Neukirchen-Vluyn/Rheurdt. In der Ratssitzung in Neukirchen-Vluyn kritisierten einige Dauercamper vom Hoschenhof die Politik scharf. Wie es jetzt dort weitergehen soll.
Etliche Bewohnerinnen und Bewohner vom Campingplatz am Hoschenhof, der seit Wochen in der Diskussion steht, kamen am Mittwochabend zur Ratssitzung, um ihren Unmut über die derzeitige Situation kundzutun. Nachdem sie sich in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses noch zurückgehalten hatten, meldeten sie sich nun in der Einwohnerfragestunde zu Wort. Wie berichtet geht es am Hoschenhof momentan darum, zwingend einen Abstand von fünf Metern zwischen den einzelnen Gebäuden herzustellen, um eine drohende Nutzungsuntersagung abzuwenden. Das neue Konzept müssen die Verpächter durchsetzen, eine behördliche Überprüfung hatte ergeben, dass an vielen Stellen im Notfall kein Durchkommen für die Feuerwehr möglich ist. 2025 soll zudem ein neuer Bebauungsplan rechtskräftig werden. Für die Dauercamper bedeutet das in vielen Fällen den Abriss oder Rückbau ihrer Heime.
Angelika Kempkes beispielsweise lebt seit rund 24 Jahren in Neufeld. Sie sei blind, erklärte sie in der Fragestunde. „Veränderungen sind ein herber Schlag für mich.“ Gegen den Brandschutz sei ja nichts einzuwenden. „Aber mit der Art und Weise habe ich ein Problem“, sagte die Dauercamperin. Im Folgenden fragte sie nach konkreten Maßnahmen und nach der Zeitschiene. Der technische Beigeordnete Ulrich Geilmann sagte, man sei wegen des Brandschutzes in der Klärung. Es gehe um einen genehmigungsfähigen Übergang. Jede Parzelle sei zu beobachten. Im zweiten Schritt gehe es um die Bauleitplanung, das müsse man gemeinsam mit der Gemeinde Rheurdt auf den Weg bringen. Man werde versuchen, im Zuge der Bauleitplanung beim Thema Abstandsflächen Ersatz zu schaffen. Der Umfang sei noch offen, der Eigentümer müsse einen Vorschlag machen. „Solange der Vorschlag nicht vorliegt, kann ich über die Zeitschiene nichts sagen“, so Geilmann.
Über künftiges Dauerwohnrecht wird noch entschieden
In Neukirchen-Vluyn gebe es das Problem der Abstandsflächen, in Rheurdt zudem das der Zugänglichkeit. „Ob ein Dauerwohnen noch zulässig sein wird, ist noch nicht entschieden“, sagte der technische Beigeordnete. Man müsse von einer Wochenendhaussiedlung sprechen. Daraufhin meldete sich Jürgen Josten zu Wort, der Angelika Kempkes beim Gang zum Mikrofon begleitet hatte. Die Politik habe jahrelang weggeschaut. „Jetzt wird da mit der Brechstange rangegangen.“ Geilmann entgegnete, dass es baurechtliche Vorgaben gebe. „Da geht es in erster Linie um Sicherheit und Ordnung.“ In Neukirchen-Vluyn denke man über eiine Erweiterung des Platzes nach.
Josten fragte dann, warum der Zustand seit 25 Jahren so sei, aber bei bisherigen Begutachtungen nichts geschehen sei. „Jetzt sind wir ja dabei, die Fragen zu klären“, so Geilmann, der auch erklärte, dass der Brandschutz sofort umgesetzt werden müsse. Als nächster meldete sich Josef Bertrams zu Wort, der anmerkte, dass schon 2023 im Flächennutzungsplan ein Dauerwohnsitz ausgeschlossen worden sei, es Anfang 2024 besagte Brandschau gegeben habe, aber erst sechs Monate später „der Stress begonnen habe“. Das brachte er mit Einspruchsfristen zusammen. Diesen Zusammenhang dementierte Geilmann und betonte, man schaffe hier jetzt Baurecht. Dann wurde der technische Beigeordnete etwas ungeduldig, weil mittlerweile eine Viertelstunde vorüber war und sagte: „Hier ist heute keine Bürgeranhörung zum Thema Hoschenhof.“ Es sei für ihn nicht klar, welche Gebäude genehmigungsfähig sind. Bürgermeister Ralf Köpke brach den Austausch gegen 17.20 Uhr ab.
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„Pächter, die körperlich und emotional am Ende sind“
Bewohnerin Tatjana Lennartz, die aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Sitzung kommen konnte, schilderte unserer Redaktion, dass sich auf dem Campingplatz eine Menge getan habe. „Um den Brandschutz zu gewährleisten, sind viele Rückbauten schon erfolgt und es sind schon einige Kündigungen ausgesprochen worden, da die Pächter nicht in der Lage waren, zurückzubauen - aus baulichen, finanziellen, oder arbeitstechnischen Gründen“, so die Dauercamperin. „Einige Pächter haben auch einen Rechtsanwalt zur Rate gezogen, da die Begründungen oft nicht nachzuvollziehen sind. Sie haben dann wenig mit der Einhaltung des Brandschutzes zu tun, sondern beziehen sich schon auf den zu erwartenden Bebauungsplan“, sagt Lennartz. Der sei zwar noch nicht genehmigt, müsse aber jetzt trotzdem schon oft als Begründung herhalten. „Die Unsicherheit der Pächter und die manchmal nicht nachzuvollziehenden Begründungen der Verpächter gehen vielen an die Nerven und hinterlässt Pächter, die nicht nur körperlich, sondern auch emotional am Ende sind.“