unserem Leben im Mittelpunkt steht. Drei beispielhafte der 25 ausstellenden Künstlerpersönlichkeiten stellen wir hier vor.

Mülheimer ist seelisch krank: Kunst schafft ihm den Raum, politisch zu denken

Der Künstler Wolfgang Ockenfels bei der Art Obscura-Ausstellungseröffnung in Mülheim.
Der Künstler Wolfgang Ockenfels bei der Art Obscura-Ausstellungseröffnung in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Der 71-jährige Wolfgang Ockenfels kann nicht nur malen. Das zeigt er bei der Vernissage zusammen mit einigen seiner Art-Obscura-Kollegen mit einer Choreografie zu Smetanas Tondichtung „Die Moldau“. Ockenfels, der sein Leben trotz einer seelischen Erkrankung meistert und seit 30 Jahren mit seiner Frau im Fliednerdorf in Selbeck lebt, sagt: „Man kann alles ausdrücken, was man ist und was man erlebt hat. Mit der Kunst kann ich auch doofe Gedanken aus meiner Birne herausbekommen. Die Kunst ist für mich auch Therapie.“

Seine unter anderem mit Acrylfarben gemalten Bilder zeigen ihn als einen politisch denkenden Menschen. Sie erzählen von Krieg und Frieden und vom ebenfalls konfliktreichen Verhältnis zwischen Menschen und Natur. „Ich male, was ich denke. Und ich denke politisch. Ich bin gegen den Krieg. Ich wäre froh, wenn Frieden wäre“, betont er.

Philipp mit Down-Syndrom: „Kunst macht das Leben schön“

Der Künstler Philipp Gradinarov ist ebenfalls in der Art Obscura-Ausstellung in Mülheim vertreten.
Der Künstler Philipp Gradinarov ist ebenfalls in der Art Obscura-Ausstellung in Mülheim vertreten. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Philipp Gradinarov hat für die Ausstellung unter anderem Bilder gemalt, auf denen Menschen auf einem Zebrastreifen mitten über die Straße gehen oder in einer Gondel mitten durch einen venezianischen Kanal fahren. Philipp ist vor 27 Jahren mit einem Down-Syndrom geboren worden. Während seiner Schulzeit an einer Waldorfschule konnte er sein kreatives Potenzial entfalten und entwickeln. Vor fünf Jahren stieß er zur Art-Obscura-Familie.

„Ich habe hier ganz viel gemalt, fotografiert und Theater gespielt. Kunst macht das Leben schön und ich habe hier viele Freunde“, beschreibt der lebensfrohe und freundliche junge Mann, warum er die Kunst im Allgemeinen und Art Obscura im Besonderen nicht missen möchte. „Ich bin glücklich, dass es so einen Ort und solche Menschen in Mülheim gibt, die Philipp glücklich und zufrieden machen“, sagt seine Mutter Margot über den Mehrwert des Art-Obscura-Kunsthauses.

Mülheimer Autist: „Kunst hilft mir, aus meinem Schneckenhaus herauszukommen“

Der Mülheimer Künstler Wulf Golz malt und zeichnet und macht Musik.
Der Mülheimer Künstler Wulf Golz malt und zeichnet und macht Musik. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Der vor 64 Jahren mit einem Autismus geborene Wulf Golz kann nicht nur malen, sondern auch Gitarre spielen, wie sich bei der Vernissage zeigt. Sein in einer anthroposophischen Schule gefördertes künstlerisches Talent teilt er seit Kindertagen mit seiner „eine Viertelstunde älteren“ Zwillingsschwester Dorothee Golz. Im Rahmen der Jahresausstellung von Art Obscura zeigt er gegenständlich gemalte Acrylbilder, die uns in die Fantasy-Welt des Herrn der Ringe entführen.

„Die Kunst hilft mir, aus meinem Schneckenhaus herauszukommen und meine Welt anderen Menschen zu vermitteln.““

Wulf Golz
Künstler von Art Obscura

„Die Kunst hilft mir, aus meinem Schneckenhaus herauszukommen und meine Welt anderen Menschen zu vermitteln. Meine Mitarbeit bei Art Obscura erlebe ich als Bereicherung und man kann hier auch gut arbeiten, weil sie hier ordentliche Farben und Pinsel haben“, beschreibt der auch in der Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler aktive Golz die Vorzüge des Art-Obscura-Hauses, das auch am Tag des Offenen Ateliers (am 2. und 3. November) mit von der Partie sein wird.

Eine Tanzperformance bei der Art Obscura-Ausstellungseröffnung in Mülheim.
Eine Tanzperformance bei der Art Obscura-Ausstellungseröffnung in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Öffnungszeiten: Samstags von 11 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0208 3016650.

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