Mülheim. Die Tinte unter dem Vertrag ist trocken. Bald kann es losgehen mit dem Biergarten auf Mülheims Schleuseninsel. Und: Gibt‘s dort auch Fleisch?

Für viele Mülheimer ist es vielleicht das Sommerereignis, auf das sie schon wenigstens vier Sommer lang gewartet haben. Denn die Tinte unter dem Pachtvertrag zwischen Eigentümer Conle einerseits und dem Team der Mölmschen Brauerei sowie Ronja-Chef Sinan Bozkurt andererseits ist nun trocken. Der Biergarten am Wasserbahnhof kann in die Saison starten. Arbeitstitel: „Mölmsche Oase“.

Das klingt nach Sand, Palmen, relaxter Stimmung - und ruft Sehnsuchts-Bilder aus der „guten alten Zeit“ des Wasserbahnhofs wach. Aber gerade am Anfang wollen die neuen Wirte die Latte noch nicht so hoch hängen: „Einiges muss sich noch über die kommenden Monate entwickeln“, kündigt Michael König an, dass nach und nach an weiteren Verschönerungen und an der Atmosphäre gearbeitet werde.

Mölmsche Oase startet erst einmal mit dem Wichtigsten - und ja: Es wird Fleisch geben

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So wird die Oase erst einmal mit dem Grundsätzlichen starten: Schankwagen, Biertischgarnituren und andere Sitzmöbel, Toilettenwagen, einem gepflegten Gelände - Stichwort Hecke -, einem Stand mit vegetarischen und veganen Speisen vom Ronja-Chef. Und ausdrücklich, „ja, einem Kollegen, der Bratwurst und anderes mit Fleisch anbieten wird“, kündigt Sinan Bozkurt an. Wenngleich das eben nicht von Ronja, sondern einem Partner angeboten wird. Und so können - nach einer ausufernden mölmschen Debatte über einen möglicherweise veganen Biergarten in den sozialen Medien - wortwörtlich alle gemeinsam an einen Tisch kommen.

Dass die „Mölmsche Oase am Wasserbahnhof“ nicht nur in der Frage des ‚richtigen‘ Würstchens eine schwierige Geburt war, daraus machen die neuen Pächter Jonas Wanke und Michael König von Mölmsch keinen Hehl. „Wir hatten keine Vorstellung, wie kompliziert es sein würde, die grundsätzlichen Dinge wie Strom, Wasser und Abwasser an dieser Stelle zu organisieren“, sagt Wanke.

Die in die Jahre gekommenen Hütten werden in Kürze abgerissen, um Platz zu machen für die „Mölmsche Oase am Wasserbahnhof“.
Die in die Jahre gekommenen Hütten werden in Kürze abgerissen, um Platz zu machen für die „Mölmsche Oase am Wasserbahnhof“. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Brauerei-Inhaber: „Da wusste ich, wir kriegen das hin“

Denn es gibt zum Beispiel nur einen Hydranten auf der Insel, von dem der Biergarten sein Wasser bekommen kann, ohne dass es etwa für Fahrzeuge des RWW, die am Wehr Treibholz bergen müssen, allzu kompliziert wird. Und selbst dafür muss nun ein Teil eines Absperrgitters am Wehr entfernt werden, damit Fußgänger am Hydranten vorbeikommen können. Dagegen können Toilettenwagen nur an einer Stelle nahe am Gebäude stehen, weil man dort einen Mischkanal gefunden hat. Der war nötig, um die Toiletten nicht aufbocken zu müssen, was dann wiederum nicht barrierefrei gewesen wäre...

Nach wochenlangen Planungen jedenfalls, die jede Menge Hirnschmalz und Gespräche erforderten, um solche und andere gordischen Knoten zu durchschlagen, „gab es diesen besonderen Moment, an dem ich wusste: Wir machen das Buch hier nicht zu, wir kriegen das hin“, sagt König.

OB Marc Buchholz: „Der Wasserbahnhof ist Teil der DNA Mülheims“

Allerdings: Gleich morgen kann es trotz unterzeichnetem Pachtvertrag noch nicht losgehen. Denn da gibt‘s noch einige Genehmigungen einzuholen, nicht zuletzt in Düsseldorf, wo die Bezirksregierung über die Schleuseninsel wacht, die im vergangenen Jahr zum Überschwemmungsgebiet erklärt worden ist. Deshalb muss alles, was die Herren über die „Oase“ dort errichten, auch innerhalb von sechs Stunden demontiert werden können. „Kein Problem“, glauben sie.

Denn hinter ihnen steht immerhin auch der oberste Bürger der Stadt. OB Marc Buchholz hat sich der Sache schließlich persönlich angenommen und entscheidende Stellen der Verwaltung mit den Machern zusammengeführt. Sonst wäre das Projekt in dieser Kürze schon formal nicht so vorangekommen. Buchholz ist sich sicher, dass es aus der Landeshauptstadt grünes Licht geben wird. Denn dort sei man schon auf die schöne Schleuseninsel aufmerksam geworden.

Und Buchholz wie auch Planungsdezernent Felix Blasch waren es, die den Eigentümer Conle an den Tisch geholt haben, um den Biergarten möglich zu machen. „Es ist wohl das erste Mal, dass ein Mülheimer Oberbürgermeister einen Biergarten eröffnet“, kommentiert Buchholz im halben Ernst. Doch der Wasserbahnhof sei eben „Teil der DNA Mülheims“.

Mit der Oase schlägt Mülheim gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe

Und deshalb, so Buchholz, jetzt auch ein Anliegen, nachdem einige Krisen in der Vergangenheit - von Corona angefangen - den Vorrang haben mussten. Zudem schlägt die Stadt damit gleich mehrere Fliegen: Denn vertraglich müsste der Wasserbahnhof eine Gastro mit Toiletten für die Besucher der Weißen Flotte anbieten. Ist aber im augenblicklichen Zustand des Gebäudes nicht möglich. Dank Biergarten aber schon.

Zweitens ist der Biergarten eigentlich ein geteiltes Gelände, was man an den markierten Pflastersteinen am Boden, am auffälligsten aber am Heckenschnitt erkennen kann: Der hintere Teil ist jüngst gestutzt worden, weil er der Stadt gehört. Der vordere Teil am Gebäude hingegen wuchert in jede Richtung.

„Man muss in Chancen denken“: So geht es jetzt voran

Noch, denn schon in dieser Woche plant Sinan Bozkurt den Abriss der Buden auf dem Biergarten-Gelände. Später werden die Hecken wie auch das ganze Gelände getrimmt, bevor die Getränke- und Speisewagen sowie alles andere Einzug halten können.

Einen genauen Eröffnungstermin zu nennen, damit tun sich die Betreiber der Mölmschen Oase gerade schwer. Nicht nur, weil die Genehmigungen nicht in den eigenen Händen liegen. „Wir haben uns schon einmal verschätzt“, meint Jonas Wanke. Angepeilt ist deshalb die erste Augustwoche, „wenn‘s klappt, schon früher“, hofft Sinan Bozkurt. Denn die halbe Sommer-Saison ist dann schon rum.

Zwei, wenn der Oktober golden wird, vielleicht drei Monate hat die Mölmsche Oase am Wasserbahnhof Zeit, Erfahrungen zu sammeln, am Konzept zu feilen, eine Kinderspielecke einzurichten. Um dann im nächsten Jahr noch schöner zu werden. Und vielleicht gibt es auch noch ein Danach...? Michael König blickt optimistisch auf das Projekt: „Man muss in Chancen denken, sonst kann man sich nicht daran wagen.“

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