Mülheim. „Dinge so verändern, dass alles anders wird“: Wie ein Kunstverein am Wochenende die Bahnbögen am Mülheimer Rathausmarkt verschönert hat.
Lange schon sind sie verwaist und normalerweise ein ungenutzter Raum: Die Bahnbögen unter dem RS1 gegenüber von Ruhrbania-Gebäuden und Rathaus. Doch am Samstag und Sonntag herrschte hier ein im wahrsten Sinne des Wortes buntes Treiben.
Der integrative Mülheimer Kunstverein Art Obscura hat sich im Rahmen seines diesjährigen Mottos „Ab in die Mitte“ vier der Bögen vorgeknöpft und mit verschiedenen Mal-Stationen aus dem Dornröschenschlaf geweckt.
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Positive Überraschung für Mülheimer Passanten
Margot Jögi ist gekommen, um ihrem erwachsenen Sohn Philipp Gradinarov zuzuschauen, der gerade erste Striche auf ein etwa zwei mal vier Meter großes Gemälde setzt. „Ich bin sehr froh, dass Philipp bei Art Obscura mitmachen kann. An den Bahnbögen ist besonders schön, dass alle vorbeikommen und es sich anschauen können.“
So wie Kara Stoll und Guido Haucke. Die Freunde sind „überrascht“ und finden die Aktion „sehr interessant, sehr bunt“. Haucke erinnert sich direkt daran, wie die Bahnbögen früher als Geschäfte, Restaurants oder Wohnungen genutzt wurden.
Vier Bögen, vier Kunst-Stationen, ein „Haus“
Tatsächlich erscheinen die vier Stationen wie vier Räume eines Hauses: Flur, Küche, Wohnzimmer und Wäscheraum. Es sei schon beabsichtigt gewesen, dass jeder Raum anders ist, aber dass nun alle zum Thema „Haus“ passen, sei Zufall, erläutert Gert Rudolph, der bei Art Obscura für das Programm zuständig ist.
Er steht in der „Küche“ vor einer langen Tafel, an der einige Teilnehmer konzentriert runde, weiße Platten mit Speisen aller Couleur bemalen. Rudolph ist mit dem Verlauf der Aktion rundum zufrieden: „Angefangen beim guten Wetter, dann die gute Laune im Team und die Leute, die kommen und einfach mitmachen.“ Ein kleiner Junge etwa sei direkt zum Start gekommen und den ganzen Tag geblieben.
Aus Alt mach Neu unter den Bahnbögen in Mülheim
„Die Passanten trauen sich hier mitten in der Stadt schon etwas mehr, uns einfach anzusprechen“, findet auch Chistiane Creutzburg, langjährige Kursteilnehmerin bei Art Obscura. Einige haben sich etwa im „Wäscheraum“ beteiligt, wo bunt gestaltete Textilien im Wind wehen. „Was jeder individuell hergestellt hat, wird beim Trocknen auf der Leine zu einem Gesamtkunstwerk“, so die Mülheimer Künstlerin Sabrina Seppi, die diese Station leitet.
Der meiste Betrieb herrscht aber, wie wohl in den meisten Häusern, im „Wohnzimmer“. Das steht voller alter Möbel, überall streichen Menschen die grauen und braunen Einrichtungsgegenstände bunt. „Es geht darum, die Dinge so verändern, dass alles anders wird“, erklärt Kursleiterin Kirsten Uecker, „aus den altbackenen Möbeln wird etwas Buntes und Neues.“
Ein Sinnbild für die gesamte Kunstaktion: Aus den alten, grauen Bahnbögen wurde an diesem Wochenende ebenfalls etwas Buntes und Neues. Montag aber verschwinden die Kunstwerke wieder und der graue Alltag kehrt ans Stadtviadukt zurück.
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