Mülheim. Noch ist unklar, wie die vier Mülheimer Stadtteilbibliotheken nach 2025 finanziert werden sollen. Warum sie auf eine Zukunft hoffen können.

Auch wenn sie vor drei Jahren in letzter Minute nicht dem Rotstift im Mülheimer Etat zum Opfer fielen: Der Fortbestand der vier Stadtteilbibliotheken an der Boverstraße in Dümpten, an der Kleiststraße in Heißen, an der Frühlingstraße in Speldorf und an der Von-der-Tann-Straße in Styrum ist weiterhin wackelig. Bis 2025 sind sie, oder besser: ihre Personalstellen, zwar als Teil der neuen Familienzentren mithilfe der Leonard-Stinnes-Stiftung gesichert. Doch die Finanzierung läuft bald aus.

Einig ist man sich bisher über den Wert der Bibliotheken als Bildungsort, sozialen Treff: „Das Personal der Stadtteilbibliotheken leistet vor Ort wichtige Bildungsarbeit, indem es mit viel persönlichem Engagement vor allem auf die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingeht“, erläutert dies Brigitte Jaenigen, Vorsitzende des Freundeskreises der Stadtteilbibliotheken.

Mülheimer Bürgerbegehren setzte Politik unter Druck

Die Frage ist nur: Wer wird sie weiter finanzieren? Das war auch schon 2021 so, als der Hauptausschuss mit den Stimmen der CDU und der Grünen beschloss, durch die Schließung der Bibliotheken 400.000 Euro einzusparen. Vor allem ein Bürgerbegehren setzte die Politik unter Druck, Alternativen zu suchen.

Mit dem Kniff, diese an die Familiengrundschulzentren anbinden zu können und den Mitteln der Stiftung, erhielt man einige Stellen, verringerte die Kosten. Und verlängerte so die Schließung – wenn auch nur vorläufig. Dass die Stiftung diese Mittel nur für drei Jahre stellen würde und man sich in Folge um eine langfristige Sicherung bemühen müsse, war jedoch schon damals bekannt.

Mülheims Kulturdezernentin will neue Stiftungsmittel beantragen

Im Gespräch mit Jaenigen und mit der Lokalredaktion signalisiert die für die Stadtbibliothek zuständige Kulturdezernentin Dr. Daniela Grobe, ihre Bereitschaft zu einer konstruktiven und langfristigen Lösung. Kurzfristig aber will die Stadt bei der Leonhard-Stinnes-Stiftung, deren Kuratoriumsvorsitzender der Oberbürgermeister qua Amt ist, jedoch zunächst weitere Mittel für die Schul- und Stadtteilbibliotheken beantragen.

Gleichzeitig hat sich die Sparkassen-Stiftung bereit erklärt, ein Gutachten zu finanzieren, das, auch mit Blick auf auswärtige Bibliotheken, den Status quo und das Zukunftspotenzial der Schul- und Stadtteilbibliotheken dokumentieren soll. „Mit diesem Gutachten wollen wir dann mit konkreten Fakten und einer gestärkten Position in die parlamentarischen Haushaltsberatungen 2025/26 und darüber hinaus in weitere Gespräche mit möglichen privaten Geldgebern gehen“, erklärt Grobe.

Freundeskreis zeigt sich „vorsichtig optimistisch“

Konkret ist also noch wenig, dennoch zeigt sich Jaenigen vom Freundeskreis vorsichtig optimistisch, wenn sie sagt: „Ich sehe den ernsthaften Willen der Stadt, konstruktiv an die Sache heranzugehen, aber ich weiß natürlich noch nicht, wie es laufen wird.“

Für den 24. September haben sich Grobe und Oberbürgermeister Marc Buchholz jetzt zu einem Gespräch beim Freundeskreis der Stadtbibliothek angesagt. Und Grobe betont, sich auch bei der Ausschreibung für das Gutachten zu den Schul- und Stadtteilbibliotheken mit dem Freundeskreis der Stadtbibliothek abstimmen zu wollen.

Rückblick: Kleine Mülheimer Bibliotheksgeschichte

Als die Stadtbibliothek 1883 in einem Raum des 1842 errichteten ersten Rathauses eröffnet wurde, hatte sie einen Bestand von 2300 Büchern. Heute hat die Stadtbibliothek in ihrem 2009 errichteten Medienhaus am Synagogenplatz und in ihren vier Stadtteilstandorten mehr als 220.000 Medien.

1905 zog die Stadtbibliothek vom Rathaus in die Volkslesehalle am Viktoriaplatz um, ehe sie von 1926 bis 1943 und von 1951 bis 1969 in einem Teil des 1912 errichteten und 1998 geschlossenen Stadtbades an der Ruhr ihr Quartier fand. Zwischen 1969 und 2009 hatte die Zentralbibliothek ihren Sitz auf dem Platz der Deutschen Einheit am Rathausmarkt. Der Platz ist heute, ebenso wie das aus einer Thyssen-Stiftung hervorgegangene Alte Stadtbad, Teil des neuen Ruhrquartiers.

Übrigens: Schon einmal, im Jahr 2000, hatte der damals von Bernhard Haake geführte Freundeskreis der Stadtbibliothek, ein Bürgerbegehren gegen die Schließung der damals noch vorhanden Stadtteilbibliotheken am Schildberg in Dümpten und an der Alten Straße in Saarn angestrengt. Allerdings erfolglos.

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