Mülheim. Sie sind beliebter als jede andere Berufsgruppe. Um mehr Gesicht zu zeigen, kann man Mülheims Feuerwehrleute nun als Sticker sammeln. So geht‘s.
Gleich mehrere Feuerwehrwagen mitten auf dem Parkplatz des Hafencenters: Dieses Bild dürfte bei den meisten Mülheimerinnen und Mülheimern ungute Erinnerungen an den Großbrand der Gewerbehalle Anfang 2021 wecken. Am Samstagvormittag aber sind die vielen Feuerwehrleute, die vor dem Eingang zu den Geschäften auf und ab laufen, zum Glück nicht im Einsatz – oder besser gesagt: im Einsatz für eine besondere Aktion.
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Sie alle möchten sich nämlich gern den Mülheimer Bürgerinnen und Bürgern besser vorstellen und haben sich dazu vervielfältigen lassen: Als Porträt-Sticker kann man sie ab sofort sammeln wie jüngst zur Fußball-EM die Spieler der Nationalmannschaft. „Vor allem die Kinder haben natürlich Spaß, aber es schafft auch eine neue Verbindung zur Stadt“, erläutert Mike Ostermann von der Freiwilligen Feuerwehr Heißen die Effekte des ungewöhnlichen Projekts.
Mülheimern gefällt Blick hinter die Kulissen: „Endlich sehen wir auch mal Gesichter!“
Dieser Meinung ist auch Stefan Bremer. Der 46-Jährige stammt gebürtig aus der Lüneburger Heide und hat die Idee zum Stickeralbum aus seiner Heimat mitgebracht. Dass Blicke hinter die Kulissen auch in Mülheim gut ankommen, wusste er schon von einer Adventskalender-Aktion der Feuerwehr: „Die Leute haben gesagt: ‚Endlich sehen wir mal die Gesichter hinter der Schutzkleidung!‘“
Anfang des Jahres sah Bremer zudem die passende Gelegenheit nahen, denn die Berufsfeuerwehr Mülheim feiert 2024 ihr 100-jähriges Bestehen. Der Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Broich wandte sich mit seinem Vorschlag an den Pressesprecher der Berufsfeuerwehr, Dennis Goronczy.
Fotobox auf der Wache in Mülheim
Der war gleich angetan und kümmerte sich um die Umsetzung durch eine Berliner Firma. „Von dort hat man uns bei der Erstellung schrittweise angeleitet. Wir haben zum Beispiel eine Fotobox auf der Wache aufgestellt, aber auch die Hintergrundaufnahmen für die Albumseiten haben wir alle selbst gemacht.“ Finanziert wurde das Projekt durch Sponsoren.
Nun, etwa sechs Monate später, ist es so weit: Für fünf Euro kann man das hochwertig produzierte Album mit den ersten zwölf Stickern exklusiv bei Edeka Paschmann im Hafencenter kaufen, zwei Euro davon gehen zurück in die Kameradschaftskasse der Feuerwehr. Insgesamt haben 510 Sticker im Album Platz, Sammeltüten mit je fünf Stickern gibt es für einen Euro ebenfalls bei Paschmann im Hafencenter (Weseler Str. 30).
Alben und Sticker nur bei Edeka am Hafencenter erhältlich
Dass Alben und Sticker nur hier zu bekommen sind, hat vor allem organisatorische Gründe, erklärt Sven Werner, Chef der Berufsfeuerwehr: „Mit weiteren Supermärkten hätte man sicher mehr Leute erreichen können, aber mit nur einer Verkaufsstelle ist es für uns übersichtlicher, Angebot und Nachfrage zu koordinieren.“
Zum Start der Aktion sind zahlreiche Mitglieder von Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr und Jugendfeuerwehr zum Hafencenter gekommen, um die Werbetrommel zu rühren. So stolz sie alle sind, dass ganz Mülheim sie nun sammeln kann, so wenig soll das Stickeralbum zum Personenkult ausarten, wie Pressesprecher Goronczy betont.
Sticker mit QR-Codes sollen Nachwuchs locken
Vielmehr sollen die Mülheimer ihre ‚ganze‘ Feuerwehr kennenlernen. Daher gibt es auch Sticker von Einsatzfahrzeugen, historische Fotos, sowie Aufnahmen von spektakulären Einsätzen, wie etwa dem Brand eines Tanklasters auf der A40. Außerdem finden sich auf den Seiten viele Infotexte zu den Bildern.
„Es ist natürlich etwas Eigenwerbung“, gesteht Goronczy, denn auch bei der Feuerwehr sorgt man sich um Nachwuchs. Einige Sticker mit QR-Codes führen daher zu Informationen über die verschiedenen Positionen und Einstiegsmöglichkeiten bei der Feuerwehr.
Mit 59 noch zur Freiwilligen Feuerwehr
Dass sich dieser Clou nicht nur an junge Leuten richten muss, beweist Dirk Schulz: Der 59-Jährige ist erst im letzten Herbst über seinen Sohn zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen. Ihm und vielen anderen Feuerwehrleuten gefällt die Vorstellung, mit der eigenen (Frei-)Zeit etwas Sinnvolles anzufangen.
„Man hilft Menschen, hat immer Abwechslung und lernt viel, zum Beispiel über Erste Hilfe oder Technik – ganz egal, ob Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr oder Jugendfeuerwehr“, fasst Sebastian Schakowsky, Jugendwart der Heißener Feuerwehr, zusammen.
Mülheimer Feuerwehr lebt Kameradschaft
Auf die Frage, was Tätigkeit bei der Feuerwehr vor allem ausmache, ist die Antwort der anwesenden Feuerwehrleute jedoch eindeutig: „Die Kameradschaft!“ Unter ihnen ist so schon längst das Sammelfieber umgegangen. „Seit heute Morgen sind alle voll dabei, jeder will die glitzernde Sonderedition der Kollegen finden“, berichtet Joel Kehle, Oberbrandmeister bei der Berufsfeuerwehr.
Marian Lemke von der Jugendfeuerwehr hat ebenfalls schon einen Plan: „Mit dem Album bekommt man eine Box für doppelte Sticker, sodass ich mit meinen Freunden tauschen kann.“ Eine große Tauschbörse soll es etwa beim Tag der offenen Tür der Berufsfeuerwehr am 14.09. geben; fehlende Sticker können zudem auch nach Aktionsende nachbestellt werden, versichert die Feuerwehr. Die nächsten zehn Wochen, bis zum 2.11., kann aber erst einmal fleißig gesammelt werden.
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