Kamp-Lintfort. Ein 29-Jähriger musste sich wegen Beleidigung verantworten. Der Kamp-Lintforter soll einen Arzt bedroht haben. Wie sich beide im Gericht begegneten.

Während der gesamten Vernehmung hatte der Angeklagte, ein 29-jähriger Kamp-Lintforter, den Zeugen gemustert. Hatte den Blick immer auf den Arzt aus Duisburg gerichtet. Zwischendurch immer wieder leise dessen Angaben kommentiert: „Das alles ist zu 80 Prozent gelogen.“ Und nach einer kurzen Verhandlungspause bedrohte der Angeklagte den Zeugen auch noch, der inzwischen im Besucherbereich Platz genommen hatte. „Er hat mich auf arabisch beleidigt“, erklärte der Zeuge auf Nachfrage des Staatsanwaltes. Auch nach Ende der Verhandlung war dem Duisburger die Situation noch nicht ganz geheuer: „Ich warte besser noch ein paar Minuten.“

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Am 5. April vergangenen Jahres hatte der Kamp-Lintforter den Zeugen, der in der Notfallpraxis am Krankenhaus Bethanien eingesetzt war, gegen 16 Uhr im Beisein seiner Lebensgefährtin aufgesucht. Er bräuchte wegen einer Schulterverletzung schmerzlindernde Medikamente. Doch der Arzt konnte die gewünschten Schmerzmittel nicht sofort besorgen, auch nicht auf Nachfrage im Krankenhaus. Zunächst verließ der Kamp-Lintforter die Praxis wieder, kehrte aber gegen 18 Uhr mit der Lebensgefährtin zurück. Während der Arzt sein Auto auf dem Parkplatz aufsuchte, stand der Angeklagte plötzlich vor ihm, zeigte sich aggressiv und fordernd. Mehrfach fiel das Wort „Hurensohn“, zudem soll der Angeklagte gesagt haben: „Ich werde dich finden, ich hab meine Leute in Duisburg.“

Krankenschwester befürchtete, die Situation würde eskalieren

Die Krankenschwester hatte die lautstarke Auseinandersetzung gehört, war nach draußen geeilt und hatte die Polizei gerufen. Vor dem Eintreffen der Beamten waren der Angeklagte und seine Frau aber mit dem Auto weggefahren. „Diese akute Bedrohung war für mich sehr beängstigend“, schilderte der Arzt im Zeugenstand. „Ich hatte Angst um Leib und Seele. Und davor, dass er mich aufsucht.“ Eine derartige Situation habe er im Beruf noch nicht erleben müssen. Die Krankenschwester bestätigte die Angaben des Arztes und gab an, damit gerechnet zu haben, dass der Angeklagte noch einmal wiederkommt. Sie habe dann die Schimpfwörter gehört und auch gesehen, wie der Angeklagte das Auto-Kennzeichen des Arztes fotografierte: „Ich hatte die Befürchtung, dass die Situation eskaliert.“

Der Kamp-Lintforter war früher Fitness-Trainer, hat aber derzeit kein Einkommen und bezieht Bürgergeld. Der Vater von zwei Kindern (2 und 5 Jahre) leidet unter einer paranoiden Schizophrenie und Depressionen, hat auch Drogen genommen. „Ich bin komplett am Ende, weiß nicht, wo mir der Kopf steht“, erklärte er zu Beginn der Verhandlung. Nach einem sechswöchigen Aufenthalt in der Psychiatrie in Rheinberg hoffe der Kamp-Lintforter nun auf einen Langzeitentzug in Süddeutschland, wie auch sein Betreuer bestätigte.

Dem Antrag der Staatsanwaltschaft, auf die ehemalige Lebensgefährtin als Zeugin zu verzichten, wollte die Richterin indes nicht nachkommen. Sie könne den Angeklagten entlasten, deshalb sei ihre Vernehmung erforderlich und auch keinesfalls bedeutungslos. Auch die beiden Rechtsanwälte hatten erklärt, sie könnten nicht auf die Zeugin verzichten. Somit wurde ein Fortsetzungstermin für den 10. März angesetzt. Dann werden auch die beiden weiteren Zeugen, die am Montag fehlten, erscheinen müssen.

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