Mülheim. Von wegen stiefmütterlich vernachlässigt: Die Ruhrbahn will Mülheim wertschätzen und Touristen näherbringen - mit einer besonderen Linie.

Seit die Mülheimer Verkehrsgesellschaft mit der Essener zur Ruhrbahn verschmolzen ist, hegen die Mülheimer einen Verdacht: Ihre Stadt werde beim Nahverkehr deutlich schlechter behandelt als die Essener Seite. Denn drüben beim Nachbarn scheinen in der Regel die innovativen Projekte zu starten, die Busse und Bahnen besser zu fahren und Angebote ausgebaut zu werden. Jetzt will die Ruhrbahn unter Beweis stellen, dass sie auch eine Mülheim-Versteherin ist und Nahverkehrslinien der sympathischen Stadt an der Ruhr „veredeln“.

Als Vorbild für die Aufwertung bestehender Linien dient mal wieder Essen: Dort sollen seit 2010 die Kulturlinie 107 und seit 2017 auch die Naturlinie 105 gut ankommen. Die eine zeigt kulturelle Sehenswürdigkeiten der Stadt von Bredeney nach Katernberg im Zeitraffer des Tram-Taktes. Die andere quert die Stadt von Frintrop im Nordwesten nach Rellinghausen im Südosten. Auf dem Weg kreuzt man etliche schöne Naturorte, wo man auch aussteigen soll, um die Erholungsstätten zu erleben: Haus Ripshorst, Hexbachtal, Schönebecker Schweiz, Krupp-Park, Gruga ...

Ringbuslinien halten Mülheims eindrucksvolle Vielfalt an Kultur- und Naturstätten vor Augen

Warum Mülheim da zurückstehen sollte? Die Grünen hatten sich schon 2018 für eine solche touristische Linie eingesetzt. Damals allerdings war dafür die Linie 104 im Spiel. Wegen der Amputation des Kahlenbergastes am Evangelischen Krankenhaus scheidet die Tram allerdings aus.

Zu den historischen Häusern der denkmalgeschützten Heimaterde führt die Kulturring-Linie ebenfalls.
Zu den historischen Häusern der denkmalgeschützten Heimaterde führt die Kulturring-Linie ebenfalls. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Stattdessen erweisen sich die neuen Ringbuslinien als ungeahnt kluge Lösung auch in dieser Hinsicht. Denn die 139 im Süden und 129 im Norden verbinden über ihre Haltepunkte etliche Mülheimer Sehenswürdigkeiten in den Stadtteilen. Die Straßenbahnlinie 112 dagegen kann besonders die schönen Orte der Innenstadt abdecken, die von den Ringbussen nicht gekreuzt werden.

Ruhrbahn schwärmt von der Vielfalt Mülheims

Die Siedlergemeinschaft Mausegatt liegt ebenfalls auf dem Weg der Mülheimer Ringbusse und soll mit beworben werden.
Die Siedlergemeinschaft Mausegatt liegt ebenfalls auf dem Weg der Mülheimer Ringbusse und soll mit beworben werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Der Dreiklang bringt eindrucksvoll die kulturelle und Naturvielfalt zur Geltung, die die Ruhrstadt ausmacht. Fast schwärmerisch zählte Klaus Falke, Kommunikation Ruhrbahn und Entwickler des Konzepts, die vielen Sehenswürdigkeiten auf: Von den Ruhrwiesen, Theater an der Ruhr und Schleuse Raffelberg im Nordwesten nach Osten über Aquarius, Schloß Styrum, Horbach- und Winkhauser Tal bis Siedlung Heimaterde und Mausegatt. Der südliche Halbkreis beinhaltet das Rumbachtal, Bismarkturm und MPI, Kloster und Dorf Saarn und macht - mit etwas Abstand - auf das Fliednerwerk, Haus Küchen und Wolfsburg aufmerksam.

Einfach mal aussteigen und die Schönheit genießen: Die historische Villa Jose Thyssen im Luisental (Dohne) liegt nicht direkt an einer Buslinie. Aber mit der Zäpp oder Komoot soll man von der nächsten Haltestelle hierhin geleitet werden.
Einfach mal aussteigen und die Schönheit genießen: Die historische Villa Jose Thyssen im Luisental (Dohne) liegt nicht direkt an einer Buslinie. Aber mit der Zäpp oder Komoot soll man von der nächsten Haltestelle hierhin geleitet werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die 112 indes wird unter anderem auf Rathaus, Kunstmuseum, Kirchenhügel / Altstadt, Wasserbahnhof, Ringlokschuppen, Schloß Broich, Stadthalle und Thyssenvilla samt Park aufmerksam machen. Und auch das Tersteegenhaus in der Altstadt, wie Gerd-Wilhelm Scholl (MBI) bei der Vorstellung des Konzeptes im Mobilitätsausschuss ergänzte.

Kulturlinie hätte viel Potenzial - auch um den Nahverkehr weiter anzukurbeln

Als „Kulturring Mülheim“ sollen die Linien im Internet beworben werden. An den jeweiligen Haltestellen wird auf die Attraktionen per Grafik hingewiesen. Der Clou allerdings wird die Verknüpfung mit der eigenen „Zäpp“ und dem Wanderrouten-Planer Komoot sein. Damit lassen sich die Mülheimer Sehenswürdigkeiten individuell zusammenstellen und der Besuch gut planen - natürlich mit dem öffentlichen Nahverkehr.

„Viel Potenzial“, merkte auch der Grüne ÖPNV-Experte Axel Hercher zum Konzept der Kulturlinien an, nicht nur für Mülheim und den Tourismus, sondern auch für den Mülheimer Nahverkehr insgesamt. Denn die Busse seien derzeit nicht so gefüllt, wie man es sich wünsche.

Recht schnell soll das Konzept nun umgesetzt werden: Medien, Linienpläne, Haltestellenschilder und Website sollen bis Ende 2024 stehen. Geplante Eröffnung der Linie: Frühjahr 2025.

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