Kamp-Lintfort. Historische Regenmengen, aber auch Rekord-Schadensmeldungen: Das Jahr 2024 hatte es in sich. Wie sich die Lineg auf die Zukunft vorbereitet.
Lineg-Chef Volker Kraska bringt es auf den Punkt: „So etwas haben wir noch nicht erlebt.“ Das Wasserwirtschaftsjahr 2024 wird als das regenreichste Jahr im Lineg-Gebiet seit Gründung der Genossenschaft im Jahr 1913 in die Annalen eingehen. Der Jahresniederschlag betrug 1.118,6 Millimeter pro Quadratmeter, das ist fast doppelt so viel wie im bislang trockensten Jahr 2018, hier waren es ganze 613 Millimeter. Geprägt war das nasse Jahr aber auch von einem weiteren Wetterextrem, nämlich lang anhaltenden hohen Rheinwasserständen.
Beide Phänomene zusammen sorgten für einen weiteren Rekord bei der Lineg: Noch nie musste sich die Genossenschaft mit so vielen Schadensmeldungen auseinandersetzen. Keller, die unter Wasser standen oder überflutete Weide- und Ackerflächen: Satte 370 Fälle gingen in diesem Jahr bei der Lineg ein, sonst, so Gesa Amstutz, Geschäftsbereichsleiterin Wassertwirtschaft, seien es im Schnitt fünf bis zehn Meldungen im Jahr. In 75 Prozent der Fälle wurde eine Regulierung abgelehnt, weil die Lineg nicht zuständig war. „Bei den restlichen 25 Prozent sind wir dabei, die Schäden abzuwickeln“, so Amstutz. Verpflichtet, den Grundwasserstand zu regulieren, ist die Lineg nur da, wo der Bergbau den Boden abgesenkt hat. Kraska: „Wir haben gesetzliche Auflagen, wo wir was tun müssen.“
Grundwasserpegel ist angestiegen, Böden sind gesättigt
„Wir haben im gesamten Verbreitungsgebiet einen erheblichen Anstieg der Grundwasserpegel, die Böden sind gesättigt“, machte Kraska weiter deutlich. Man müsse sich darauf einstellen, dass es auch im nächsten Jahr erhöhte Grundwasserstände geben werde. Das Defizit vergangener Jahre sei aufgeholt. „Jetzt müssen alle Beteiligten gemeinsam Sorge tragen, dass wir so eine Situation beherrschen können“, richtet der Lineg-Chef auch einen Appell an die Kommunen, Behörden und die Bürger im Lineg-Gebiet.
Konkret bedeute dies beispielsweise für die Kommunen, solche Lagen bei neuen Bauvorhaben mitzudenken, Behörden müssten mithelfen, erforderliche Maßnahmen schneller umzusetzen. Gefragt seien aber auch die Bürger selbst: „Jeder ist für sein Eigentum verantwortlich“, so Kraska. Dies könne eben auch bedeuten, selbst entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.
Kurzfristig stelle sich die Lineg selbst mit ihrer Technik auf solche Situationen ein. „Aber langfristig wird eine Fokussierung auf technische Lösungen allein nicht mehr reichen“, machte Kraska deutlich. Dann ginge es unter anderem darum, andere Ableitungswege zu definieren und über andere Bauplanungen nachzudenken. Kraska: „Das Jahr war in vielerlei Hinsicht besonders. Wir haben gemerkt, dass wir hier am Niederrhein eine spezielle Situation haben. Bei allen Schwierigkeiten aber glaube ich, dass wir einen guten Job gemacht haben.“
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Jedes Jahr Ende Oktober zieht die Lineg Bilanz zur Niederschlagsmenge, zu den Grundwasserspeichern sowie zu den Auswirkungen des Klimawandels. Das aktuelle Wasserwirtschaftsjahr in Zahlen: Am niederschlagsreichsten Tag fielen 68 Millimeter pro Quadratmeter. Besonders nass war der Monat Mai, hier fiel drei Mal so viel Niederschlag wie normal. Es gab 52 Sommertage (Tageshöchsttemperatur mindestens 25 Grad) und 15 heiße Tage (Tageshöchsttemperatur mindestens 30 Grad), 30 Frosttage (Tageshöchsttemperatur maximal 0 Grad) und einen Eistag (Tageshöchsttemperatur stets unter 0 Grad). Die Höchsttemperatur betrug 36,5 Grad, die tiefste Temperatur -7,4 Grad.
Die Lineg
Die Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) kümmert sich um ein Verbandsgebiet von 624 Quadratkilometern mit den Kommunen und Städten Alpen, Duisburg, Issum, Kamp-Lintfort, Kempen, Krefeld, Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Sonsbeck, Wesel und Xanten. Sie unterhält unter anderem 2165 Grundwassermessstellen, 19 Niederschlagsmessstellen, sechs Kläranlagen und 151 Grundwasserpumpanlagen.