Mülheim. In Mülheim entsteht eine neue Kita, Anmeldungen werden entgegengenommen. Es kommen nur wenig rein. Wieso die „Stadtpiraten“ nicht gefragt sind.
Bereits im Frühjahr wurde deutlich: Auch im Sommer 2024 werden zum Start des neuen Kitajahres wieder Plätze fehlen und Familien leer ausgehen. Die Not der betroffenen Eltern ist in solchen Fällen groß. Immer wieder tauschen sich verzweifelte Eltern in Mülheimer Gruppen auf Facebook aus. „Ich bin einfach nur noch frustriert“, schrieb etwa eine Mutter im März, die das zweite Jahr in Folge keinen Kitaplatz für ihren Jüngsten bekommen hat.
Vor diesem Hintergrund wirkt es kaum vorstellbar, dass es aktuell eine Kita in der Stadt gibt, die noch jede Menge Plätze freihat. An der Teutonenstraße in Speldorf entsteht eine neue Kita, der Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) als Träger bietet ab November 113 Plätze in der sechsgruppigen Einrichtung an, doch aktuell sind noch 77 Plätze nicht besetzt. Wie kann das sein?
Träger ist selbst erstaunt über das zähe Anlaufen in Mülheim
„Ich hätte nie für möglich gehalten, dass wir mal Probleme haben, Kitaplätze zu vergeben“, sagt VKJ-Sprecherin Mareike Schulz. Konkret sind derzeit noch zwölf U3-Plätze und 65 Ü3-Plätze frei. Erst 36 Plätze sind bereits vergeben. Der VKJ betreibt mit den Kitas Pusteblume, Kleine Stifte, Kleine Kröten und Entdeckerland bereits vier Einrichtungen in Mülheim, in Essen sind es weitere 21. Der Träger ist also erfahren und in der Stadt etabliert.
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„Möglicherweise spielt mit rein, dass es zwei weitere Kitas in der Nähe gibt. Aber das würde mich wundern, denn wir machen bei unseren anderen Kitas die Erfahrung, dass Eltern zum Teil weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. Speziell in Essen fahren Eltern zum Teil durch die halbe Stadt“, erzählt Mareike Schulz.
Die Leitung steht fest und ist zum Teil in Mülheim schon bekannt
Auch ein Leitungsduo gibt es bereits für das VKJ-Kinderhaus, das unter dem Namen „Stadtpiraten“ an den Start gehen wird. Niklas Kullmann, der aktuell eine fünfgruppige Kita des Trägers in Essen leitet, wird die Leitung in Mülheim übernehmen und war von Beginn an in die Planungen einbezogen. Seine Stellverterterin wird Charleen Schynol, die im Oktober aus ihrer Elternzeit zurückkehrt.
Sie war bislang stellvertretende Leitung bei den Kleinen Stiften in Eppinghofen. Auch sonst sehe es personell gut aus. Das Team stehe weitgehend fest. „Grundsätzlich freuen wir uns aber immer über Bewerbungen von pädagogischen Fachkräften gemäß Kibiz“, sagt Mareike Schulz.
Der Träger verspricht: Die Kita in Mülheim wird pünktlich fertig
Viel ist noch nicht zu sehen, wenn man die Baustelle an der Teutonenstraße 25 besucht. Der Rohbau steht zwar, aber einen umfassenden Eindruck von der fertigen Kita bekommt man noch nicht. Vielleicht ist das ein Grund, der Familien bislang abschreckt. „Aus Gesprächen weiß ich, dass einige Eltern Sorge haben, den Platz bei Tageseltern zu kündigen und ab November plötzlich ohne Betreuung dazustehen“, räumt der zukünftige Leiter ein.
„Ich habe ganz aktuell nochmal bei der MWB angefragt und der Eröffnungstermin am 1. November kann gehalten werden“, verspricht jedoch Christian Treborg-Noll, VKJ-Fachbereichsleiter Immobilienmanagement, und erklärt: ,„Auch wenn es noch nicht nach Kita aussieht, die Arbeiten sind im Zeitplan. Die Fassade ist so gut wie isoliert, nach Fertigstellung verschwinden auch die Gerüste und der Innenausbau geht dann zügig weiter voran.“
Das Kitajahr startet im August, die neue Kita öffnet im November
Aus informierten Kreisen heißt es, dass womöglich ein anderer Grund den Start der neuen Kita erschwert: Die Kita startet nicht zum regulären Beginn des neuen Kitajahres im August, sondern unterjährig drei Monate später. Viele Familien seien vermutlich vertraglich gebunden, sei es bei anderen Kitas oder bei Tagespflegepersonen oder wollen keine Betreuungslücke zwischen August und November riskieren. Gleichzeitig heißt es aus Fachkreisen, dass der Bedarf nach wie vor ungebrochen da sei und man durchaus davon ausgehen könne, dass sich die Kita noch füllt.
Die Kita wird auf dem 1166 Quadratmeter großen Grundstück sechs Gruppen beherbergen. Sie wird werktags von 7 bis 17 Uhr geöffnet sein und damit eine Betreuung anbieten, die morgens und nachmittags jeweils um eine Stunde über die üblichen Kitazeiten hinausgeht.
75 eingeplante Plätze in Raadt stehen nun doch nicht zur Verfügung
Die Kitalandschaft in Mülheim verändert sich permanent. So waren für das kommende Kitajahr beispielsweise 75 neue Plätze in Raadt eingeplant, die es nun erst einmal nicht geben wird. An der Parsevalstraße sollte im Rahmen eines Neubauprojektes eine viergruppige Kita an den Start gehen. Durch Verzögerungen wird das wohl frühestens 2025 der Fall sein. Das Gesamtprojekt wird erst im Sommer 2026 abgeschlossen sein.
In der im Februar von der Stadt vorgestellten Kitaplatzplanung waren diese Plätze bereits mit eingeplant. Damals rechnete die Stadt mit einer Betreuungsquote von 94,4 Prozent. Bei den unter Dreijährigen lag die Quote (Tagespflegepersonen hinzugerechnet) bei 48,9 Prozent.
Wer sich für einen Kita-Platz an der Teutonenstraße interessiert, kann per Mail an niklas.kullmann@vkj.de oder über die VKJ-Verwaltung unter Tel.: 0201-23 40 81 Kontakt für weitere Infos aufnehmen.
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