Mülheim. Freigänger-Katze Phybie verschwand spurlos, ihr Mülheimer Frauchen erlebte jetzt große Wiedersehensfreude. Wie Phybie wieder zur Familie kam.
Sie traute ihre Augen nicht, als sie vergangene Woche den Post auf Facebook sah: Fotos von einer zierlichen, getigerten Katze mit weißem Latz und ebensolchen Pfötchen, fotografiert vor einer offenstehenden Haustür. „Das könnte unsere Phybie sein“, schoss es Nadine Hamm durch den Kopf - doch nach all dem jahrelangen Suchen und Bangen, sagt die 50-Jährige, wollte sie diesen Gedanken, dieses Gefühl einer leisen Hoffnung, eigentlich erst mal gar nicht an sich heranlassen. „Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass wir sie jemals wiedersehen.“
Dabei betont die Mülheimerin: „Vergessen haben wie Phybie nie.“ Nach über zwei Jahren, in denen ihre Katze verschwunden blieb, aber hatte die Familie, die in Winkhausen lebt, die Suche nahezu eingestellt. Heute sagt Nadine Hamm: „Wenn wir an Wunder glauben, dann jetzt, nachdem das passiert ist.“
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Auf Facebook tauchen auf einmal Fotos von der Mülheimer Katze auf
Erst mal behält die Mutter ihre Entdeckung, die sie in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Mülheim kommst“ gemacht hat, für sich. Zu groß könnte nicht nur ihre Ernüchterung sein, wenn es sich auf den Fotos doch nicht um ihre vermisste Phybie handelt - auch ihren drei Kindern will sie diese Enttäuschung ersparen. Schließlich aber zeigt sie ihrer Familie die Fotos im Internet. „Und die Kinder haben sofort gesagt: Das ist sie. Meine Tochter und ich haben erst mal geweint.“ Denn das Schlimmste sei gewesen, sagt die Katzenhalterin, nicht zu wissen, was mit ihrer Freigängerin passiert ist.
Seit Mitte August 2022 war die Katze verschwunden. Zwar war Familie Hamm es gewöhnt, dass Phybie auf Wanderschaft ging und immer wieder andere Menschen mit ihrer anschmiegsamen Art um die Pfote wickelte: Die inzwischen knapp vierjährige Katze ist extrem zutraulich, überhaupt nicht ängstlich und außergewöhnlich neugierig. Schon bevor sie verschwand, mussten ihre Dosenöffner sie immer wieder zurück nach Hause holen - aus der Nachbarschaft, aber das ein oder andere Mal auch aus dem Tierheim.
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Erst brachte es die Familie noch zum Schmunzeln, als reihenweise Fotos von der zutraulichen Phybie auf Facebook erschienen, kaum, dass die Freigängerin das heimische Sofa geräumt und sich auf ihren Streifzug durch die Nachbarschaft gemacht hatte. Doch irgendwann nahm es Überhand, dass die neugierige Katze eingefangen wurde.
Junge Katze landete schon mehr als ein Mal im Mülheimer Tierheim
Selbst ihren ersten Geburtstag hatte sie damals im Tierheim verbringen müssen, weil wohlmeinende Menschen sie eingefangen und dort abgegeben hatten, erzählt ihr Frauchen. Die Trauer bei Nadine und Andreas Hamm und ihren drei Kindern war groß, und auch der Stress für Phybie durch den Transport im Auto und die Übernachtung im Tierheim nicht unerheblich.
Schon damals hatte Phybies Halterin nachdrücklich appelliert: „Bitte lasst sie einfach wieder laufen. Nicht jede Katze, die draußen rumläuft und miaut, ist einsam oder halb verhungert und muss eingesammelt werden. Dadurch, dass wir Phybie immer irgendwo abholen müssen, hat sie gar nicht die Chance, alleine nach Hause zu kommen, und kann auch nicht lernen, selbstständig zurückzukommen.“
Dann aber kam der Tag, an dem Phybie ein weiteres Mal nicht nach Hause zurückkehren sollte - und für über zwei Jahre verschollen blieb. Was Nadine Hamm dabei besonders verwunderlich findet: Sie war dann wie vom Erdboden verschluckt. Tauchten vorher immer schnell Fotos von der zutraulichen Samtpfote auf Facebook auf, war sie jetzt einfach weg. Das veranlasst die Katzenhalterin zu einer tristen Vermutung: „Wahrscheinlich war sie zwei Jahre lang eingesperrt.“ Und diejenigen, die die Katze letztlich auf der Heimaterde entdeckt haben, berichteten den Hamms, dass sie dort erst seit etwa einer Woche herumstreife.
Durch große Mülheimer Facebook-Gruppe fand die Katze zurück nach Hause
Bis es aber soweit war und die Familie ihren geliebten Vierbeiner wieder in die Arme schließen konnte, lagen noch bange Stunden vor ihr. Nachdem Nadine Hamm den Post mit den Fotos der vermeintlichen Phybie auf der Heimaterde entdeckt hatte, vergeht noch eine Nacht. Am nächsten Tag halten Heimaterdlerinnen erneut Ausschau nach der zutraulichen Katze. Und siehe da: Sie streunt wieder durch die Vorgärten, lässt sich zum Schmusen anlocken und somit auch erneut fotografieren.
„Dann hat mein Mann sich ins Auto gesetzt und ist hingefahren“, erzählt Nadine Hamm immer noch ganz bewegt. „Kaum war er da, hat er mich weinend angerufen und gesagt: Sie ist es. Sie hat sofort auf ihren Namen reagiert“ Augenscheinlich geht es Phybie gut - ihre einstige Tierärztin hat sie untersucht, gewogen und den Transponder des Chips ausgelesen. Einen verwahrlosten Eindruck mache das Tier keinesfalls.
Zurück zu Hause in Winkhausen, habe sich Phybie verhalten, als sei sie niemals weg gewesen. „Sie wusste sofort, wo die Futterschublade ist und wo es immer Fressen gibt.“ Auch an die Stelle, wo einst ihr Katzenklo stand, sei sie gegangen. „Da hat sie mich dann ganz vorwurfsvoll angeguckt“, muss Nadine Hamm grinsen. Die ersten Tage hatte Phybie Stubenarrest, sollte sich erst mal wieder zu Hause eingewöhnen. Schließlich aber ließen die Hamms sie wieder nach draußen. Denn auch nach dieser Erfahrung sollen Phybie und ihr kleiner Bruder Simba Freigänger bleiben.
Mülheimerin richtet Appell an vermeintliche Katzenfreunde: „Fangt die Freigänger nicht einfach ein“
Dass die Anwohner der Heimaterde so aufmerksam waren und die Fotos von der vermeintlich herrenlosen Katze auf Facebook gepostet haben, sei ihr Glück gewesen, sagt Nadine Hamm rückblickend - der aktiven Mülheim-Gruppe seien sie sehr dankbar. Trotzdem aber wiederholt die Katzenhalterin ihren Appell, augenscheinlich gesunden Freigängerkatzen ihre Freiheit zu lassen und sie nicht wohlmeinend einzusammeln.
Ihre Bitte lautet daher: „Phybie ist sehr klein und zierlich, dennoch leidet sie keinen Hunger. Sie ist sehr zutraulich und kommunikativ. Sie ist aber nicht einsam und verlassen. Sie ist sehr neugierig und hat vor nichts Angst. Bitte nehmt sie nicht mit, auch wenn sie noch so sehr miaut, bitte füttert sie nicht, sie bekommt bei uns alles, was sie braucht. Bitte sperrt sie nicht ein, sie hat eine Familie, die sie sehr liebt und schmerzlich vermisst, wenn sie nicht da ist.“ Im Zweifelsfall, schlägt Nadine Hamm vor, könne man ja erst mal wie in diesem Fall über Facebook anfragen, wohin die Katze gehöre. „Und nicht sofort die Feuerwehr rufen.“ Das erspare letztlich auch dem Tier unnötigen Stress.
Nach all der langen Zeit, dem Hoffen und Bangen um Phybie, möchte Nadine Hamm Katzenhaltern, die ihre Samtpfote ebenfalls vermissen, Mut machen: „Gebt die Hoffnung nicht auf. Es geschehen noch Wunder.“ Am 1. Oktober wird ihre Phybie vier Jahre alt - Familie Hamm hofft inständig, dass ihre Samtpfote dann zu Hause ist.
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