Mülheim. Stillstand bei Sapori d‘Italia: Nach Umzug ins Nachbarhaus ist der Mülheimer Delikatessen-Laden schon seit Wochen dicht. Kunden sind frustriert.

Seit Wochen ist es das gleiche Bild: Wenn Werner Lux aus dem Schaufenster seines Musikhauses an der Bachstraße schaut, sieht er auf der gegenüberliegenden Straßenseite regelmäßig enttäuschte Mülheimer stehen. „Die wundern sich, weil sie nach wie vor nicht bei ,Sapori d‘Italia‘ einkaufen können.“ Auch er selbst bedauert, dass der italienische Lebensmittelladen nach dem Umzug ins Nachbarhaus noch nicht wieder öffnen durfte. „Ich gehe da gern hin.“ Frustrierend ist der Stillstand aber vor allem für einen: den Inhaber. „Wenn das so weitergeht, wird es finanziell eng bei uns“, sagt der 50-Jährige, den die meisten hier als Lorenzo kennen.

Seit Jahren läuft sein Feinkostgeschäft gut, irgendwann wurden dem Chef die 50 Quadratmeter seines Ladenlokals im Erdgeschoss der Bachstraße 31 zu klein. Für ihn war es ein Glücksfall, dass das Fachgeschäft „Wollstyle“ im Nachbarhaus vor der Schließung stand. Der Weg zur doppelt so großen Verkaufsfläche in unmittelbarer Nähe war frei. Lorenzo griff zu. Das freut Nachbar Thomas Pips vom gleichnamigen Waffengeschäft ein paar Häuser weiter: „Sapori d‘Italia ist ein ganz wertvoller Laden für unsere Innenstadt. Er zieht sogar Kunden aus Nachbarstädten an.“

Inhaber hatte im Februar erstmals Kontakt zur Mülheimer Stadtverwaltung

Dass das Geschäft nun seit Wochen brachliegt, weil das Genehmigungsverfahren kein Ende findet, ärgert Lorenzo und seine Frau Maria, die häufiger bei ihm aushilft. Schon im Februar habe man Kontakt zur Stadtverwaltung gesucht, sei dann Ende März zuversichtlich von dem einen in das andere Ladenlokal gewechselt. Ein Blick durchs Schaufenster zeigt: Längst ist alles fertig angerichtet. Gläser mit Oliven stehen neben denen mit Tomaten, Zwiebeln neben Bohnen.

Seit Wochen stehen die Kunden des Mülheimer Feinkostladens „Sapori d‘Italia“ vor verschlossener Tür. Der Inhaber ist mit seinem Geschäft ins Nachbarhaus gezogen und durfte seither nicht wieder aufmachen. Ein Zettel im Fenster kündigt die Neueröffnung an, doch besagt auch: Ein Datum gibt es noch nicht.
Seit Wochen stehen die Kunden des Mülheimer Feinkostladens „Sapori d‘Italia“ vor verschlossener Tür. Der Inhaber ist mit seinem Geschäft ins Nachbarhaus gezogen und durfte seither nicht wieder aufmachen. Ein Zettel im Fenster kündigt die Neueröffnung an, doch besagt auch: Ein Datum gibt es noch nicht. © WAZ | Deike Frey

Aber irgendwie hakt es mit der erforderlichen Nutzungsänderung: „Dabei haben wir schon dreimal Unterlagen abgegeben“, erzählt Maria, „und zum Beispiel einen Ingenieur mit der Brandschutzplanung beauftragt.“ Zuletzt sei die Nachfrage der Behörde „schon fast lächerlich“ gewesen, findet sie. „Wir sollten mitteilen, wie unsere Kellerräume heißen. Da haben wir dann einfach nur geschrieben: Kellerraum eins und Kellerraum zwei.“ Immer wieder habe man Informationen nachgereicht, doch das sei offenbar nicht ausreichend für die deutsche Bürokratie.

„Wir entschuldigen uns bei Ihnen für die durch die Bürokratie verursachten Unannehmlichkeiten“

„Wir hoffen sehr, dass es jetzt endlich schneller geht. Mein Mann möchte so gern wieder aufmachen“, sagt Maria. Leider wisse man nicht, wie der aktuelle Verfahrensstand sei. Das verrät auch die kleine Notiz im Schaufenster: Dort wird die Neueröffnung mit dem ernüchternden Zusatz „Ein festes Datum haben wir noch nicht“ angekündigt. In den sozialen Netzwerken hat sich das Paar ähnlich geäußert: „Wir entschuldigen uns bei den Kunden für die durch die Bürokratie verursachten Unannehmlichkeiten“, heißt es dort. „Wir können es kaum erwarten, stärker als zuvor zurückzukehren und Sie mit unseren Spezialitäten zu begeistern.“

Das ewige Warten, sagt Maria, sei belastend: „Der Stress geht auf unsere Gesundheit.“ Zwei Monate sei der Laden nun zu, zwei Monate fehlt es an Einkommen: „Wir müssen aber weiter Miete zahlen, Krankenkasse und alles andere.“ Man fürchte, dass es bald wirklich knapp wird.

Bauaufsichtsleiter: „Wir mussten bereits zum zweiten Mal Nachforderungen stellen“

Von der Stadt heißt es zum Verfahren der Nutzungsänderung unterdessen auf Nachfrage: Leider enthalte der Antrag der Geschäftsleute noch immer Mängel und sei somit nicht genehmigungsfähig. „Die Bauaufsicht hat bereits zum zweiten Mal Nachforderungen gestellt“, so Axel Booß, Leiter des Amtes für Bauaufsicht und Denkmalpflege.

Laut Verwaltung sind nicht alle erforderlichen Brandschutzangaben in den Planzeichnungen zu finden. So seien etwa Fragen offen zum Kellergeschoss „und damit zur brandschutztechnischen Qualität der Kellerdecke“. Einige Eintragungen im Plan des Brandschutzkonzeptes seien „nicht rechtskonform und teilweise nicht korrekt“, betont Booß. Darüber hinaus müsse noch erläutert werden, wie man die Barrierefreiheit der Eingangstür sicherstellen will. Und auch ein spezieller Nachweis zur Gebäudeklasse fehle.

Wenn alle Unterlagen vollständig sind, steht eine abermalige bauaufsichtliche Prüfung an

Wenn alle Unterlagen vollständig sind, steht laut Booß „eine abermalige bauaufsichtliche Prüfung“ an. Was das zeitlich für die Wiedereröffnung des beliebten Sapori d‘Italia heißt, vermochte der Bauaufsichtsleiter nicht zu sagen: „Aussagen über eine Zeitschiene sind generell schwierig, weil beispielsweise Aufgaben der Gefahrenabwehr stets aufkommen könnten und Vorrang in der Bearbeitung hätten.“

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